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Starkweather: Croatoan (Review)

Artist:

Starkweather

Starkweather: Croatoan
Album:

Croatoan

Medium: CD
Stil:

Post-/Noisecore

Label: Candlelight/Soulfood
Spieldauer: 54:10
Erschienen: 2006
Website: [Link]

Nein, STARKWEATHER sind keine jungen Zug-Hopper, die den Bahnhof des Ruhms im momentanen Core.Boom anpeilen, sondern seit Beginn der 1990er aktiv – hörbare Reife statt weinerlichem Kinderkram also. In ihrem Fall erfüllt sich die Leerformel Post.Hardcore tatsächlich, denn einerseits hat das Quintett vordergründigen Agit-Prop und musikalischen Primitivismus hinter sich gelassen, andererseits verbietet es sich jegliche platte Metal-Anbiederung und hat sich somit im eigenen Saft weiterentwickelt.

Bezüge zu anderen Gruppen stellt „Croatoan“ her, ohne darauf vollständig festlegbar zu sein: zu Earth Crisis mehr, deren Liam Wilson beim Aufnehmen als Gast willkommen geheißen wurde – zum zweiten Helfer Jim Winters und dessen Dillinger Escape Plan weniger, da STARKWEATHER nie von Break zu Break hetzen. Da wird „Slither“ seinem Titel gerecht und schleift mit galligen Vocals und von hässlichem Doom gezeichneten Gitarren langsam am Hörnerv; dabei ist es nie unmelodisch, aber harmonische stets leicht schräg. Der facettenreiche Cleangesang ist kein als offensichtlicher Hook-Ersatz in die Kompositionen eingefügtes Emo-Geseiere, sondern verstärkt den Eindruck, die recht langen Tracks seien Mäander und keine in Eingängigkeit mündenden und begradigten Flüsse. Ohne Klangkulissen zu sein – denn dafür geschieht zu viel – enden alle Stücke an einem sich von ihrer Ausgangslage unterscheidenden Stimmungspunkt. So bewahrt „Taming Leeches With Fire“ die Prinzipien des Openers, endet aber in Lärm und einer Stimmcollage. Die Heiserkeit der Sänger im folgenden Stück und „Silken Garotte/The Infinity Coil“ klingt im Verbund mit der kontrolliert Haken schlagenden Musik nach auf andere Drogen als Alkohol zurückgreifenden Crowbar. Ohne behindernde Dogmen haben die Ideen freien Lauf und machen dennoch keinen Eindruck von Willkür, selbst im Jam-artigen Percussion-Ende dieses zweigeteilten Achtminüters. „Hushabye“ ist genauso lang und kurzweilig, überlagert böses Belfern wie Singen und wechselt an einigen Stellen wunderbar unvermittelt und natürlich den Takt. Auch im davor stehenden Lied spielen die Musiker mit Erwartungen: Man glaubt dem Intro, es ginge gleich in Hochgeschwindigkeit ab, doch in Wirklichkeit folgt zwar relative Geradlinigkeit, jedoch kein Geprügel – wie auf dem gesamten Album, so dass alles mitverfolgbar bleibt.

„Bitterfrost“ hält sich an das Konzept des Wechsels ohne Rückkehr; diesmal wird beinahe Balladeskes zu einem psychotischen Wutgewitter. Dass dieses Prinzip eine Unfähigkeit zum schlüssigen Songwriting offenlegen könnte, ist kein abwegiges Argument. Demgegenüber steht aber die Sinnstiftungsfrage: diese Band möchte zwar nicht wie einige Kollegen total abstoßen und verstören, jedoch genauso wenig kompakte Hits abliefern. Der Finalsong bekräftigt sie in diesem Vorhaben, denn wieder ist alles an seinem Platz – der akustische Anfang wie das sehr intensive Geifern gegen Ende. „Wildling“ ist das ruhigste und doch ein weiteres unversöhnliches Stück dieser Platte, die wie jene besten von etwa Neurosis einer bodenständigen Basis an Sound das Experiment entreißt, ohne als spinnerter Unsinn abzuheben. Das ist künstlerischer Umgang mit Musik – weder Kunstmusik noch als Nur-Kunst gerechtfertigte Substanzlosigkeit.

FAZIT: Ein gerne aufmerksam gehörtes Album für bestimmte Momente, weder vage in seiner Ausrichtung, noch konkret in eine Schublade einzuordnen. STARKWEATHER klingen plausibel, ohne konventionelle Songs zu schreiben...Vielleicht eine Mischung aus gezügelten Meshuggah, uneingängigen Mastodon und sauberen EyeHateGod?

Andreas Schiffmann (Info) (Review 3160x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
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Tracklist:
  • Slither
  • Taming Leeches With Fire
  • Vespertilian
  • Silken Garotte/The Infinity Coil
  • Machine Rhythm Confessional
  • Hushabye: Goodnight
  • Bitterfrost
  • Wildling

Besetzung:

  • Sonstige - Rennie Resmini, Todd Forkin, Harry Rosa, Vince Rosa, Michelle Eddison

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
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