Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Ulrike Serowy: Skogtatt (Buch) (Review)

Artist:

Ulrike Serowy

Ulrike Serowy: Skogtatt (Buch)
Album:

Skogtatt (Buch)

Medium: Buch
Stil:

Black Metal Novelle

Label: Hablizel Verlag
Spieldauer: 60 Seiten
Erschienen: 28.03.2013
Website: [Link]

Dem Black Metaller ist "Bergtatt" natürlich ein Begriff, denn so hieß das Debütalbum von Ulver. Das Wort bedeutet einerseits verzaubert, gefesselt oder gebannt, aber auch soviel wie "von den Unterirdischen in den Berg gelockt". "Skog" ist das norwegische Wort für Wald, synonym zu "Bergtatt" bezeichnet "Skogtatt" also das Locken des Waldes. Die Autorin ULRIKE SEROWY, 1983 geboren, hat so ihre kurze Erzählung benannt, mit der sie versucht, die Musikrichtung Black Metal in eine Geschichte zu transformieren.

Der Hauptprotagonist ist Gitarrist in einer Band, die ganz offensichtlich Black Metal spielt. Das wird zwar nicht explizit erwähnt, aber die Beschreibung der Musik, die seine namentlich nicht genannte Band spielt, ist eindeutig: wilde Raserei, unerträglicher Hass, Monotonie, eiskalter Sturm, das Kreischen einer Männerstimme voll Zorn und Bitterkeit. Der Proberaum dieser natürlich norwegischen Band liegt außerhalb der Stadt in einer Hütte auf einem Felsplateau, unweit eines Fjords. Ja, das sind alles Stereotypen, die aber durchaus der Stimmung, die "Skogtatt" erzeugen soll, förderlich sind. Die Geschichte spielt - auch das verwundert nicht - im tiefsten, eisigen Winter. Die Band ist mit ihrer Probe fertig und die einzelnen Mitglieder machen sich auf den Heimweg. Doch der Wagen des Gitarristen bleibt mit einem Defekt der Lichtmaschine liegen, der Versuch, Hilfe mit dem Handy zu holen schlägt fehl und wütend schmeißt er sein Handy in den Schnee - er mag dieses Gerät, dass mit der heutigen Gesellschaft so untrennbar verbunden ist, eh nicht. Er macht sich also auf den Weg in das nächstgelegene Dorf, wählt aber einen Umweg, mitten in den Wald hinein, den er so sehr liebt und der ihm zum Verderben werden soll.

Die Autorin geht in ihrer Geschichte auf das Seelenleben dieses Gitarristen ein und die Aspekte, die sie dabei herausstellt, sind einerseits die Misanthropie, andererseits die Sehnsucht nach der Natur, dem Wald, der Ursprünglichkeit. Themen also, die im Black Metal allgegenwärtig sind. Ein anderes, nämlich Anti-Religiösität bzw. Satanismus, wird nicht angesprochen, wenngleich die naturverbundene Spiritualität zumindest ansatzweise in die Richtung geht. Letztlich vermittelt sie zwar kein komplettes Bild dessen, was Black Metal ausmachen kann, aber wichtige Aspekte, die sie mit passenden Worten beschreibt. Eine tendenzielle Klischeehaftigkeit bleibt dabei nicht aus, das liegt aber auch in der Natur der Sache Black Metal.

An sich ist "Skogtatt" also eine ansprechende, stimmungsvolle Kurzgeschichte, die allerdings nicht immer ganz flüssig zu lesen ist. Denn immer wieder stolpert man über scheinbar sinnlose Änderungen der Zeitform. Oftmals fragt man sich, warum vom Präsens in die Vergangenheit und zurück gesprungen wird. Mit der Zuspitzung des Plots wird dann auch die Schreibe ein wenig hektischer, um zum Ende hin dann fast schon wie ein Songtext zu wirken. Das wiederum kann man durchaus als Umsetzung musikalischer Stilmittel des Black Metals in einen Text deuten. Die englische Version von "Skogtatt" ist eine wortgetreue Übersetzung des deutschen Originaltextes und deshalb nicht reizvoller oder ansprechender in der Wortwahl und Erzählart.

Durchaus ansprechend ist dagegen die Aufmachung von "Skogtatt" mit Fadenheftung mit offenem Rücken und geprägtem Doppelcover. Das natürlich schwarzmetallisch wirkende Logo für das Buch, das wie ein Bandlogo aussieht, wurde vom ehemaligen ISIS-Sänger und Gitarristen Aaron Turner entworfen, seine Frau Faith Coloccia, die auch Musikerin bei MAMIFFER ist, hat die zur Stimmung passenden, monochromen Illustrationen angefertigt.

FAZIT: Hat man sich schon ausgiebig mit Black Metal beschäftigt, so bleibt "Skogtatt" eher oberflächlich und kratzt lediglich an einigen Aspekten dieser einzigartigen Kunstform. Ist man damit allerdings nicht vertraut, so bekommt man zumindest einen Einblick, der ungewöhnlich ist und die verstörende Wirkung von Black Metal teilweise auch zu transportieren in der Lage ist. Weil die Geschichte selber kurz und somit schnell zu lesen ist, bleibt "Skogtatt" ein literarisches Häppchen, das keine Bauchschmerzen verursacht, aber auch natürlich auch nicht satt macht.

Andreas Schulz (Info) (Review 5281x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • "Skogtatt" auf Deutsch
  • "Skogtatt" auf Englisch

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier bellt?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!