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Seven Steps To The Green Door: The Puzzle (Review)
Artist: | Seven Steps To The Green Door |
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Album: | The Puzzle |
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Medium: | CD | |
Stil: | Alles von Rock über Prog bis Jazz |
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Label: | F.act-Records | |
Spieldauer: | 73:59 | |
Erschienen: | 23.08.2006 | |
Website: | [Link] |
Als Kind frönte ich einer Leidenschaft, die mich Stunden in ihren Bann ziehen konnte. Ich puzzelte. Regelrecht süchtig sortierte ich die einzelnen Teilchen nach geraden Seiten, nach bestimmten Motiven oder besonders auffälligen „Beinchen“. Jedes einzelne Puzzleteil entwickelte so sein Eigenleben, bis es, zusammengefügt mit einem anderen, erst ein Bild ergab, das dann wiederum irgendwo im Großen und Ganzen des kompletten Puzzle-Meisterwerks aufging.
Dass eine ähnliche Form des Zusammenfügens einzelner musikalischer Puzzle-Teile auch in der Musik möglich ist, um aus einem zerstückelten, stilistischen Etwas ein Klangbild entstehen zu lassen, war mir bisher noch nicht bekannt. Dabei lag es doch nur sieben Schritte weit von einer grünen Tür entfernt. Wenn man diese öffnet, tanzen dahinter rockige Headbanger mit popigen Fönfrisurträgern und rappenden Rastalockenhüpfer, die progressiven Freigeistern ihre so wichtigtuerische, intolerante Arroganz mit Hilfe von grauhaarigen Jazzern davonblasen. Sowas kann einfach nicht gehen? Von wegen!
SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR sind eine Band von Musikern, die aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen kommen und sich um den auch Saxofon spielenden Keybolarder MAREK ARNOLD geschart haben. Mit seiner Band TOXIC SMILE hat Arnold bereits einige Achtungszeichen in der progressiven Rockszene gesetzt und sogar in Südkorea größere Erfolge feiern dürfen. Das ging allerdings nur so lange gut, bis die Forderungen der großen Plattenbosse an die Band, doch endlich auch „Wonderful Tonight“ von ERIC CLAPTON zu covern, deutlich über deren anspruchsvolle Hutschnur hinausging und man sich im beiderseitigen Einvernehmen trennte – um seine musikalische Zukunft im progressiv schnarchigen Deutschland fortzusetzen. Schon ’ne ganze Menge, auf was Musikmoralist Arnold da im Interesse der Kunst verzichtete. Doch ohne diesen Verzicht hätten wir garantiert nicht dieses spannende, jeglichen Stilbruch praktizierende Album vor uns liegen.
„The Puzzle“ ist das Ergebnis eines kreativen Austauschs von Musikern, die von Hause aus in den unterschiedlichsten Kapellen aktiv sind, also neben der bereits erwähnten Prog-Metal-Band TOXIC SMILE wären da noch die Funkrockband MOTHER’S PRIDE, die Hardcore-Fraktion XTRO, das Power-Metal-Projekt TESTIMONY oder ganz einfach einer der in Deutschland gefragtesten Studio-, Live- und Jazz-Gitarristen „EDDY“ GEMEINHARDT. Man muss wirklich ganz schön puzzeln, um all die Einflüsse unter einen Hut zu bringen. So erscheint dieses Album an gewissen Stellen noch wie ein Selbstfindungsversuch, der Rockmusik mit progressiven Ideen, eindringlichen Melodien und überraschenden Grooves zu kombinieren versucht und diese dabei immer wieder mit besonders durch das Saxofon heraufbeschworene Jazzeinlagen würzt.
Ein zusätzliches Puzzle-Stück, das sich hervorragend in dieses von seiner Covergestaltung her recht dunkle Album einpasst, ist der Gesang von Anne Fritzsche von der Band DAYFLY (Übrigens ein faszinierendes Folk-Pop-Projekt, das es ebenfalls zu entdecken gilt!) auf dem offiziell letzten Titel (Es folgt nämlich noch ein Hiddentrack!), der eine tiefdunkle Ballade voller Wehmut und Leidenschaft ist.
Zusätzlich gibt’s noch ein besonders leuchtendes Puzzle-Teil, das einen Namen trägt: NORBERT JÄGER, Gründungsmitglied und Percussionist der DDR-Artrock-Legende STERN-COMBO MEISSEN, verleiht an verschiedenen Stellen der Musik durch sein Percussionspiel eine ganz besondere Atmosphäre, sodass vielleicht sogar die alteingefleischten Fans der STERN-COMBO mit dieser Scheibe einen bisher noch ungehobenen Edelstein entdecken können.
Ein wirklich mutiges Album!
Genauso mutig ist wohl auch die Wahl des Namens. Gibt es in der Rockmusik überhaupt eine Band, die einen längeren zu bieten hat als SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR? Mir zumindest ist diesbezüglich keine bekannt, dafür aber das Geheimnis, das sich um diesen Namen rankt. Darum will ich es hier lüften. Der Schlagzeuger ULF REINHARDT hatte in seinen frühsten Musikerjahren eine Band gegründet, die einen ebenso verrückten Namen trug: PREACHERS OF PRUNES (Backpflaumen-Prediger). Ihr erstes fertig produziertes Album, das allerdings niemals endgültig zur Veröffentlichung kam, hieß …. Genau!
Allerdings erklärte die Band Ulf anfangs für verrückt, als er diesen Namen neben einer Vielzahl anderer vorschlug – jedoch waren einen Tag später allen Musikern nur noch dieser, wohl doch recht interessante Vorschlag in den Gedankengängen verankert geblieben. Und dass dieser Name zu solcher Musik mehr als passend ist, kann man wahrhaft nicht überhören!
FAZIT: Mit ihrem Debut „The Puzzle“ kreiert diese junge ostdeutsche Band ein musikalisches Kaleidoskop in den buntesten Farben, die nach sieben Schritten an einer grünen Tür enden. Hier entstand ein musikalischer Silberling, der noch die Suche nach etwas völlig Neuem darstellt, und so bei jedem aufgeschlossenen Hörer riesige Neugier erwecken muss. Wenn sich SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR beim nächsten, bereits angekündigten Album tatsächlich finden sollten, dann steht uns wahrscheinlich ein ganz großes Meisterwerk bevor.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Everytime
- Sigrid
- Enslaved
- Diary
- Tell Me
- Days Run Away
- At The End Of December
- The Puzzle (Instrumental)
- As One
- Farewell
- 9 Titel lange Stille
- Versteckter Titel
- Bass - Heiko Rehm
- Gesang - Ronny Gruber, Lars Köhler, Anne Trautmann
- Gitarre - Andreas „Eddy“ Gemeinhardt
- Keys - Marek Arnold
- Schlagzeug - Ulf Reinhardt
- Sonstige - Marek Arnold (Saxofon, Elektronisches Sax, Klarinette), Norbert Jäger (Percussion), Anne Fritzsche (Gesang auf „Farewell“)
- The Puzzle (2006) - 11/15 Punkten
- Step In 2 My World (2008) - 14/15 Punkten
- The? Book (2011) - 13/15 Punkten
- The? Book (2011) - 12/15 Punkten
- THE?BOOK - die iOS-App (2012)
- Fetish (2015) - 14/15 Punkten
- The?Lie (2019) - 12/15 Punkten
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