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Ephrat: No One’s Words (Review)
Artist: | Ephrat |
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Album: | No One’s Words |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock |
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Label: | Inside Out | |
Spieldauer: | 59:39 | |
Erschienen: | 22.08.2008 | |
Website: | [Link] |
So nach und nach entsteigen immer mehr Bands aus Isral dem Underground und bekommen die Möglichkeit, über weltweit agierende Labels ihr Musizieren auf breiter Ebene präsentieren zu können. ORPHANED LAND begeisterten mit progressivem Metal, mit reichlich Doom-, Gothic- und Folklore-Einflüssen und jüngst veröffentlichten AMASEFFER die soundtrackartige Metal-Oper „Slaves For Life“. EPHRAT sitzen nun verhältnismäßig neu im Boot und empfehlen sich auf Anhieb mit Nachdruck allen Freunden exotisch angehauchter Progressive-Rock-Kunst.
„The Show“ startet mit erdigem Riff, verschnörkelten Gitarrenmelodien und einer ungewöhnlichen Gesangsmelodie. Sofort fällt die warme Produktion auf, die viel Wert auf einen natürlichen Klang der Instrumente legt und dadurch eine Dynamik wahrt, die vielen Knall-und-Rauch-Produktionen heutzutage abgeht. Natürlich klingen EPHRAT dadurch nicht nach neustem Hit-Metal, aber das war sicherlich auch nicht im Sinne Steven Wilsons (PORCUPINE TREE), der die sechs Songs abgemischt hat. Nach treibendem Beginn besticht der Eröffnungstrack durch elegantes Flötenspiel, wunderschöne Akustikgitarren und dezente Percussion.
Bei „Haze“ wirkt PAATOS-Sängerin Petronella Nettermalm mit und verleiht dieser Nummer mit ihrem ungewöhnlichen Gesang eine experimentelle Note, welcher EPHRAT leicht in die Post-Rock-Ecke drängt. Interessant! Weiter geht es mit „Better Than Anything“, das verträumt startet und leicht an die ruhigen Momente OPETHs erinnert. Flötenklänge leiten den Übergang zu hart rockenden E-Gitarren ein, die schwer und erdig beinahe schon nach Doom Rock klingen. Wieder fallen die orientalischen Einflüsse auf, die sich nicht plakativ in den Gesamtsound drängen, wie es etwa bei AMASEFFER der Fall ist. Bandkopf und Komponist Omer EPHRAT verwebt die Klänge seiner Heimat so geschickt in seine Songs, dass „normaler“ Rock-Sound und folkloristische Momente eine dicht verquickte Einheit bilden – genau dies wird in dem knapp fünfminütigen Instrumentalstück „Blocked“ noch einmal deutlich. Hier darf auch einmal gefrickelt werden, wobei stets eine schlüssige Songstruktur im Mittelpunkt steht und ein echter Spannungsaufbau den Song zusammen hält. Spannend ist hier auch die differenzierte Schlagzeugarbeit, die trotz gelegentlicher technischer Kabinettstückchen den Track stets treibend hinterlegt.
Bei „The Sum Of Damage Done“ durfte der PAIN OF SALVTION-Fronter Daniel Gildenlöw seine goldenen Stimmbänder schwingen lassen. Gildenlöw mag als einer der ganz wenigen unberechenbaren und stets kreativ übersprudelnden Lichtgestalten des neueren Progs gelten. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an den fünften Track des Albums. Leider macht „The Sum Of Damage Done“ einen seltsam zerfahrenden Eindruck. Zerbrechliche Passagen und harte Gitarren kontrastieren sich zwar erfreulich, aber irgendwie will trotz fetziger Rock-Abfahrt im letzten Drittel keine rechte Stimmung aufkommen, Gildenlöw scheint sein gesamtes Gesangspotential nicht so recht auszuschöpfen.
„Real“ beendet das Album mit einem beinahe zwanzigminütigen Longtrack. Es sei der üble Klischee-Spruch erlaubt, dass EPHRAT hier ihre Stärken noch einmal zusammenfassen. Hier regiert zuerst die 70er-Rock-Keule mit dröhnenden Hammonds, später gesellen sich zu verspielten Passagen Blechbläser hinzu – man mag mich schlagen, aber das erinnert vage an Lou Reeds „Berlin“. Wieder einmal zeigt sich, dass EPHRAT über längere Passagen ohne Gesang bestens bei der Stange halten, weil die Gitarren eine Vielzahl spannender Melodien aus dem Ärmel schütteln. Im letzten Drittel klingen EPHRAT dann etwas nach ruhigen AYREON ohne Bombast, bevor am Ende der Song in breit arrangierten Chören kulminiert.
FAZIT: Omer EPHRAT komponiert ein spannendes Progressive-Rock-Debüt mit wenig Durchhängern und einer Vielzahl fein ausgearbeiteter Melodien. Elitärer Dünkel ist dieser Band fremd, denn neben feingeistigen Kompositionen mit instrumentaler Finesse wird immer wieder dröhnend gerockt. Einflüsse israelische Folklore integrieren sich nahtlos in die Stücke und wirken nicht bloß wie ein exotischer Zusatz. Ein spannendes Debüt, das mit seiner warmen, transparenten Produktion ein echter Tipp ist.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- The Show
- Haze
- Better Than Anything
- Blocked
- The Sum Of Damage Done
- Real
- Bass - Gili Rosenberg
- Gesang - Lior Seker, Daniel Gildenlöw, Petronella Nettermalm
- Gitarre - Omer Ephrat
- Keys - Omer Ephrat
- Schlagzeug - Tomer Z
- Sonstige - Omer Ephrat (Flöte)
- No One’s Words (2008) - 11/15 Punkten
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