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Nina Van Horn: Hell Of A Woman (Review)

Artist:

Nina Van Horn

Nina Van Horn: Hell Of A Woman
Album:

Hell Of A Woman

Medium: CD
Stil:

Blues

Label: Ouistiti Music
Spieldauer: 49:03
Erschienen: 04.04.2009
Website: [Link]

Das hier vorliegende Album NINA VAN HORNs hat quasi einen Bildungsauftrag und ist in seiner Art absolut überfällig. Die Dame aus dem Pariser Umland setzt sich nämlich mit den „Höllenfrauen“ des nordamerikanischen Blues auseinander, über die man nicht nur hierzulande viel zu wenig weiß: Die Blues- und Jazz-Ladies der 20er, 30er und 40er Jahre. Die Namen sagen nur eingefleischten Fans etwas, es lohnt aber allemal, sich bei Wikipedia & Co. schlau zu machen: BILLY HOLIDAY, MILDRED BAILEY, ALBERTA HUNTER, die „Mother of Blues“ MA RAINEY, VICTORIA SPIVEY und BESSIE SMITH. Diese galten als „Outlaws“ der damaligen Apartheid in den USA. Provokant, frech und undisziplinierbar präsentierten sie den weißen „Herrenmenschen“, die diese Damen abgrundtief hassten, ihre fiese Fratze im Spiegel. Ähnlich wie der Swing in Europa, waren Blues und Jazz in den US eine revolutionäre Keimzelle für eine liberalere Gesellschaft. Am bekanntesten waren wohl die begnadete Billy Holiday und Bessie Smith, die viel zu jung tragisch starb. Beide schwer alkohol- und drogenabhängig, sangen sie von Rassismus, Lynchjustiz, Prohibition, Militarismus, lesbischer Liebe und Drogen aller Art.
Erstmals wurden diese Songs in den 60er in Zeiten der Rassenunruhen und der „Black Panther“ wieder entdeckt. Nun hat NINA VAN HORN diese Songs ausgegraben und präsentiert sie uns mit ihrem „Hell Of A Woman“-Album.

Mit dem Blues-Virus wurde NINA VAN HORN, die stimmgewaltige französische Chanteuse, bei einer Begegnung mit DAN AYKROYD infiziert. ERIC BURDON, BETTE MIDLER und CHUCK BERRY waren ihre prominenten Förderer. Ihre Stimme wird gerne mit JANIS JOPLIN verglichen und die Ähnlichkeit ist frappierend. Mit dem 2008er Album „Live in Paris“ bekommt man einen guten Einblick in ihre bisherige Arbeit. Besonders bemerkenswert ist ihr Album „From Huntsville to Jordan“, in dem sie sich kritisch mit der Todesstrafe [in Huntsville ist der Todestrakt des Staates Texas ansässig] auseinander setzt.

Ihr rebellischer Geist und die Lust auf Gratwanderungen prädestiniert Nina für ein Thema wie „Hell Of A Woman“. Sie greift die Themen der Blues-Ladies auf, die auch heute noch -mehr als 50 Jahre später- nichts an Brisanz verloren haben.
„Down in the alley“, das freche Spottlied von MEMPHIS MINNIE, bringt es auf den Punkt: Die Dame gab sich männlicher als ihr männlichen Kollegen - soff, fluchte und prügelte sich in einer von Männern geprägten Blueswelt. NINA VAN HORN scheint diese Rolle wie auf den Leib geschnitten. VICTORIA SPIVEYs „Dirty TB Blues“ ist geradezu eine emotionale Explosion, die durch ein einfühlsames Cello-Solo eindrucksvoll unterstrichen wird. In „Scrap your fat“ bringt sie MIDRED BAILEYs einzigartige Phrasierungen perfekt in ihre Version ein. Überhaupt ist es Ninas Stimme, die zu faszinieren weiß: Sie jammert, stöhnt, keucht, wimmert, schnauft, lacht, schreit… Nina singt diese Songs nicht nur - sie „lebt“ sie exzessiv aus. Elfengleiche Stimmchen, so gern man sie hören mag, sind im Blues nun einmal fehl am Platze. Es sind gerade die jazzigen Songs wie „Scrap…“, die zu überzeugen wissen. Atemberaubend ist die wollüstige Laszivität in BILLIE HOLIDAYs „Strange fruits“. Auch „You can’t tell the difference after dark”, ALBERTA HUNTERs schlüpfriges Angebot zum Liebesspiel, lässt den Fuß unwillkürlich swingend wippen.
“Prove it on me” ist MA RILEYs Bekenntnis zur lesbischen Liebe – ein Skandal in den 30ern, als dieses Lied in verruchten Bars gespielt wurde. Ebenfalls von der „Mother of Blues“ ist der Klassiker „See see rider“. Zwei echte Gospel-Perlen werden zum Abschluss präsentiert: „This Train“ von ROSETTA THARPE geht unwiderstehlich in die Beine und ODETTAs stilles „Sometimes I feel like a motherless child“ wurde selten seelenvoller interpretiert. Dieser Song sollte übrigens bei Barack Obamas Inauguration im Januar 2009 von ODETTA vorgetragen werden. Leider verstarb die "grande Dame" des Blues, Folk und Gospel wenige Wochen bevor ihr Traum, ein „schwarzer“ Präsident der USA, Wirklichkeit werden sollte. Wenigstens war ihr Obamas Wahlsieg noch vergönnt…

FAZIT: Der Bluesteufel sitzt NINA VAN HORN sprichwörtlich im Nacken. „Hell Of A Woman“ ist ein absolut authentisches Lehrstück in Sachen Blues. Man bekommt unweigerlich Lust, die französische Antwort auf Janis Joplin live zu erleben.
Erwähnt sei noch am Rande, dass Nina unter gleichem Titel ein lesenswertes Buch verfasst hat. Dieser Tage kommt es -vorerst leider nur in französischer Sprache- in den Handel.

Steve Braun (Info) (Review 5564x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Sisters, Sisters
  • Down In The Alley
  • Dirty TB Blues
  • I’ll Keep Sitting On It
  • Scrap Your Fat
  • Knockin’ Myself Out
  • God Don’t Like It
  • Strange Fruits
  • Prove It On me
  • Me And My Gin
  • See See Rider
  • You Can’t Tell The Difference After Dark
  • Dopehead Blues
  • This Train
  • Sometimes I Feel Like A Motherless Child

Besetzung:

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