Wem „White Crosses“ im Zusammenhang mit den US-Punks AGAINST ME! bekannt vorkommt, der liegt absolut richtig, erfährt das Album nach nur einem knappen Jahr eine europäische Neuauflage anlässlich des Deals der Band mit Xtra Mile Recordings, nachdem die Band den Major-Satan Universal verlassen hat. Man lässt sich aber nicht lumpen und addiert vier Bonustracks zur seinerzeit von Butch Vig produzierten Scheibe. Außerdem gibt es noch eine zweite CD mit alternativen Versionen der ganzen LP, die dann auf den Titel „Black Crosses“ hört. Trotzdem Weihnachts-Cash-In im Punkerland?

Schwierige Frage, zur ursprünglichen großartigen LP verweise ich auf die Kritik hier im Archiv, die vier Bonustracks stammen aus der Butch-Vig-Session und bieten mit „Lehigh Acres” und “One By One” recht rockige eingängige Songs, während “Bob Dylan Dream” sehr ruhig gehalten und “Bitter Divisions” ein flotter Punkrock-Song ist. Mehr ist nicht immer besser, schwächer wird “White Crosses” durch die zusätzlichen Songs aber nicht.

“Black Crosses” ist das eigentlich spannende an dieser Veröffentlichung, stammt ein Großteil der Lieder doch aus den Aufnahmen-Sessions mit Original-Drummer Warren Oakes und ist die wesentlich weniger produzierte Demo-Variante von „White Crosses“. Wenn man der Major-Version unbedingt zu sauberen Sound vorwerfen möchte, dann werden dem Fan hier die Songs im Schmuddel-Gewand geboten. Das macht das Werk etwas punkiger und authentischer, die Akustikversionen einiger Songs sind nicht schlecht, aber weit weg von spektakulär, das Ersetzen des schmalzigen „Ache With Me“ durch den penetrant befidelten Cow-Punk-Song „Hot Shots“ hätte man meiner Meinung nach lieber den MIGHTY MIGHTY BOSSTONES überlassen sollen, „Strip Mall Parking Lots“ kommt gut, erinnert aber unterschwellig an DEAD KENNEDYS.

FAZIT: Ist dieser Neuauflage von „White Crosses“ wirklich notwendig? Wer den druckvollen modernen Sound des Originals mochte, wird von „Black Crosses“ etwas enttäuscht sein, wer Fan von AGAINST ME! ist und deren Punk-Spirit vermisste, darf sich das Album aber bedenkenlos auf den Weihnachtswunschzettel schreiben. Dann aber bitte in der 3-LP-Variante.