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Sylvan / Blind Ego - Hamburg/Logo - 06.05.2007

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Nur eine handvoll erwartungsfroher Gäste versammelt sich an diesem Sonntag Abend im Hamburger Logo, während draußen in der Dämmerung die ersten Regenwolken seit Wochen den sonnenverwöhnten Frühlingshimmel der Hansestadt überziehen. Das geringe Interesse an diesem Konzert ist kaum nachvollziehbar: Mit BLIND EGO und SYLVAN betreten nicht nur zwei mehr als gutklassige Prog Bands die Bühne – SYLVAN bestreiten in Hamburg auch noch ein Heimspiel, was normalerweise ja zu einem erhöhten Interesse führen sollte…

Aber egal. BLIND EGO betreten pünktlich um 21 Uhr die Bretter des kuscheligen LOGOS und präsentieren ihr Debüt-Album „Mirror“, das von RPWL-Gitarrist Kalle Wallner komponiert und natürlich auch mit seinem Gitarrenspiel verziert wurde. Wer floydsche Blind Ego LiveKlang-Elegien der Hauptband Wallners erwartet, ist hier schief gewickelt: BLIND EGO gehen wesentlich direkter und auch rockiger zu Werke als RPWL, wobei aber vor allem der solierende Sechssaiter mit seinem gefühlvollen, cleanen Klang durchaus an die süddeutschen Pink Floyd Verehrer erinnert. Eine illustre Musikerschar hat sich auf der kleinen Bühne versammelt: Paul Wrightson (Gesang) und John Jowitt (bass) musizierten bis ins Jahr 1998 bei der britischen Prog-Legende ARENA und enttäuschen zu keiner Sekunde. Vor allem Wrightson zeigt sich stimmgewaltig (wenn es der Song denn zulässt) und trifft den theatralischen Neo-Prog Sound genauso sicher, wie die „derbe“ Rock-Röhre. Höhepunkt der Show sind das hymnische „Moon And Sun“ und die Gänsehaut Nummer „Black Despair“, bei der Wrightsons Stimme seine volle Entfaltung erlangt.

Die Stimmung ist trotz weniger Besucher bestens, es wird ausgiebig applaudiert und gejohlt – und das, obwohl SYLVAN noch nicht mal die Bühne betreten haben. Nach einer kurzen Umbauphase hinter einem schwarzen Vorhang ist es soweit: Marco Glühmann und Matthias Harder am Schlagzeug eröffnen das Konzert mit „Signed Away“ (?) quasi im Duett, bevor der Rest der Gruppe zum Superhit „One Step Beyond“ vom „Presets“-Album die Bühne betritt. Kay Söhl an der Gitarre kann aus privaten Gründen nicht an der SYLVAN-Tour teilnehmen und wird äußerst kompetent von Guido Bungenstock ersetzt, der schon für RAIN FOR A DAY (das Nebenprojekt von Schlagzeuger Harder) auf der Bühne stand. Die Stücke vom sehr poppigen „Presets“ wirken live etwas roher und rockiger als die Albumversionen, was den Songs auch sehr gut zu Gesicht steht. Glühmanns Gesang scheint etwas zu sehr in den Hintergrund gemischt zu sein, was sich Sylvan Liveim Laufe des Konzerts aber bessert (oder die Ohren des Rezensenten haben sich einfach daran gewöhnt…). Die Hamburger konzentrieren sich erstmal auf die beiden neusten Alben und bringen auch Stücke vom düster-melancholischen Konzeptalbum „Posthumous Silence“ – erstaunlich, wie diese introvertierten Stücke live funktionieren: Bei den „spoken word“ Passagen vom Band kommt richtig Gänsehautstimmung auf. Gutes Stichwort! Guido Bungenstock legt ein paar leidenschaftliche Soli hin, daß es einem wohlig den Rücken rauf und runter läuft: Das ist leidenschaftliche Musik zum Mitfühlen und –erleben!

Der Schreiber dieser Zeilen muß das Konzert leider um Mitternacht verlassen, um noch den letzten Bus in den einsamen Norden Hamburgs zu erwischen. Sehr schade, denn SYLVAN haben an diesem Abend vor kleinem Publikum Magie zelebriert. Man darf sehr gespannt sein, wenn am 1. September 2007 im Theater Kampnagel in Hamburg „Posthumous Silence“ in voller Länge aufgeführt und für eine DVD mitgeschnitten wird. Wer da nicht dabei ist, dem ist auch nicht mehr zu helfen...

Nils Herzog (Info)

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Live-Fotos

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