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Crystal Palace: The System Of Events (Review)
Artist: | Crystal Palace |
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Album: | The System Of Events |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressiver Rock, zwar neo, aber trotzdem nicht neu! |
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Label: | Gentle Art Of Music / Soulfood Music | |
Spieldauer: | 70:10 | |
Erschienen: | 04.10.2013 | |
Website: | [Link] |
Zwar steht in Berlin kein Kristall-Palast, er glitzert dort aber in seiner musikalisch-progressiven Schönheit. Das Berliner Neo-Prog- oder New-Artrock- oder Nennt-es-wie-ihr-wollt-Quartett ist zwar schon ca. 20 Jahre aktiv, hat die progressive Musikwelt aber noch nicht mit wirklich schwer beeindruckenden Prog-Alben beglückt. Und auch im Jahr 2013 ändert sich das leider nicht. Auch wenn CRYSTAL PALACE sich mit namhaften Musikergrößen, wie COLIN EDWIN von PORCUPINE TREE und YOGI LANG sowie KALLE WALLNER von RPWL verstärkten, haben sie wiederum im Grunde nur ihre Eigenständigkeit verloren. Denn „The System Of Events“ bewegt sich musikalisch genau, mit beinah schlafwandlerischer Sicherheit, zwischen den beiden Horizonten der Bands ihrer Gastmusiker und allem, was sich dazwischen noch so rumtummelt. Zusätzlich dürfen diesbezüglich ganz besonders zum Ende von „The Systems Of Events“ hin auch noch MARILLION herhalten. Schöne Erinnerungen, die da wach gerufen werden, aber garantiert nichts wirklich Bleibendes für die Band CRYSTAL PALACE.
Vielleicht hätten sich die Musiker einfach das textliche Konzept dieses Albums zu eigen machen sollen, in dem sie sich auf die Suche nach einer Formel begeben, die unser Leben bestimmt. Ist dieses Leben voraus berechenbar – gibt es eine Art einsteinscher Formel, die unsere Vorbestimmung ist? Oder sind doch wir und unser Handeln für das verantwortlich, was in Zukunft mit uns und anderen geschieht, gerade weil ein Leben einzigartig und nicht mit Formeln zu beschreiben ist? Ein wirklich interessantes Konzept, das mit weit weniger interessanter Musik verwirklicht wird, weil die eben nach musikalischen Schubladen-Formeln bereits besagter und benannter Stil- und Band-Größen funktioniert.
Finstere, bedrückende Themen, die bereits durch den bedrohlichen musikalischen Beginn auf „Chasing Better Days“ angedeutet werden, lassen uns anfangs ein wenig bedrückt zurück. Doch die Musik hält auch richtig lichte (MARILLION-)Momente, z.B. auf „Green Way“ für uns bereit. CRYSTAL PALACE haben offensichtlich Freude an dem, was sie da mit großer Leidenschaft spielen und musizieren – nur kompositorisch passiert einfach zu wenig. Es fehlen die mutigen Brüche, die wirklichen Überraschungsmomente. Dafür tauchen ständig Erinnerungen auf: „Warum habe ich in den finsteren CRYSTAL PALACE-Momenten immer den Eindruck, als würden sich CARPTREE und RIVERSIDE abwechselnd die Musik-Klinke in die Hand geben?“ oder „Klingen die Gitarren auf 'Sleepless' nicht anfangs nach DREAM THEATER, kommt dann tatsächlich auch noch eine richtig fette DEPECHE MODE-Sequenz und daraufhin wieder Gitarren, die sich nach PINK FLOYD anhören?“ oder „Sind die Keyboardflächen nicht von PORCUPINE TREE übernommen?“ oder „Hat das ganze Album nicht mehr mit RPWL als mit CRYSTAL PALACE zu tun?“ Fragen, die durchaus berechtigt sind, besonders unter dem Blickwinkel, dass sich RPWL-Sänger & -Keyboarder YOGI LANG für den Sound von „The System Of Events“ verantwortlich zeichnet. Ähnlichkeiten zumindest sind unverkennbar.
Am Ende des Albums, das uns mit einer, der CD ihren Titel gebenden 13-Minuten-Mini-Suite verabschiedet, übertreiben es die neoprogressiven Berliner aber doch ein wenig. Pathetischer, schwülstiger, kitschiger Neo-Prog-Bombast für die Fraktion aller romantischen Feuerzeug-Schwenker, die Stadion-Hymnen lieben. Und nach etwa 10 Minuten denkt man: „Jetzt fehlt nur noch ein Kinder-Chor, um den Kitschfaktor dieses Songs endgültig zur Vollendung zu bringen!“ Und was soll ich sagen …? … Ach, ich verrate es besser doch nicht!
FAZIT: „The System Of Events“ der nie sonderlich beachteten Berliner (Neo-)Prog-Rocker, die im Kristallpalast, aber nicht im Glashaus sitzen, besteht aus altbekannten Prog-Gesteinsbrocken von der Marke MARILLION bis hin zu RPWL. Schade, dass die Jungs aus ihrem Prog-Palast nicht mit ein paar Steinen um sich gefeuert haben, die ihnen nicht gleich wieder auf die Füße fallen, um dort am Ende nur ausgetretene Neo-Prog-Latschen zu hinterlassen. Keine Frage, die Formel wie heutzutage ein hervorragendes Artrock-Album klingen muss, haben CRYSTAL PALACE nicht geknackt!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Chasing Better Days
- As Heaven Dies
- Beautiful Nightmare
- Green Way
- Sleepless
- Stunned By The Silence
- Breathe
- System Of Events
- Bass - Yenz, Colin Edwin
- Gesang - Yenz
- Gitarre - Nils Conrad, Kalle Wallner
- Keys - Franz Köhler, Yogi Lang
- Schlagzeug - Frank Brennekam
- The System Of Events (2013) - 8/15 Punkten
- The System of Event (2013)
- Dawn Of Eternity (2016) - 11/15 Punkten
- Scattered Shards (2018) - 11/15 Punkten
- Still There (2022) - 13/15 Punkten
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