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Wacken Open Air 2012 - Samstag - Wacken - 04.08.2012

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Der dritte Festivaltag ist bekanntlich der, an dem es am schwersten fällt, sich aufzuraffen. Aber es hilft ja alles nichts, nach der morgendlichen Grundreinigung steht schon der erste Termin an: ein Interview mit WATAIN, das es demnächst hier zu lesen gibt. Das Gespräch ist für 12 Uhr angesetzt, zunächst findet sich aber kein Interviewpartner. Das miese Wetter hat nämlich zur Folge, dass ein Fahrverbot für das gesamte vermatschte Gelände ausgesprochen wird. Zwar darf man wegfahren (was ziemlich viele anscheinend genervte Besucher auch tun), aber nicht wieder auf das Gelände rauffahren. Was zur Folge hat, dass auch der WATAIN-Van zunächst keinen Einlass bekommt. Und so wartet man anderthalb Stunden am vereinbarten Ort auf die Ankunft von Sänger Erik und verpasst dadurch GAMMA RAY. Da die Bühne aber nicht allzu weit weg ist, hört man, dasParadise Losts Kai Hansen und seine Mannschaft eine ordentliche Setlist mit vielen Hits zum Besten geben. Nachdem das Interview dann irgendwann doch noch stattgefunden hat, geht es aufs Gelände und an der Black Stage vorbei, auf der NAPALM DEATH gerade zugange sind. Ziel ist die Party Stage, auf der PARADISE LOST am sehr frühen Nachmittag ihren Auftritt haben. Letztlich bekommen wir mit "One Second", "Fear Of Impending Hell", "Fear Divides Us – Death Unites Us" und "Say Just Words" nur noch die letzten vier Tracks mit, dabei hinterlassen die Briten aber einen recht guten Eindruck, die Zeit der lustlosen Pflichtauftritte ist wohl endgültig vorbei. Gut so. (ASZ)

Setlist PARADISE LOST:

The Enemy
Honesty in Death
Erased
As I Die
Tragic Idol
Forever Failure
One Second
Fear of Impending Hell
Faith Divides Us - Death Unites Us
Say Just Words


Man darf positiv überrascht sein, wie groß das Interesse am frühen Nachmittag an AXEL RUDI PELL ist, schließlich steht auf der True Metal Stage jetzt das mit melodischste und seichteste Programm des Festivals an. Dass die Reihen nicht nur aufgrund des ausnahmsweise mal erträglichen Wetters so gut gefüllt sind, wird an den positiven Reaktionen des kundigen Publikums dann aber schnell deutlich. Der international besetzte Fünfer bietet Hardrock und Melodic Metal ohne Firlefanz, dafür mit spielerischer Klasse, und das hat sich auch bis nach Wacken herumgesprochen (zumindest unter den Besuchern, die tatsächlich wegen der Musik hier sind). Der blonde Gitarren-Wizzard, der sich auch heute gewohnt wortkarg gibt und stattdessen sein Arbeitsgerät ausführlich sprechen lässt, hat sich die Anerkennung durch seine Beständigkeit und als feste Größe der heimischen Szene auch redlich verdient. Zudem gibt es hier den wohl technisch besten Sänger des Wochenendes zu hören. Johnny Gioeli ist auch äußerst wohlgelaunt und reißt mit Hummeln im Hintern wieder etliche Meter auf der Bühne ab. Axel Rudi Pell Die Solopassagen seines Chefs, bei dem selbstredend auch heute keine Spielfehler zu entdecken sind, überbrückt der Ami mit seiner Luftgitarre und einigen Albernheiten, sobald er aber am Zug ist, weiß er mit seiner perfekten Darbietung einmal mehr zu beeindrucken. Dass der Mann verdammt gut singen kann, sollte selbst den größten Kritikern der Band einigen Respekt abringen. Auch der Rest der eingespielten Mannschaft - bestehend aus Volker Krawczak, der Axel seit frühen STEELER-Tagen treu mit seinem Bass zur Seite steht, dem ebenso heißbegehrten wie auch aus diesem Grunde nicht unumstrittenen Kraft-Drummer Mike Terrana sowie dem ebenfalls recht häufig fremdorgelnden Ferdy Doernberg - strahlt eine Menge Spielfreude aus. Der übergroße Gong hinter dem Drumkit wirkt zwar etwas albern, wird er doch nur einmal kurz gebraucht, dafür bleiben wir diesmal von einem Drum-Solo verschont, das auf einem Festival bei begrenzter Spielzeit einfach unpassend ist. Die Setlist besteht ausgewogen aus neuen Songs wie "Ghost In The Black", "Before I Die" (bei dem der Regen dann doch zurückkehrt) sowie dem wie ein flockiger Southern Rocker beginnenden Titelsong des aktuellen Albums "Circle Of The Oath" und Altbewährtem wie "Strong As A Rock", "Tear Down The Walls", dem zwischenzeitig in DEEP PURPLEs "Mistreated" abbiegende "Mystica" und dem bekannten Medley "The Masquerade Ball/Casbah/Dreaming Dead" inklusive "Whole Lotta Love"-Anspielung. Nach der Bandvorstellung besorgt mit "Nasty Reputation" dann ein Hit aus frühen Tagen den würdigen Abschluss eines Auftritts, der eine Menge positive Energie ausgestrahlt hat - und somit einen guten und nur zu gern genommenen Kontrast abgibt zu den vorherrschenden trüben Aussichten, die unerbittlich immer wieder am Himmel auftauchen. (LS)

Setlist AXEL RUDI PELL:

The Guillotine Suite (Intro)
Ghost In The Black
Strong As A Rock
Before I Die
The Masquerade Ball/Casbah/Dreaming Dead
Mystica
Circle Of The Oath
Tear Down The Walls
Nasty Reputation


Bei den Thrash-Fans sind TESTAMENT dank des bärenstarken neuen Albums "Dark Roots Of Earth", dessen Cover als Backdrop die True Metal Stage ziert, derzeit in aller Munde. Das ist der Band um den mittels Patch auf seiner Weste selbsternannten 'Chief' Chuck Billy scheinbar auch völlig klar und dementsprechend selbstbewusst legen sie mit dessen Opener "Rise Up" fulminant los. Und dabei sind sie laut, sehr laut. Durch diesen anhaltenden Faustschlag aus den Verstärkertürmen sind die Fans nicht nur in den vorderen Reihen von Beginn an hellwach und gehen sofort voll mit, erst recht, da die Bay-Area-Legende übergangslos mit "TestamentThe New Order" und "The Preacher" nachlegt. Dennoch ruht sich die auch in ihren einzelnen Bestandteilen äußerst namhafte Truppe keineswegs auf alten Lorbeeren aus. Insgesamt spielen sie vier neue Stücke und die können allesamt einwandfrei mit den Klassikern mithalten. Besonders "Native Blood", die aktuelle Single und das Video, ist nach dieser Vorstellung schon jetzt nicht mehr aus der Live-Setlist wegzudenken. Dass der äußerst fit wirkende Frontmann auch die Texte von den nicht minder gut einschlagenden "True American Hate" und "Dark Roots Of Earth" teilweise noch ablesen muss und dementsprechend bei den neuen Tracks immer an der selben Stelle auf der Bühne steht, tut der mitreißenden Vorstellung keinen Abbruch. Mit der geballten Kompetenz an seiner Seite kann aber eh nichts schiefgehen. Bass-Spezialist Greg Christian ist nicht nur Fels in der Brandung, sondern sorgt auch für die brachialen Backing Vocals, und das Gitarrendoppel Eric Peterson und Alex Skolnick feuert präzise seine Riffsalven ab und ergänzt sich nicht nur perfekt, wenn sie sich wie bei "More Than Meets The Eye" duellieren. Und was Ausnahme-Kesselflicker Gene Hoglan veranstaltet ist sowieso eine einzige Augen- und Ohrenweide. Bei "Into The Pit" kommt das Volk so richtig in Fahrt und in den vorderen Reihen wird der Songtitel nur zur gerne als Befehl entgegengenommen. "Practice What You Preach" und "Over The Wall" folgen, und nach der weiteren Doublebass-Attacke "D.N.R." verschwindet die Band wortlos von der Bühne. Kurz darauf werden zwei Banner über die Verstärker-Reihen geworfen: 'FREE RANDY'. Ein nach dem von SACRED REICH weiteres Statement für LAMB OF GOD-Sänger Randy Blythe, der zu diesem Zeitpunkt noch in der Tschechischen Republik in Haft sitzt. Oder doch nicht? Denn kurz danach verkündet Chuck freudestrahlend: 'Randy is free'. Diese Nachricht scheint noch zusätzliche Energien für "3 Days In Darkness" freizumachen und auch das Publikum hat noch reichlich Reserven über. Mit der Vorstellung der einzelnen Musiker endet dann ein saustarker Gig, mit dem TESTAMENT den hervorragenden Eindruck vom aktuellen Album nicht nur bestätigen, sondern auch ihren Platz in der Speerspitze der Thrash-Szene weiter festigen. (LS)

Setlist TESTAMENT:

Rise Up
The New Order
The Preacher
Native Blood
True American Hate
More Than Meets The Eye
Dark Roots Of Earth
Into The Pit
Practice What You Preach
Over The Wall
D.N.R. (Do Not Resuscitate)
3 Days In Darkness


Cradle Of FilthNach dem starken Auftritt von TESTAMENT haben CRADLE OF FILTH es vergleichsweise schwer. Zum einen haben die englischen Düstermetaller nicht unbedingt den Ruf, eine spitzenmäßige Liveband zu sein, zum anderen haben sich ausgerechnet zu ihrem Auftritt alle Wolken verzogen und die Sonne brennt vom Himmel. Das sorgt auf der Bühne für vermehrten Schweißfluss bei den Beteiligten, man lässt sich davon allerdings nicht sonderlich beeindrucken und prügelt sich recht ordentlich durch eine ziemlich edle Setlist. Die Erwartungen waren an sich nicht sonderlich hoch, umso schöner, dass CRADLE OF FILTH an diesem Nachmittag den Beweis antreten wollen, dass sie es doch drauf haben. Giftzwerg Dani, der sich übrigens die Haare wieder wachsen lässt, hüpft ihn seiner recht eigenen Art über die Bühne und hat – was viel wichtiger ist – auch das derbste Gekreische immer noch (oder wieder) ziemlich gut drauf. Der Rest der Bande übt sich im Schütteln der Haarpracht und ordentlichen Posen und der Kameramann hat sichtlich gefallen an Keyboarderin und Backgroundsängerin Caroline Campbell, die auffällig oft auf der Videoleinwand zu sehen ist. Ob sie wirklich alle Parts, die auf den Alben von Sarah Jezebel Deva intoniert wurden, auch selber singt, lässt sich nicht so recht sagen, ab und an klingt es wie ein Sample, dann aber wieder hört man deutlich ihre Stimme. Das Publikum hat an der Darbietung aber definitiv seinen Spaß, überall sieht man die Matten fliegen, was angesichts von superben Songs wie "Her Ghost In The Fog", "The Forest Whispers My Name" oder  "Cruelty Brought Thee Orchids" auch nicht verwunderlich ist. CRADLE OF FILTH machen so ziemlich alles richtig, indem sie eine echte Best-of-Setlist mit vielen alten Krachern zusammen gestellt haben und da auch der Sound recht ordentlich ist, macht die Chose so richtig Spaß. (ASZ)

Setlist CRADLE OF FILTH:

Humana Inspired To Nightmare
Heaven Torn Asunder
Tragic Kingdom
Honey And Sulphur
Gilded Cunt
Lilith Immaculate
Nymphetamine (Fix)
Her Ghost in the Fog
Ebony Dressed for Sunset
The Forest Whispers My Name
Cruelty Brought Thee Orchids
From the Cradle to Enslave


Vor dem Endspurt ist dann nochmal Nahrungsaufnahme angesagt, weshalb AMON AMARTH, die den Platz mit den SCORPIONS getauscht haben (oder tauschen mussten), nur leise am Zeltplatz vernommen werden. Ist aber auch nicht weiter tragisch, da sich bei den "HAMMERFALL des Death Metals" eh jeder Song gleich anhört… Das schöne Wetter am frühen Abend lässt die Hoffnung aufkeimen, dass es für den Rest des Tages trocken bleibt, am Horizont sieht es allerdings schon wieder düster aus, so dass die Nordlichter unseres Teams weiteren Regen vorhersagen. Also wird doch noch die wasserdichte Windbreakerjacke ausgepackt, bevor es zu den SCORPIONS Scorpionsgeht. Die legendären deutschen Hardrocker sind bekanntlich auf ihrer Abschieds-oder-vielleicht-auch-nicht-Tour und machen dabei auch mal wieder in Wacken Halt, sechs Jahre nach ihrer "Journey In Time" im Jahre 2006. Natürlich ist es vor der Bühne knackevoll (zumindest da, wo keine Tümpel sind), denn wer weiß schon, ob und wann man nochmal die Gelegenheit bekommt, Rudi, Klaus, Matthias und die Anderen live zu erleben. Zumindest soll diese Show die letzte Open Air Show in Deutschland sein. Für mich ist es auch wieder etwas Besonderes, die Band zu sehen, die maßgeblich zu meiner Metal-Sozialisation beigetragen hat. Wenn man als kleiner Junge nämlich in Vaters Plattensammlung auch die SCORPIONS entdeckt, bleibt das eben nicht ohne Folgen. Wie bei den anderen Headliner-Bands ist die Bühne auch bei den Hannoveranern eines großen Events absolut würdig aufgebaut und die LED-Leinwände sowie die Lichtshow und die Pyroeinlagen sorgen für große Augen. Wie es sich für eine Band dieser Größenordnung gehört, stehen die Herren natürlich in glitzernden Rockstaroutfits auf der Bühne und besonders Gitarrist Rudolf Schenker post auf seine unnachahmliche, irgendwie übertriebene, aber trotzdem sympathische Art und Weise – auch wenn er die Sonnenbrille nicht abnehmen mag. Soviel zur Optik, die Akustik kann da zunächst nicht mithalten. Bei den ersten Songs "Sting In The Tail", "Make It Real" und "Is There Anybody There?" ist der Sound nämlich noch so leise, dass man sich auf Höhe Mitte des Feldes problemlos in normaler Lautstärke unterhalten kann. Böse Erinnerungen an den nicht zu hörenden SLAYER-Auftritt vor ein paar Jahren werden wach, aber zum Glück bessert sich die Lage noch, auch wenn es nicht mehr so richtig laut wird. ScorpionsDie Band muss aber erst mal auf Touren kommen, denn die ersten paar Songs sind zwar fast alles Klassiker, jedoch eher solche der nicht ganz so harten Sorte. Es folgen nämlich zunächst mit "The Zoo", "Coast To Coast" und "Loving You Sunday Morning" Songs, bei denen eher Mitwippen als Durchdrehen angesagt ist. Mit "Rhythm Of Love" und "Raised On Rock" zieht man dann Härtegrad und Tempo leicht an, dummerweise fängt es zeitgleich aber nochmal zu regnen an. Und zwar nicht nur ein bisschen, sondern noch einmal so richtig. Weshalb Flucht in den VIP-Bereich angesagt ist, in dem man zwar das Bühnengeschehen auf einer Leinwand sehen kann, aber nicht mehr allzu viel hört. Was angesichts der noch folgenden Songs wie "Dynamite", "Blackout" und "Big City Nights" schade ist. Auch die Zugaben sehen wir nur auf der Leinwand, die haben es aber in sich. Zu "Coming Home" wird eine Statue auf die Bühne gerollt, die die Form der berühmten SCORPIONS-Pyramide hat und die dann von leichtbekleideten Damen funkensprühend mit der Flex bearbeitet wird. Und mit einem Stahlslip kann man es auch zwischen den Beinen mal ordentlich sprühen lassen. Die zweite Zugabe ist die wohl beste Ballade, die es je gab, gibt und geben wird: "Still Loving You". Dass "Rock You Like A Hurricane" den fulminanten Schlusspunkt setzt, überrascht wohl niemanden. (ASZ)

Setlist SCORPIONS:

Sting in the Tail
Make It Real
Is There Anybody There?
The Zoo
Coast to Coast
Loving You Sunday Morning
Rhythm of Love
Raised on Rock
Tease Me Please Me
Hit Between the Eyes
Dynamite
Kottak Attack
Blackout
Six String Sting
Big City Nights
Coming Home
Still Loving You
Rock You Like a Hurricane


Aus (natürlich) rein subjektiver Sicht war die Running Order dieses Jahr extrem ungnädig: VOLBEAT zeitgleich mit CIRCLE II CIRCLE, OVERKILL zeitgleich mit GRAVEYARD, SACRED REICH zeitgleich mit WARBRINGER, OPETH zeitgleich mit RED FANG und CORONER, PARADISE LOST zeitgleich mit MASSACRE, MINISTRY zeitgleich mit WATAIN und RIOTGOD. Die negativen Auswirkungen eines so großen Festivals eben, die dem Wunsch nach einer Reduzierung der Bühnen aber reichlich Argumente liefern. Und dann landen durch den kurzfristigen Positionswechsel zwischen den SCORPIONS und AMON AMARTH auch noch WARRIOR SOUL auf der Streichliste, da der Reiz eines der vermeintlich letzten Auftritte der Hannoveraner doch größer ist. Bei denen setzt dann erneut heftiger Regen ein, was nach diesem anstrengenden Wochenende mit etlichen im Schlamm zurückgelegten Kilometern den letzten Rest an Motivation angreift. Dennoch starten wir noch den Versuch, nach dem SCORPIONS-Gig von der Black Stage ins Zelt zur W.E.T Stage zu gelangen, um noch den Auftritt von DIO DISCIPLES mitzunehmen. Ein erfolgloses Unterfangen, wie sich schnell herausstellt, denn jetzt im Dunkeln ist die Bewältigung des nicht gerade kurzen Weges alles andere als ein Spaß, und die Nachricht über den Zustand des Geländes im Bereich des Zeltes, wo auch vor den Bühnen mittlerweile alles unter Wasser stehen soll, ist auch alles andere als verlockend. So biegen wir dann doch bei der nächsten Gelegenheit mit festen Boden unter den Füssen rechts ab und erklären das Abenteuer 'Wacken 2012' für beendet. Der jüngere Teil der Belegschaft hat allerdings noch lange nicht genug und weiß noch von dem ein- oder anderen Highlight zu berichten. (LS)

Machine HeadVon zwei Highlights um genau zu sein. Das erste sind MACHINE HEAD. Nein, das erste der noch folgenden Highlights sind MACHINE FUCKIN' HEAD. Denn die blasen mit ihrem Auftritt nochmal alles weg. Müdigkeit, Kälte, wetterbedingte Ungemütlichkeit? Alles weg, alles scheißegal. Denn jetzt heißt es nur noch Energie, Aggression und Lautstärke. Ohrenbetäubende Lautstärke, die unbedingt nach Gehörschutz verlangt und selbst mit dem ist es noch lange nicht leise. Der Sound ist übrigens trotzdem noch gut und detailliert genug, um die nicht gerade anspruchslosen neueren Songs gut rüberzubringen. So wie das eröffnende "I Am Hell (Sonata in C#)", das so schön ruhig beginnt und bei dem dann die Hölle losbricht. MACHINE HEAD sind an diesem Abend pure Energie, die sich genauso in der aggressiven Körpersprache der gesamten Band – im Sinne von "good friendly violent fun"– äußert, wie auch in der Musik selber. Weiter geht es mit dem Debütklassiker "Old" und dem überragenden "Imperium", bevor man den langjährigen Fans ein Geschenk macht und zum ersten Mal "A Thousand Lies" live in Deutschland spielt. "Locust" und das brachiale "Aesthetics Of Hate" folgen, bevor es zum großen Gänsehautmoment, nämlich der sehr emotionalen Ansprache von Frontmann Rob Flynn (der immer noch wie ein Endzwanziger aussieht) vor "Darkness Within" kommt. Dabei wird deutlich, dass MACHINE HEAD keine abgehoben Stars sind, sondern trotz ihres Erfolgs (man headlined ja nicht zum ersten Mal in Wacken) immer noch auf dem Boden der Tatsachen geblieben und absolut authentisch und integer sind. Auch verzichtet man auf allzu viel Bühnenshow, eher düsteres Licht und ein paar Pyros müssen reichen, denn hier zählt nur die Musik. Mit "This Is The End" gibt es dann nochmal einen neuen Song, bevor das grandiose "Halo" und DER Klassiker schlechthin, nämlich "Davidian", den Schlusspunkt unter einen wirklich fantastischen Auftritt setzen.

Setlist MACHINE HEAD:

I Am Hell (Sonata in C#)
Old
Imperium
A Thousand Lies
Locust
Aesthetics of Hate
Darkness Within
This Is the End
Halo
Davidian


WatainZwar haben MINISTRY bei ihrem Auftritt 2006 mächtig abgeräumt, doch angesichts des als missglückt zu bezeichnenden Comebacks der ehemaligen Industrial-Legende zieht es uns zum Abschluss vor die Party Stage. Dort zelebrieren nämlich WATAIN eines ihrer spektakulären Liverituale. Die musikalisch derzeit herausragendste Black-Metal-Combo entfacht zur Nacht das Feuer der Hölle auf der Bühne, die wie üblich mit allerlei Reliquien ausgestattet ist. Das wollen allerdings weniger Leute als erwartet sehen, denn man kann recht problemlos bis in die vorderen Reihen gehen. Etwas überraschend stellt man dann auch fest, dass die Band offenbar nicht mit Schweineblut besudelt ist und auch die Tatsache, dass Frontmann Erik recht häufig mit dem Publikum kommuniziert, deutet darauf hin, dass man die Sache hier dann doch eher als Show sieht, denn als spirituelles Erleben. Sei’s drum, eine bessere und intensivere Kombination aus dem was man sieht und dem was man hört, bekommt man derzeit eh nicht geboten und so ist auch dieser Auftritt natürlich wieder ein Höhepunkt. Songtechnisch gibt es einerseits die Standards wie "Malfeitor" als Opener, "Sworn To The Dark", "Devil’s Blood" und das alles, aber wirklich alles zerstörende "Reaping Death", andererseits aber auch ein paar Besonderheiten, wie das punkige "Total Funeral", "The Serpent’s Chalice", "Stellarvore" oder das erstmals hierzulande dargebotene "Hymn To Qayin". Zum Ende gibt es dann noch mit "The Somberlain" die Verbeugung vor Jon Nödtveidt und DISSECTION.

Setlist WATAIN:

Malfeitor
Sworn to the Dark
Total Funeral
The Serpent's Chalice
Devil's Blood
Reaping Death
Stellarvore
Hymn to Qayin
The Somberlain

2 Uhr morgens ist es nun und der Überraschungsgast, der keine Überraschung mehr ist, versucht, die wenigen vor der True Metal Stage verbliebenen Fans mitzureißen. Das dürfte für Tobias Sammet und EDGUY kein Problem sein, uns jedoch zieht es zum Campingplatz zurück, um noch ein bisschen Schlaf zu bekommen, bevor es am nächsten Tag spannend wird: bleiben wir im Matsch stecken oder nicht? Nein, wir bleiben nicht stecken und machen uns um 8.30 Uhr auf den Weg nach Hause.

Ob wir nächstes Jahr wiederkommen? Naja, was bleibt einem denn übrig, wenn DEEP PURPLE da sind und man die noch nicht live gesehen hat? Eben. Dann hoffen wir halt, dass das Wetter 2013 wieder mitspielt, denn dann muss man auch keine organisatorischen Probleme in Wacken befürchten… (ASZ)

Fotocredits:
Axel Rudi Pell: Dirk Illing
Testament: Dirk Illing

Andreas Schulz (Info)

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