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Supertramp: Live in Paris '79 (Review)
Artist: | Supertramp |
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Album: | Live in Paris '79 |
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Medium: | DVD | |
Stil: | Artrock/Progrock |
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Label: | Eagle Vision | |
Spieldauer: | 133:00 | |
Erschienen: | 24.08.2012 | |
Website: | [Link] |
Obwohl die Band in der gegenwärtigen Musikszene nicht mehr sonderlich präsent ist, dürfte auch heute noch jedes Kind die größten Hits von SUPERTRAMP kennen. Okay, das ist vielleicht etwas übertrieben, aber zumindest jeder über 20 sollte ihre bekanntesten Songs schon mal gehört haben, sofern er nicht komplett ohne Rundfunk oder in einem reinen Hip-Hop-Haushalt groß geworden ist. Wie auch immer, wenn man an den Status der Band in den 70er- und 80er-Jahren und an die Verkaufszahlen von Alben wie "Crime Of The Century" und besonders "Breakfast In America" denkt, sollte es auf jeden Fall noch eine ganze Menge (vornehmlich in Erinnerungen schwelgende) Fans der britischen Vagabunden geben, die auch heute noch Classics wie "Dreamer", "School", "The Logical Song", "Give A Little Bit" oder "It’s Raining Again" im Schlaf mitsummen können. Und auf die wartet mit dieser DVD bzw. Blu-ray ein echter Leckerbissen.
Nachdem 1979 "Breakfast in America", das sechste und mit 20 Millionen verkauften Einheiten erfolgreichste Album der progressiven Pop-Rocker, weltweit die Charts gestürmt hatte, ging die Band noch im selben Jahr auf ausgedehnte, zehnmonatige Tournee. Diese führte das Quintett um die beiden Komponisten und Sänger Rick Davies und Roger Hodgson auch nach Paris, wo man an vier aufeinanderfolgenden Abenden im 'Pavillon De Paris' (einem ehemaligen Schlachthof) auftrat. Bei dem Anlass wurde das gleichnamige Live-Doppelalbum "Paris" (1980) mitgeschnitten, das ebenfalls ein großer Erfolg wurde. Das dabei ebenfalls entstandene Filmmaterial kam hingegen danach nicht zur Veröffentlichung. Dies mag zumindest anfangs auch daran gelegen haben, dass etwa VHS damals noch recht neu und ziemlich kostspielig war, aber schon bald danach war die Band auch mit anderen Dingen beschäftigt. Zwischen den beiden Bandköpfen und Songschreibern, die den Stil von SUPERTRAMP entscheidend geprägt haben - Roger Hodgson mit seiner hohen Stimme und Rick Davies u.a. mit seinem Wurlitzer-Piano - kam es zu Unstimmigkeiten über die musikalische Ausrichtung, was 1983 den Ausstieg von Hodgson zur Folge hatte. Während dieser eine ziemlich erfolgreiche Solokarriere begann, machte die Band noch ein paar Jahre ohne ihn weiter und löste sich dann aufgrund schwindenden Erfolgs 1988 auf. Auch die Wiedervereinigung zehn Jahre später fand ohne Hodgson statt, und bis heute stand man nicht mehr in der alten Besetzung gemeinsam auf der Bühne. Ein wichtiger Grund mehr für die Relevanz dieses Konzertmitschnitts.
Wo das Infoblatt oberflächlich bleibt, erfährt man mittels Internet-Recherche, dass das Filmmaterial lange als verschollen galt, bis es vor ein paar Jahren auf schlecht erhaltenen 16-mm-Filmbändern in einem Kuhstall von Drummer Bob Siebenberg aufgefunden wurde. Obwohl die Bänder aufwendig restauriert und die Aufnahmen mit modernem 5.1-Sound ausgestattet wurden, fand die Veröffentlichung des Konzerts aufgrund der angeblich zu schlechten Bildqualität wohl nicht die Zustimmung der beiden Bandköpfe Rick Davies und Roger Hodgson, sondern wurde vor allem durch die drei anderen damaligen Mitglieder angetrieben. Darauf basierende Bedenken sind jedoch mit dem Betätigen der Play-Taste dahin. Klar, man sieht den Aufnahmen ihr Alter an, anhand der recht blassen Farben und leichten Körnung des 16:9-Bildes (hier lag nur die DVD vor, daher keine Aussage zur HD-Optik), aber: Schlecht ist hier mal gar nichts! Im Gegenteil, zu sehen und hören gibt es hier nicht weniger als ein musikalisches Zeitdokument, das man nicht mehr missen möchte.
Nach kurzem Vorfilm, in dem ein Charlie-Chaplin-Double durch Paris schlendert, bis er in die Konzerthalle geht, nimmt einem das Mundharmonika-Intro von "School" sofort gefangen und mit auf die Zeitreise. In der Folge sieht man eine Band, die auf dem Zenit ihrer Karriere musiziert und ihren breitwandigen Artrock-Sound auch live perfektioniert hat. Großartig viel Bewegung findet dabei nicht statt, da die Protagonisten recht introvertiert agieren und zudem ausreichend mit dem Wechsel ihrer jeweiligen Instrumente beschäftigt sind. Dementsprechend nehmen neben dem großzügigen Schlagzeug auch die vielen Keyboards und Pianos sowie die verschiedenen Blasinstrumente von John Helliwell reichlich Platz auf der geräumigen, ansonsten Deko-freien Bühne ein. Der Mann mit der ausladenden Brille übernimmt auch alleine (und teilweise auf französisch) die Kommunikation mit dem Publikum. Von diesem wiederum sieht man kaum etwas und nimmt es auch akustisch fast nur zwischen den Songs wahr; dafür dann aber um so lauter.
Neben Großaufnahmen, etwa von Rick Davies, wie er in sich versunken für die Piano-Einleitung von "Bloody Well Right" angestrengt sein Piano bearbeitet, darf man vom Sofa aus die Musiker öfter im zweigeteilten Bild bewundern. Besonders die beiden Hauptsänger kommen da während der mehrstimmigen Passagen gut zur Geltung. Etwas größerer filmischer Aufwand wurde noch für den bei "Rudy" laufenden Hintergrund-Film betrieben, so dass der Zuschauer vor dem Bildschirm die rasende Eisenbahn als Vollbild mit integrierten Musikern zu sehen bekommt. Davon ab gibt es das Konzert 'pur' und in entspannter Optik zu sehen.
Die 8000 Besucher vor Ort dürfen neben der dezenten Lightshow auch an ein paar Showelementen zur Auflockerung des Programms teilhaben. Bei "Asylum" rennen King Kong und eine Banane (!) über die Bühne (was so abgedreht aussieht, wie es sich liest), bei "Hide In Your Shell" wird die Band durch einen dreiköpfigen Chor im Frack unterstützt und später taucht zum von John Helliwell dirigierten "Fool Overture" noch mal Charlie Chaplin in Begleitung eines Clowns und anderer Gestalten auf der Bühne auf. Mehr braucht es dann auch nicht an Show, die Musik ist mitreißend genug.
Die Setlist weicht bei der Reihenfolge von der damaligen Live-LP ab und enthält hier inklusive der Bonussongs insgesamt auch sieben Stücke mehr; im Nachhinein wichtige Nummern wie etwa "Give A Little Bit" fehlten damals auf Vinyl. Das "Crime Of The Century"-Album wird bis auf einen Song ("If Everyone Was Listening") komplett gespielt, das damals frische "Breakfast In America" wird mit drei Songs vorgestellt und letztlich reiht sich hier Klassiker an Klassiker. Wer hier nicht die ein- oder andere Gänsehaut bekommt, der kann das Wort SUPERTRAMP im Grunde aus seinem Vokabular streichen.
Am Ende von "Crime Of The Century" werden die späteren Biografien der einzelnen Musiker eingeblendet und zu "From Now On" laufen die Credits bis sich Charlie Chaplin glücklich über das Erlebte auf den Nachhauseweg macht.
Es bleibt die Bonus-Abteilung. Dort finden wir die fünf Songs, von denen es keine Filmaufnahmen gibt und für die stattdessen Video-Montagen und Computeranimationen gefertigt wurden. Optisch nichts Dolles, aber dennoch eine gute Lösung, um das damalige Live-Programm zu komplettieren.
Das 12-seitige Booklet besteht neben ein paar Live-Fotos hauptsächlich aus Liner-Notes vom Musikjournalisten Phil Alexander (u.a. 'Kerrang!') zum Konzert und zur Bandgeschichte.
FAZIT: Jeder SUPERTRAMP-Fan wird diese DVD (wahlweise Blu-ray) lieben!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- School
- Bloody Well Right
- The Logical Song
- Goodbye Stranger
- Breakfast In America
- Hide In Your Shell
- Asylum
- Even In The Quietest Moments
- Give A Little Bit
- Dreamer
- Rudy
- Take The Long Way Home
- Another Man's Woman
- Child Of Vision
- Fool's Overture
- Two Of Us
- Crime Of The Century
- From Now On (credits)
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- Bonus-Songs:
- Ain't Nobody But Me
- You Started Laughing (When I Held You In My Arms)
- A Soap Box Opera
- From Now On
- Downstream
- Bass - Dougie Thomson
- Gesang - Roger Hodgson, Rick Davies, John Anthony Helliwell
- Gitarre - Roger Hodgson
- Keys - Rick Davies, John Anthony Helliwell, Roger Hodgson, Dougie Thomson
- Schlagzeug - Bob Siebenberg
- Sonstige - John Anthony Helliwell (Woodwinds, Saxophones), Rick Davies (Grand Piano, Harp), Roger Hodgson (Grand Piano), Bob Siebenberg (Percussion)
- Live in Paris '79 (2012)
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