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Holy Terror: Mind Wars (Review)
Artist: | Holy Terror |
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Album: | Mind Wars |
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Medium: | CD | |
Stil: | Speed Metal |
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Label: | Under One Flag | |
Spieldauer: | 39:39 | |
Erschienen: | 18.05.1988 | |
Website: | [Link] |
HOLY TERROR teilen sich mit MORBID SAINT den Titel „Beste 80er Metalband, von der kein Schwein je gehört hat“. Es dürfte klar sein, dass das eine zweifelhafte Auszeichnung ist, denn sie impliziert bereits, dass diesen Truppen nicht eben Erfolg beschieden war. In beiden Fällen ist das völlig unverständlich, eröffnet aber die Möglichkeit, echte Kleinode vergangener Zeiten zu entdecken.
Schon die Besetzung sorgt beim untergrundaffinen Fan für einen ersten Zungenschnalzer, war Gitarrist Kurt Kilfelt doch an AGENT STEELs Klassiker „Skeptics Apocalypse“ beteiligt. Die Klasse dieses Albums halten beide HOLY TERROR-Scheiben, wobei „Mind Wars“ die etwas ausgereiftere darstellt. Auch hier gibt es Speed Metal der allerersten Güte, wie man ihn heute nicht mehr zu hören bekommt. Das Ganze unterscheidet sich allerdings im Detail sehr von der durchschnittlichen 80er-Kapelle.
Das wahrhaft halsbrecherische Tempo, in dem die Jungs durch ihre Songs knattern, dürfte allen anderen Speed Metal Bands mindestens eine Nasenlänge voraus sein, und obwohl nicht alles in spielerischer Perfektion daher kommt, hat die Band doch ihren ganz eigenen Drive und driftet nur soweit gen Chaos, wie sie es selber möchte. Hier ist es vor allem Sänger Keith Deen, der der Chose seinen Stempel aufdrückt. Seine in einem Affenzahn rausgerotzten, gesellschaftskritischen und pissig antireligiösen Statements lassen geschwindigkeitsmäßig tatsächlich sogar Tom Araya zu besten Zeiten recht weit hinter sich, und wenn der gute Keith sich scheinbar überschlägt, dann wirkt das eben nicht chaotisch, sondern förmlich funkensprühend. Pure Energie ist jedoch nicht das einzige Pfund, mit dem er wuchert, kann er doch seine Stimme stufenlos von clean gesungenen, äußerst ungewöhnlichen, aber extrem ohrwurmgefährlichen Melodien über angecrunchte Passagen bis zum derben Shout modulieren. Die gesamte Show zieht er zum Beispiel im überragenden „No Resurrection“ ab, nach dessen Genuss man gern mal versuchen soll, den Adrenalinspiegel wieder runter und diese Melodien aus dem Kopf zu kriegen. Schon der Gesang bietet also einen sehr hohen Wiedererkennungswert, doch die Instrumentalfraktion muss sich nicht hinter ihrem Sänger verstecken.
Auch die Gitarristen scheinen allen zeigen zu wollen, dass sie die allerschnellsten unter der Sonne sind, wobei ihnen das Rhythmusspiel nicht ausreicht, auch im Leadbereich möchten sie es uns unbedingt so richtig besorgen. Und das tun sie. Die Soli gehören zum geilsten Metal-Shredding, das man bekommen kann und treiben einem unterm Kopfhörer die Freudentränen in die Augen. Das vielschichtige Rhythmusspiel vergisst neben ruppigen Thrashattacken auch eine feine, der NWOBHM entliehene Melodik nicht. Immer dann, wenn es instrumental etwas melodischer wird, nimmt man auch mal das Tempo ein wenig zurück, damit die Stücke unterscheidbar und die Platte als Ganzes spannend bleiben.
Dass weder „Mind Wars“ noch der Vorgänger „Terror And Submission“ nach heutigen Standards fett produziert sind, sollte klar sein und wird vom Rezensenten als weiteres, klares Plus veranschlagt.
Summa summarum ergibt die eigenwillige Mixtur aus MEGADETH und SLAYER (der Thrash-Anteil), SATAN beziehungsweise PARIAH (die Gitarrenharmonien), CONFLICT (Textlänge und Botschaft) und eben dem charismatischen Gesang Keith Deens zutiefst eigenständige Musik, die damals wie heute ein breites Publikum verdienen würde.
Beide Scheiben gibt es im Set mit remastertem Sound, der ein bisschen transparenter klingt als das Original, den warmen Analogcharakter aber erhält und damit empfehlenswert ist.
FAZIT: Vocalsalven mit Message, Riffs, Soli, Drumgeschmetter und immer wieder Speed, Speed, Speed. Ergibt Rausch und Ekstase. Eine göttliche Scheibe. Verzeihung, eine Menschliche. Und ein Full-House-Klassiker.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Judas Reward
- Debt Of Pain
- The Immoral Wasteland
- A Fools Gold / Terminal / Mind Wars
- Damned By Judges
- Do Unto Others
- No Resurrection
- Christian Resistance
- Bass - Floyd Flanary
- Gesang - Keith Deen
- Gitarre - Kurt Kilfelt, Mike Alvord
- Schlagzeug - Joe Mitchell
- Mind Wars (1988) - 15/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Oger
gepostet am: 18.05.2011 User-Wertung: 11 Punkte |
„Mind Wars“ und der Vorgänger „Terror And Submission“ waren nicht nur nach heutigen Standards schlecht produziert, sondern hatten auch nach damaligen Maßstäben einen schlicht miesen, schwachbrüstigen Sound, der die Band wahrscheinlich den verdienten Erfolg gekostet haben. Schade, denn da sind schon einige wirkliche originelle Thrash-Perlen drauf. |
hendrik [musikreviews.de]
gepostet am: 18.05.2011 |
Mir ist ein wenig Schwachbrüstigkeit (zugegeben) bei absoluter Authentizität lieber als künstliche Auffettung. Das eine ist meiner Meinung nach musikalisch, denn es zeigt, wie die Band halt klingt, das andere im Ansatz unmusikalisch, denn es versucht, ebendies zu verbergen. Die Gitarristen z.B. haben keinen guten Sound. Dann klingt das halt so. Ihn mit Studiotricks hinzulügen kostet mehr als es bringt. Derartige Ansätze gab es auch damals schon (...And Justice For All z.B.), es hat für mich nichts mit der Wildheit, Roheit und einer gewissen Verweigerung zu tun, die ich mit harter Musik verbinde. So konnte ich auch nie verstehen, was alle immer am Sound vom MEGADETH Debüt zu meckern haben. Man hört da genau, wie die Band zu dieser Zeit klang. Und zwar ganz genau. Ist doch cool! |
Andreas
gepostet am: 18.05.2011 |
David Lee Roth wäre Thrasher - er hörte sich wie dieses Kerlchen an. EIne grenzgeile Band, das. |
Oger
gepostet am: 18.05.2011 |
Also die erste Megadeth und die Holy Terror Sachen sind schon Beispiele dafür, dass die Sound-Verantwortlichen auch handwerklich keinen guten Job gemacht haben. Da gehen ja Teile der Musik einfach unter, weil sie nicht mehr rauszuhören sind. Deswegen werden die Alben nicht schlechter, aber da hätte man mehr rausholen können, ohne gleich den Bandsound zu verfälschen. |
Andreas
gepostet am: 18.05.2011 |
Das schlimmste Beispiel ist wohl Culprits "Guilty As Charged" |
hendrik [musikreviews.de]
gepostet am: 18.05.2011 |
@ Oger
Zweifellos ist das so, perfekt ist auch im Sinne von "basic" was Anderes. Aber was an Gitarre da aus den Boxen kommt, ist auch so rödelig/dünn/undifferenziert aus dem Amp gekommen (Schrottgitarre und Standard-Marshallmüll halt). Das ist mir lieber als die Modeling-Studio-Lüge. Schönes weiteres Beispiel dafür, dass polierter nicht gleich besser ist: Erste vs. zweite SADUS. Die zweite ist viel "produzierter", die erste zwar vielleicht "mülliger" - klingt aber für meine Ohren tausendmal cooler. So hats vermutlich im Proberaum gescheppert und gerade bei Thrash Metal kann das seeehr geil sein, finde ich. Der beste Kompromiss aus Echtheit und Studioarbeit ist für mich übrigens schon immer C.O.C.s "Blind" gewesen. Schöner kann eine Platte nicht klingen... Geschmackssache, es soll ja auch Leute geben, die finden, ne IN FLAMES-Scheibe klänge super ;P |