Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Quidam: surREvival (Review)

Artist:

Quidam

Quidam: surREvival
Album:

surREvival

Medium: CD
Stil:

New Artrock

Label: Rock-Serwis
Spieldauer: 54:53
Erschienen: 01.09.2005
Website: [Link]

Kollege Nils gestand in seiner Rezension zu “Alone Together”, dass „Halfplugged“ sein erster Kontakt zu QUIDAM war. Gleiches muss ich nun in Bezug auf die Vorgängerscheibe beichten: “surREvival” ist meine persönliche “unheimliche Begegnung der ersten Art” mit den Polen. Vielleicht ist das aber auch die einzig wahre Methode, eines ihrer Alben zu besprechen. Immerhin berichtet die Website von ellenlangen Besetzungswechseln, inbegriffen unter anderem den Tausch von Sängerin Emila Derkowska zu Sänger Bartek Kossowicz, und so ein Geschlechterwechsel ist nicht zu unterschätzen, was die Identitätsfindung einer Band angeht.

Nun also “surREvival”. Die “Erfinderin” des Albumtitels, eine Maria Dziemiela, wird in den Credits sogar extra aufgeführt, und die typographische Heraushebung der Buchstaben R und E in der Wortmitte lädt munter zu Wortspielen ein. “Surreal” kann man da herauslesen, “revival”, “survival”, und irgendwas zwischen Surrealismus, Wiederauferstehung und Überlebenstaktik muss es dann auch geworden sein.

Überlebenstaktik? Was das betrifft, hängt man sich heuer an einen Mann: Steven Wilson. Das Zentrum, der Verräter, das Medium, die nahezu einzige Verbindungslinie zum Mainstream - schlichtweg der Mann, der Erfolg hatte. Wenn sich inzwischen schon verdiente Neoprog-Recken wie PENDRAGON an die Wilson-Formel hängen (siehe “Pure”), darf man es mutmaßlichen Verwandlungskünstlern wie QUIDAM nicht übel nehmen, dass sie auf “surREvival” klingen wie PORCUPINE TREE während ihres Durchbruchs mit “In Absentia”.

Wenn eine Band ihre Wurzeln verdrängt, um sich an den neuesten Trend zu heften, ist man schnell versucht, das zu verurteilen. Und hier kommen wir zurück auf den Anfang meiner Überlegungen: vielleicht ist es ganz gut so, dass ich QUIDAM noch nicht kenne. So weiß ich nämlich nicht mit Sicherheit, ob vergangene Werke mit Füßen getreten werden. Der Objektivität kann das nur gut tun: Wie klingt “surREvival” also, wenn man unbedarft rangeht?

Angenehm. Das ist das eine Attribut, auf das alles weitere zurückgeführt werden kann. Beginnend mit dem Intro, einer Aufnahme von Hintergrundgeräuschen, weiterführend über die Stimme Bartek Kossowicz’, die so gemütlich ist wie der knautschige Wohnzimmer-Lieblingssessel. Er geleitet durch sechs wohlig-warme Neo-Kunstrockmonolithen. Wann immer es dabei balladesker wird (“Not So Close”, “The Fifth Season”), gewinnt die Musik einen deutlichen MARILLION-Einschlag. Die Art und Weise, wie die recht einfachen Melodiebögen und Riffs in “Hands Off” und dem Abschluss “Everything’s Ended” höchste atmosphärische Effizienz erreichen, ist dagegen eindeutig von PORCUPINE TREE geerbt. Besonders anregend ist es dabei, wie die modernen Aspekte der Stachelschwein-Anleihen mit jenen vermischt werden, die weniger an “In Absentia” denn vielmehr an “Signify” erinnern, sobald die Gitarre einen Sololauf vortragen darf. Hinzu kommt im Titeltrack durch das Flötenspiel und den härteren Part ein Hauch von DEADSOUL TRIBE.

Über den Status “angenehm” allerdings kommt “surREvival” praktisch nie hinaus. Alles klingt sehr aufgeräumt, geordnet, wie an seinem Platz. Von der Produktion wird keines der Instrumente noch die Stimme irgendwie benachteiligt, ein jedes kommt zum Zuge. So angenehm (da haben wir’s schon wieder, das Wort) der Effekt auch ist, der sich daraus ergibt - Momente des Staunens, solche eben, die unsereins die Noten im zweistelligen Bereich zücken lassen, bleiben durchweg außen vor.

FAZIT: Unglaublich angenehme (jawoll) Reminiszenz an PORCUPINE TREE, die gekonnt die gleichen Muster verwendet und sie authentisch mit einer persönlichen Note versetzt, es dabei aber versäumt, einfach mal über die Stränge zu schlagen. Was bei all den Vergleichen zu “In Absentia”, die oberflächlich gesehen hundertprozentig passen, aus dem Blickfeld gerät, ist der vielleicht entscheidende Unterschied zwischen beiden: Während die 2003er-Veröffentlichung der Stachelschweinbäume heterogen war, ist der 2005er-Putput der Polen homogen. “In Absentia” wurde gerade durch die Gegensätzlichkeit von Songs wie “Strip the Soul” und “Collapse Light Into Earth” so organisch.. Das fehlt QUIDAM noch, um endgültig in die gleiche Klasse aufsteigen zu können, obwohl die Anlagen zweifellos vorhanden sind.

Sascha Ganser (Info) (Review 6485x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Airing
  • Hands Off
  • Not So Close
  • The Fifth Season
  • surREvival
  • Queen Of Moulin Rouge
  • Everything’s Ended

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Schreibe das folgende Wort rückwärts: Regal

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!