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Sisterkingkong: She Sees Wolves (Review)
Artist: | Sisterkingkong |
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Album: | She Sees Wolves |
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Medium: | CD | |
Stil: | Verträumter Indi-Rock mit psychedelischen und postrockigen Ausflügen |
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Label: | VierSieben Records | |
Spieldauer: | 41:58 | |
Erschienen: | 20.04.2012 | |
Website: | [Link] |
Wer von uns „älteren Jahrgängen“ denkt nicht bei SISTER KING KONG an das Jahr 1976 und besagtes Album eines Herrn, der heutzutage mit Hut und Sonnenbrille unglaublich „erhellende“ Weisheiten von sich gibt und früher, wirklich nur früher, eine echte deutsche Musik-Legende war? Das so von UDO LINDENBERG betitelte Album mit wahren Evergreens deutschsprachiger Rockmusik, wie „Jenny“ oder „Meine erste Liebe“, hat sich unbesehen einen festen Platz im Zenit guter deutscher Rockmusik erobert.
Nun aber ist es Zeit für eine ebenfalls deutsche Band, die sich aus unerklärlichen Gründen den Namen des 76er Lindenberg-Albums als Bandnamen aussuchte, aber mit der lindenbergschen Musik etwa so viel zu tun hat wie unser „Ein bisschen Frieden“-Schlagersternchen NICOLE mit den „Feuer frei!“-RAMMSTEIN.
„She See Wolves“ von SISTERKINGKONG atmet die musikalische Atmosphäre eines Sommertags der in der Ferne am Himmel ein Unwetter ankündigt, welches man ängstlich oder neugierig erwartet, das aber nicht ausbricht, sondern vorbeizieht.
DIRK GEISLERs zerbrechlich wirkende Stimme, die trotz der englischen Texte Erinnerungen an so einige Songs der Hamburger Schule wachruft und DIE STERNE erleuchten lässt oder ein wenig das ELEMENT OF CRIME in sich birgt, spielt eine vordergründige Rolle in der melancholischen Umsetzung der recht düster angehauchten, atmosphärischen Texte, die fast immer kleine Geschichten erzählen, die zwischen beglückenden und beängstigenden Themen hin und her schwirren. Es lohnt sich also durchaus, beim ersten Hördurchgang das Booklet zur Hand zu nehmen und die Texte mitzulesen! Sie stellen nicht nur eine Ergänzung, sondern eine Bereicherung der manchmal in ihrer Gesamtheit viel zu harmonisch wirkenden Musik dar, die in ihren besten Momenten sich tief in die psychedelischen Abgründe menschlicher und musikalischer Leidenschaft begibt.
Ein akustische Gitarre eröffnet auf „Nighttime“ das Album bis der Gesang einsetzt, der dann durch eine Klarinette dem Ende entgegen strebt und nach 3 Minuten 22 als durchweg ruhige Ballade endet. Selbst wenn in den folgenden Songs die Musik auch ein wenig an Fahrt aufnimmt, so dominiert doch am Ende der Gesamteindruck, dass mit „She Sees Wolves“ ein sehr ruhiges Album entstanden ist, auf dem man die Wölfe zwar sehen, aber deren Heulen nicht hören kann. Neben Gitarren, Bass, Keys und Schlagzeug bilden auch Violinen, Glockenspiel, Klarinetten und Theremin (Elektronisches Instrument, das nicht berührt, aber durch die Handbewegungen über Wellensignale bzw. Schwingungen gesteuert wird!) ein angenehme Ergänzung der Musik. Schrammel- und Slide-Gitarren verleihen „She Sees Wolves“ zusätzliche Folk- und Countryeinflüsse, die glücklicherweise nicht übertrieben zur Geltung gebracht werden. Ähnliches kennt man bereits von YO LA TENGO, den TINDERSTICKS oder den WALKABOUTS, die garantiert auch SISTERKINGKONG nicht unbekannt sein werden. Manchmal sogar schimmert in der sich steigernden Dynamik einiger Songs, wie „For The Family“ oder „The Best Is Yet To Come“, ein wenig Post Rock durch. Etwas mehr Mut in dieser Beziehung hätte dem Debüt des deutschen Quartetts wirklich gut getan. Doch immer, wenn die Musik an Fahrt aufnimmt, scheint die Band schnell wieder auf die Bremse zu treten. Ein LINDENBERG war auf „Sister King Kong“ diesbezüglich deutlich kompromissloser. Doch was soll's, das ist ja schließlich schon über 35 Jahre her. Aber gerade diese Kompromisslosigkeit hätte ich mir auch bei den Musikern von SISTERKINGKONG gewünscht, die vielleicht noch nicht einmal so alt wie dieses Album sind!
FAZIT: Schwebende, von Nebelschwaden begleitete Songs durch deren Schleier man in der Ferne die Umrisse von ein paar Wölfen erkennen kann, die sich in aller Ruhe und ungestört über ihre Beute hermachen, ohne zu bemerken, wie in der Ferne die passende, sie in keiner Weise störende Musik dazu ihr Ständchen gibt.
PS: Sehr bemerkenswert sind die beiden offiziellen Videos der Band zu „Beast Burn Please Burn“ und „The Glory Is Lost“! Kunstvoll, einfallsreich und unaffektiert – nichts für MTV, aber für diejenigen, denen neben der Musik auch hoher audiovisueller Anspruch am Herzen liegt! Unbedingt mal einen Blick drauf werfen und zwei gelungene Videos und eine sofort sympathisch wirkende Band kennenlernen!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Nighttimme
- The Port That We Like
- Miss Brown
- Hardihood
- The Glory Is Lost
- For The Family
- Down The Drain
- Coast
- Sightseeing In New York
- The Best Is Yet To Come
- Beast Burn Please Burn
- Henk
- Marie
- Bass - Simon Schneider
- Gesang - Dirk Geisler, Simon Schneider, Sebastian Gröne
- Gitarre - Peter Schoppa, Dirk Geisler
- Keys - Peter Schoppa, Simon Schneider
- Schlagzeug - Sebastian Gröne
- Sonstige - Anne-Élyse Hudon (Klarinetten), Herb Meadows III (Violinen)
- She Sees Wolves (2012) - 10/15 Punkten
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