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The Devil's Blood / Urfaust - Köln, Underground - 09.03.2012

The Devil's BloodVor etwas mehr als fünf Monaten spielten THE DEVIL'S BLOOD im Rahmen der Listening Session zum aktuellen Album "The Thousandfold Epicentre" einen Try-Out-Gig im Kölner Underground. Dem Ereignis beiwohnen durften damals nur geladene Gäste. Anders am Freitag, den 9. März. Da sind die niederländischen Okkultrocker wieder zu Gast im Underground und dieses Mal darf kommen wer will - und noch an eine Karte kommt, denn das Underground ist an diesem Abend ausverkauft.

Angesichts der immer noch steigenden Popularität der Band ist es ein bisschen verwunderlich, dass man sich für ein Konzert im Underground entschieden hat, denn der Hinterhofclub in Ehrenfeld hat ein Fassungsvermögen von gerade mal 350 Leuten. Und dann ist der Laden auch wirklich rappelvoll. So auch an diesem Abend. Das Publikum steht direkt an der nicht sonderlich hohen Bühne - ein Grund, warum es in diesem Bericht nur Bilder "aus der Ferne" gibt. Die Vorstellung, sich für ein paar Bilder durch das eng stehende Publikum nach vorne zu schieben, ist alles andere als verlockend. Wer aber ganz vorne steht, sieht, dass die Bühne mit Kerzen und einem kleinen Altar dekoriert ist, im Hintergrund prangt das Bandlogo in rot auf dem Banner. 

Mit dabei sind an diesem Abend die Landsleute von URFAUST und vor dem Konzert macht das Gerücht die Runde, dass eine weitere Vorband spielen wird und dass THE DEVIL'S BLOOD erst um 22.30 Uhr anfangen. Also hat man noch genug Zeit, sich im Kneipenraum des Undergrounds zu unterhalten und das eine oder andere Kölsch zu kippen. Dachte man zumindest. Auf die Frage an Tourleiter Bidi, welche Band denn noch im Vorprogramm spiele, bekommt man nämlich als Antwort, dass nur URFAUST dabei sind und keine weitere Band. Der Blick auf die Uhr verrät, dass jene auch schon seit 20 Minuten spielen. Also schnell mal rüber in den Konzertsaal und gucken, wie die sich so machen. Schon jetzt ist kaum ein Durchkommen und so schiebt man sich geduldig in den Bereich vor der Bühne. Viel sieht man jedoch nicht. Erstaunlicherweise sind dort tatsächlich nur zwei Personen zu erspähen, nämlich Drummer VRDRBR sowie Gitarrist und Sänger IX. Einen Bassisten sieht man nicht, man hört aber einen Bass. Ob der nun vom Band kommt oder ob jemand neben der Bühne steht und die Bassspuren beisteuert, bleibt unklar. Genauso unklar, wie das, was IX von sich gibt. Denn bei URFAUST gibt es zum skurril-atmosphärischen Sound geleiert geschrienen Gesang. Das ist eine ungewöhnliche, wie gewöhnungsbedürftige Angelegenheit, die beim Publikum aber gut ankommt. Schade nur, dass kein Song vom aktuellen Album "Der freiwillige Bettler" zum Zuge kommt, stattdessen beschränkt man sich auf Songs der ersten beiden Alben sowie von diversen Splitveröffentlichungen - für echte Fans der Band jedoch sicherlich ein erfreuliches Unterfangen.

The Devil's BloodMit den Klängen von "Unending Singularity" beginnt um 21 Uhr eine Reise in musikalische Welten, die ihresgleichen sucht und mehr als anderthalb Stunden dauert. Und die - mal wieder oder auch wie immer - so grandios ist, dass man kaum Worte findet, um sie angemessen zu beschreiben. Und die ihren orgiastischen Höhepunkt in einer so unglaublich geilen Version des Übersongs "Voodoo Dust" findet, dass man zu Tränen gerührt ist ob der Gitarrenharmonien, die erklingen. Doch zurück zum Anfang. Auf den Introsong folgt natürlich "On The Wings Of Gloria", dieser spektakuläre Ohrwurm, der sofort in seinen Bann zieht. Und sofort stellt man fest, dass der Gitarrensound an diesem Abend genauso überirdisch gut ist, wie die drei Gitarristen selber. Wärmer, lebendiger können Gitarren auf einem Livekonzert nicht klingen, die angenehme Lautstärke tut ihr übriges. Über das, was man auf der Bühne sieht, muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Farida steht götzengleich vor dem Mikrofon, hat die Arme entweder in anbetender Manier seitlich gestreckt oder eng am Körper. The Devil's BloodWenn sie nicht singt, kniet sie vor dem Altar oder verlässt die Bühne bei längeren Instrumentalpassagen. Die vier Musiker an den Saiteninstrumenten sind das genau Gegenteil, zwar erlaubt es die Bühnengröße nicht, sich vom Platz weg zu bewegen, dafür werden die blutfeuchten Haare fliegen gelassen. Mit "Rivers Of Gold" und dem Singletrack "Fire Burning" folgen zwei eingängigere Nummern, bevor der Titeltrack des aktuellen Albums wieder die ausschweifendere Seite zeigt. En bloc folgen vier Songs des ersten Longplayers, das sphärische "House Of 10.000 Voices" macht den Anfang und über "The Time Of No Time" und "Evermore" legt man Druck zu, um das harte "Rake Your Nails Across The Firmament" anzuschließen.

Damit ist die Pflicht für THE DEVIL'S BLOOD erledigt und man kann zur Kür übergehen. Was das bedeutet, weiß man, wenn man die Band schon mal erleben durfte. Mit traumwandlerischer Sicherheit werden die Songs nun mit atemberaubender Gitarrenarbeit in die Länge gezogen und der Trip nimmt immer mehr an Intensität zu. "Come, Reap", "The Heaven's Cry Out For The Devil's Blood", "Cruel Lover" - pure Leidenschaft, pure Spielfreude, purer Genuss, purer Rausch. "Die The Death" wirkt wie eine Verschnaufpause bevor der Akt auf den unwiderruflichen Höhepunkt zusteuert. "Voodoo Dust", "The Madness Of Serpents" und natürlich "Christ Or Cocaine" zum Abschluss - nein, es geht nicht geiler. 

Ein paar Beobachtungen zum Abschluss. Eine gerissene Saite am Bass lädt zum kurzen Improvisieren ein, ist aber kein Grund, sich aus dem Konzept bringen zu lassen. Und wenn man ganz genau hinschaut, dann sieht man, wie die Gitarristen auf der Bühne mit Blicken kommunizieren und so abstimmen, wer wann das nächste Solo spielt. Schöner ist es aber, mit geschlossenen Augen den Ohren die Wahrnehmung zu überlassen und einfach nur zu genießen, was man da hört.

The Devil's Blood

Andreas Schulz (Info)