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Lucas, White & Edsey: LWE (Review)
Artist: | Lucas, White & Edsey |
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Album: | LWE |
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Medium: | CD | |
Stil: | Fusion |
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Label: | ProgRock Records | |
Spieldauer: | 53:36 | |
Erschienen: | 2006 | |
Website: | [Link] |
Diese drei Herren sind Anheuernde bei diversen Solokünstlern wie Dave Uhrich, Michael Angelo oder Neil Zaza; mit dem Engagement von Schlagzeuger White bei Ion Vein sei eine Metal-Verbindung zum ersten und einzigen Mal in diesem Review hergestellt.
Eine Besetzung ohne Gitarristen schließt den Rock-Faktor nicht kategorisch aus, wie etwa die Trios Niacin oder Tripod beweisen, doch LUCAS, WHITE & EDSEY kommen gänzlich ohne verschwitzte Hemden und Bierlachen im Probekeller aus. Kennt man die Soloambitionen von Jordan Rudess, fühlt man sich beim Hören dieses Projektes nicht zu Unrecht an diese erinnert, da Lucas beim Dream-Theater-Mann in der Lehre war. Aalglatt ist moderne amerikanische Instrumentalmusik aus der Studioszene oder dem Jamband-Umfeld, und das gilt auch für das Debüt des Dreiers – zum Abgewöhnen ist es aber nicht.
Zunächst möchte man allerdings aufheulen, wenn in „Liberty“ zu Beginn Schulkinder naiv ihrer Nation huldigen, doch offenbar hat das nichts mit Hurra-Patriotismus zu tun. Die Bälger werden im Folgenden mit rhythmisch vielseitigem Piano-Drum-Sound ruhiggestellt, während der Bass noch unauffällig folgt. Lucas orientiert sich abwechselnd an klassischen Linien und poppigen Melodien, die hymnenartig zum Titel passen. Als As an seinem Instrument beherrscht er im Gegensatz zum üblichen Zwei-Finger-Suchenden die Dynamik des Anschlags. Unterstützt von einer warmen Produktion kann man sich den Keyboarder glatt am Flügel sitzend vorstellen. Eine Violine erklingt, nicht wie sonst bei ProgRock Records vom Kansas-Gastmusiker gestrichen, sondern vom Geiger von Cirque De Soleil. Marschtrommeln und Flötensounds runden den Opener ab.
Die Sparsamkeit bei der Verwendung verschiedener Klangeinstellungen ist als positiv zu betrachten: keine Overdubs und überladene Strukturen, sondern eingespielte Interaktion dreier Könner, wie Edsey nunmehr auch im zweiten Stück mittels Basssolo beweisen darf. Entgegen zahlreicher Breaks und verstimmter Space-Sounds bleibt der entspannte Grundcharakter bewahrt. Ausflüge ins Jazzige sind ebenso selbstzwecklos und genießbar. „A Note to Jordan“ erweist dem Lehrer anhand eines halsbrecherischen Synth-Intros die Ehre. Danach gerät der Track zum aufputschenden Piano-Quirl mit einigen Walkingbass-Parts. Störend sind gesampelte Stimm-Ausrufe – ein Stilmittel, dessen sich die Band wiederholt bedient. So verführt in „The Nightcap“ etwa eine Dame zum Betthupferl. Dementsprechend relaxed verläuft das Lied zunächst, steigert aber die Spannung mit aufsteigenden Skalen analog zum Atem des eingeladenen Herrn. Zum Schluss entlässt Madame den „beautiful man“ zurück in den Nachtregen...hat etwas Cineastisches...
Gelungen sind vorher schon „Hasta Manana“ und sein Nachfolger, in denen es gitarristische Violinensoli und Bass-Eskapaden zu hören gibt – letzteres auch in beeindruckendem Call-Response-Spiel mit den Tasten. Schön ist ebenso die Vertrautheit mancher Akkordfolgen, die das Material nicht abgehoben klingen lässt; Lucas weiß aber durch seine Virtuosität zu deutliche Seichtheiten zu unterbinden. Sicherlich: vor allem die beiden Abschlussstücke eignen sich theoretisch als Titelmelodien für spießige 80s-Sitcoms, doch solchen Kompositionen konnte man andererseits noch nie die melodische und Arrangement-technische Klasse absprechen. In diesem Sinne ist „LWE“ ein unaufgeregtes Stück unterhaltsamer Musik geworden, dessen instrumentale Güte man genießen kann, wenn man seine Erwartungen an etwaige Vehemenz auf Null zurückschraubt.
FAZIT: Die Politur wurde mit Verstand aufgetragen, so dass das Qualitätsmaterial nicht grell blendet und ein Berühren nicht ausschließt - Nachvollziehbare Leichtverdaulichkeit, die in technisch erster Klasse reist – ungefähr in Sachen Siebziger-Light-Fusion...
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Liberty
- Sleight of Hand and Foot
- A Note To Jordan
- Hasta Manana
- Waiting for Bella
- The Nightcap
- A Dog and His Boy
- The Good Life
- Bass - Steve Edsey
- Keys - Frank Lucas
- Schlagzeug - Chuck White
- LWE (2006) - 9/15 Punkten
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