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Pyrrhon: An Excellent Servant But A Terrible Master (Review)
Artist: | Pyrrhon |
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Album: | An Excellent Servant But A Terrible Master |
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Medium: | CD | |
Stil: | Technical Death Metal |
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Label: | Selfmadegods Records | |
Spieldauer: | 45:02 | |
Erschienen: | 2011 | |
Website: | [Link] |
„Die Jugend von heute“, sagten die Alten in den 70ern. „Müssen immer rebellieren.“
„Die Jugend von heute“, sagten die Alten in den 80ern. „Müssen immer auf dicke Hose machen.“
„Die Jugend von heute“, sagten die Alten in den 90ern. „Der ist doch alles egal.“
Tja, und die Alten von heute, muss man im Postmillennium sagen, haben es mit der heutigen Jugend wohl am schwierigsten. Wie soll man beispielsweise PYRRHON so bequem mit einer abwinkenden Handbewegung in einem Satz zusammenfassen? Ist da nicht von allem etwas drin? Den Zweifel am System hört man schon aus dem Bandnamen. Der Skeptizismus wird quasi zum Prinzip des Denkens gemacht. Sofern man nun im technischen Death Metal momentan einen Änderungsbedarf sieht, läuft das hier wie anno 1969 bei KING CRIMSON: Wider die Stagnation!
Auf zu den 80ern: Blickt man auf den Albumtitel, eröffnet sich ein Interpretationsspielraum, der es erlaubt, bei „Excellent Servants“ von den jungen Eroberern und „Terrible Masters“ von den Einflussgebern zu sprechen. Klingt nach 25 Jahre altem Rock `n Roll. GUNS `N ROSES vielleicht. Auch wenn der tatsächliche Sinn des Titels offenbar mit Medienkritik im Zusammenhang steht.
Und die 90er und NIRVANA? Die grüßen von zwischen den Zeilen, wo alles düster, nihilistisch und irgendwie „scheißegal“ ist.
All das, das Visionäre und Desillusionierende, das Selbstvertrauen und die Unsicherheit, die Wut und die Durchdachtheit vermengt sich zu etwas, dessen Grundlagen letztlich bei Chuck Schuldiners DEATH-Schule und dessen Stil grob bei GORGUTS, BRAIN DRILL oder HATE ETERNAL verankert sind, sich aber doch von alldem distanzieren möchte.
„An Excellent Servant But A Terrible Master“ ist die Dokumentation von systematischem Zerfall. Während eine sich auflösende Welt vor apokalyptischem Hintergrund besungen wird, erfährt die Musik ihre Dekonstruktion. Im Übergang von „Idiot Circles“ zu „Correcting A Mistake“ gerät die Gitarrenspur in ein Funkloch, flackert kurz, fällt dann in Rauschen und lässt nur leises Geklimper zurück. OPETH haben das auf „Watershed“ ähnlich mit einer ins Dissonante gleitenden akustischen Rhythmusgitarre gemacht, die von einem mechanischen Lachen abgelöst wurde. PYRRHON hinterfragen an dieser Stelle den Soundwall, den sie zuvor mit jazzlastigen Strukturen und noisigen, schrubbenden, aber nicht übertrieben schnellen Schiefertafel-Licks errichtet haben. Aus Stückwerk ist die Platte aufgebaut, zusammengehalten von der Narration der Growls, die aber auch zurückgefahren werden, wenn ähnlich wie manchmal bei MESHUGGAH trügerische Momente der Ruhe einkehren.
Die Frage, ob hier nun der Rebellion wegen rebelliert wird oder ob eine ausformulierte Idee dahinter steckt, lässt aber bislang noch stutzen. In ihrer Struktur sind PYRRHON durchaus ein Unikat, aber eines, das wie dem Zufall geschuldet klingt. Die Distortion an der Spitze der Riffs (besonders bei „Idiot Circles“ und „Flesh Isolation Chamber“), die gewollt polymetrische Anordnung der Rhythmen… im Gegensatz dazu klassisch-trockenes Drumming und ein ungewöhnlicher Wechsel von tief- und hochsaitigen Passagen. Zu cool für ausgefeilten technischen Death Metal, zu erwachsen und ambitioniert wiederum für die SLIPKNOT-Fraktion?
FAZIT: Schön zu hören, dass die Technische Hochschule für Death Metal noch ausbildet. PYRRHON bringen immerhin schon mal die wichtigste Eigenschaft mit, um eine Entwicklung vital zu halten, eine gesunde Portion Skepsis gegenüber der etablierten Beletage nämlich. Das führt sie auf abseitige Wege, die sie selbst noch erkunden, während sie sie beschreiten, aber für die Abgeklärtheit steht ja noch die Zukunft bereit.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- New Parasite
- Glossolalian
- Idiot Circles
- Correcting A Mistake
- Gamma Knife
- The Architect Confesses (Spittlestrand Hair)
- Flesh Isolation Chamber
- A Terrible Master
- Bass - Erik Malave
- Gesang - Doug Moore
- Gitarre - Dylan DiLella
- Schlagzeug - Alex Cohen
- An Excellent Servant But A Terrible Master (2011) - 10/15 Punkten
- The Mother Of Virtues (2014) - 10/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Mirko
gepostet am: 22.08.2011 |
Ein verdammt langes 10 Pkt. Review :-)
Ausdrücke wie "abseitige Wege" lassen mich aber auch gerne in ein nur ordentlich bewertetes Album reinhören. |
Sascha G. [Musikreviews.de]
gepostet am: 22.08.2011 |
Nene, laut Wertungssystem bedeutet das "wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte" - also bin ich mit den 10 Punkten eigentlich fast noch zu gnädig, da ich ja durchaus Kritikpunkte aufführe. ;) Die 12- bis 14-Punkte-Alben möchte ich auch weiterhin als erfreuliche Ausnahmen behandeln, deswegen bin ich tendenziell eher sparsam mit Punkten. |
Udo
gepostet am: 27.08.2011 |
Richtig so, die oberen Punktezahlen sollten etwas besonderes bleiben!! :) Nice Review by the way! |