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Superdrama: The Promise (Review)

Artist:

Superdrama

Superdrama: The Promise
Album:

The Promise

Medium: CD/Buch
Stil:

Progressive Rock / Metal

Label: Progressive Promotion Records
Spieldauer: 56:33
Erschienen: 18.02.2014
Website: [Link]

Progressiver Rock als Lebensphilosophie! Eine wundervolle Vision! Für viele Prog-Fans nach wie vor bis heute kaum vorstellbar! Doch die Zeiten ändern sich zum Glück, denn SUPERDRAMA versuchen diese Vision nicht mehr nur noch Vision sein zu lassen, sondern tatsächlich zu verwirklichen: „Als Künstler empfinden wir die Welt besonders intensiv und sind dankbar, in unserer besonderen menschlichen Konstellation Musik zu empfangen und auszudrücken, in der all' dies mitschwingt.“ Nun aber sind wir, die Hörer, an der Reihe, diesen Schwingungen zu folgen – und wir werden dabei viel Freude haben!

Allerdings sollten wir zuvor ein wenig zurückblicken, denn nur eine dermaßen ideell ausgeklügelte Veröffentlichungsphilosophie wie die aus dem Hause PROGRESSIVE PROMOTION RECORDS scheint solch extrem aufwändig gestalteten, in fettem Digi-Book erscheinenden, progressiv-musikalisch hoch anspruchsvollen Klangkosmos, der mit außergewöhnlich aussagekräftigen Texten samt einer konzeptionell ausgereiften Geschichte versehen ist, die sich um das Album rankt, in Deutschland möglich zu machen. Den ersten Schritt ging das Label um Oliver Wenzler dabei mit „The?Book“ von den SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR – einer CD, die ebenfalls streng limitiert samt „blutigen“, von Hand geschmiedeten Kreuzigungs-Nagel und einem über 50seitigen Digi-Book veröffentlicht wurde. Im Buch war die „vertonte“ Geschichte über Fragen der Verantwortung sich selbst oder einer höheren Macht gegenüber in englischer und deutscher Sprache zu lesen.

Nun, etwa zwei Jahre später, liegt mit SUPERDRAMA erneut ein dickes, diesmal 60seitiges Digi-Book vor mir, das den Titel „The Promise“ trägt und zu dem bereits im Vorfeld eine Dame mit hohen akademischen Ehren, Frau Prof. Woisetschläger, feststellt: „In der Tradition der alten Progheroen legt SUPERDRAMA mit ihrem ersten Werk hervorragende Kompositionen vor, die sich nicht hinter den großen Namen verstecken müssen. Ausgetüftelte Rhythmen, kombiniert mit sattem Sound, emotionalen Vocals und sehr ansprechenden Texten machen die Musik zu einem spannenden Klangrausch.“ Und man muss garantiert nicht promoviert haben, um das zu hören, was uns Frau Professor verbal mit auf den Weg gibt.

Die hier heraufbeschworenen „Progheroen“ sind wirklich mehr als klangvolle Namen, die von CARAVAN über SOFT MACHINE und BEGGAR'S OPERA bis hin zu GENESIS reichen. Aber es klingt auch eine sehr anspruchsvolle deutsche Prog-Band im Hintergrund mit, die wie selbstverständlich die Wurzeln von SUPERDRAMA bildet: ARGOS! Denn mit dem Keyboarder und Sänger ROBERT GOZON sowie dem Bassisten und Flötisten THOMAS KLARMANN verbergen sich gleich zwei ARGOS-Musiker hinter der Band, die sich in ihrem Namen bereits mit der „Entfaltung allen Seins“ auseinandersetzt und dabei nicht religiösen Trugbildern hinterherhechelt, sondern auf „The Promise“ versucht, der Weisheit RILKEs: „In uns schlägt Gott die Augen auf“, auf den Grund zu gehen und ihr in einem fast 60minutgen Kunstwerk Inhalt und Bedeutung zu verleihen. Ein Album also, dem nicht nur irgendwelche Tragik innewohnt, sondern das den Versuch unternimmt, mit der richtigen Bühne und der entsprechenden musikalischen und textlichen Dramaturgie Tragisches zu erkennen und nach Möglichkeit bewusst zu vermeiden, weil es Erkenntnis vor Glauben setzt und nicht mit vorgefertigten Antworten aufwartet, sondern mit noch offenen Fragen. Fragen, wie sie bereits DER KLEINE PRINZ stellte, aber eben nicht die Bibel, die mit ihren scheinmoralischen Antworten eher Teufelszeug verbreitet, das keine Fragen mehr zulässt und mit jeder Kritik zugleich den universalen Glauben des Kritikers infrage stellt. Das ist die wahre Supertragik, die SUPERDRAMA mit „The Promise“ aufzudecken versucht. Inhalt und Musik gehen dabei gleichberechtigt Hand in Hand. Sie bilden eine Einheit und lassen im Grunde nicht zu, dass das Eine ohne das Andere Berücksichtigung findet.

Wenig SOFT und keineswegs MAsCHINEll, aber trotzdem locker ROBERT WYATTs stimmliches Niveau erreichend, trägt Robert Gozon die Texte in aller Deutlichkeit und manchmal Tragik vor, die mitunter Steine erweichen könnten, genau die Steine, die in „Turn The Stone“ eine so wichtige Rolle spielen. Eigentlich könnte auch ohne Weiteres die Behauptung aufgestellt werden, dass SUPERDRAMA Canterbury nach Deutschland verlegen und getreu dieser ungewöhnlichen Spielweise ihre Musik zu kleinen Epen entwickeln, die sich nicht davor scheuen, folkloristische und melodiös ins Ohr gehende sowie jazzige Elemente geschickt in ihre sehr komplexe, mitunter sogar experimentelle Musik einzubauen. Dabei fühlt sich die Musik streng an den Text gebunden, sodass man sich unbedingt im Vorfeld die konzeptionelle Geschichte, beginnend mit der „Ausgleichenden Gerechtigkeit“ und endend mit dem „Großen Versprechen“, zu Gemüte führen sollte. Über den Text die Musik zu verstehen – das scheint wohl die offensichtliche Absicht von SUPERDRAMA zu sein. Wer sich darauf einlässt, wird schnell erkennen, dass diese Absicht tatsächlich funktioniert und damit dieses Album, das mit dem zwölfminütigen Longtrack „The Promise“ sogar an die ganz große 70er-GENESIS-Ära plus CAMELschen Neoprog anknüpft, genau die Wege beschreitet, die gute Musik, egal in welcher Schublade sie auch stecken mag, ausmachen sollte: die gelungene und in jeder Beziehung wertvolle Verbindung von Wort + Note + instrumentale Umsetzung.

FAZIT: „The Promise“ ist voller musikalischer Tiefe sowie textlicher Weis- und Schönheit, der im Endeffekt der „Kantsche Imperativ“ mit seiner Botschaft: „Behandle jeden so, wie du selbst behandelt werden möchtest!“ innewohnt! SUPERDRAMA erbringen mit „The Promise“ den Beweis dafür, welch wunderbare Vereinigung zwischen Musik und Text, nicht auch, sondern GERADE im progressiven Rock vollzogen werden kann und sollte. Statt über Tolkiens „Herr der Ringe“-Fantasien musikalisch zu schwelgen und sich mit textlichen Fantasy-Schwurbeleien vom auch auf Texte wert legenden Hörer zu entfremden, der sich der angeblich anspruchsvollen Musik ausschließlich hingibt und die dazugehörige Texte, die kaum einen Pfifferling wert sind, als überflüssiges Beiwerk abtut. Für diese „Musik“-Hörer ist die konzeptionelle Symphonie von SUPERDRAMA nicht geschaffen, obwohl sie musikalisch stellenweise trotzdem auch wie die der fantasysüchtigen Prog-Helden klingt oder beispielsweise auch wie ein NEAL MORSE, der uns noch immer mit seinen SPOCK'S BEARD-Klängen zu überzeugen, aber mit seinen Bekehrungstexten nur noch peinlich berühren kann. Hier gibt’s endlich den textlichen Anti-MORSE und den musikalischen Pro-MORSE zu hören. Gott sei dank!

PS: Wenn jemand ein paar Euro beim Kauf dieser CD sparen möchte, dann sollte er vorher unbedingt in Oliver Wenzlers Progressive Promotion Records Shop vorbeischauen!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 7433x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • Chance Of A Lifetime
  • Evening The Odds
  • Turn The Stone
  • In Love For A Day
  • Beyond The Edge
  • Healing Earth
  • The Promise

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Robert Stein-Holzheim
gepostet am: 16.02.2014

User-Wertung:
14 Punkte

Hi Thoralf! Es berührt mich, wenn ich uns so gut verstanden wahrnehme, wie in Deiner Review. Danke für Deine genaue Sicht auf die Texte und das 60 Seiten Büchlein, dass ein integraler Teil des Albums ist.
Und Ihr da draußen: Hier reicht der Download nicht, gönnt Euch das Gesamterlebnis!
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