Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Jonathan Jeremiah: Oh Desire (Review)

Artist:

Jonathan Jeremiah

Jonathan Jeremiah: Oh Desire
Album:

Oh Desire

Medium: CD/Download
Stil:

Ruhiger Soul voller Gefühl und jeder Menge Streicher

Label: BMG Rights Management
Spieldauer: 40:38
Erschienen: 27.03.2015
Website: [Link]

„Mein Vater verkaufte jedes Wochenende in London Alben aus dem Kofferraum. Es schien so, als ob die alten Soul-Tapes nie jemand haben wollte, also hörte ich sie auf meinem Walkman, wenn ich Zeitungen austrug. Damals in den 60ern und 70ern waren sie noch nicht so berühmt, doch so hörte ich zum ersten Mal JAMES TAYLOR und CAROLE KING. Es war großartig! Alle meine Freunde hörten Guns‘n‘Roses. Für mich war das okay, doch ich fühlte mich trotzdem mehr zu diesen Musikern hingezogen. Sie zeigten mir eine andere Welt. Eine Welt, von der ich ein Teil werden musste.“

Mit seinem dritten Album „Oh Desire“ beweist JONATHAN JEREMIAH endgültig, dass er zum festen Bestandteil der Musikwelt von Taylor und King geworden ist, in der natürlich auch ein MARVIN GAYE, JAMES BROWN und SCOTT WALKER wandelten, selbst wenn Jeremiah in Gayes Todesjahr (1984) gerade mal vier Jahre alt war. Außerdem liebt JONATHAN JEREMIAH ganz offensichtlich die leisen Töne, viele Streicher, etwas Pathos und natürlich den ganz großen Soul, über den er seine Botschaften über ein „Versteck des Teufels“ (The Devil‘s Hillside) genauso wie über Liebe und Verlust sowie natürlich Verzweiflung und Verlangen verbreitet.

Der Anfang und das Ende sowie das Mittendrin der CD sind jeweils eingerahmt von einem Instrumental, das einfach nur die Zahl, an welcher CD-Position der Titel steht, trägt - also „One“ (akustische Gitarre plus Streicher und Percussion), „Seven“ (akustische Gitarre und Flöten) & „Thirteen“ (akustische Gitarre plus Streicher und Schlagzeug).

In der Musik von JONATHAN JEREMIAH stechen ganz besonders sein exzellentes Spiel auf der akustischen Gitarre und seine unglaublich warme, ein wenig an EDDIE VEDDER erinnernde Soul-Stimme, die jede Polarkappe zum Schmelzen bringen würde, hervor. Aber auch seine Melancholie, die mitunter zu sehr trieft, machen aus „Oh Desire“ ein Album für diejenigen, die glauben, den großen Weltschmerz auf ihren Schultern zu tragen und dabei, statt Optimismus zu verbreiten, schon mal ins Weinerliche abrutschen.

Diese fast etwas tragisch-traurige Grundstimmung von „Oh Desire“ erscheint allerdings verständlich, wenn man weiß, dass Jeremiah auf diesem Album neben dem Tod seiner Eltern auch in „Smiling“ und „The Bird“ sein sehr zwiespältiges, nicht sonderlich glückliches Verhältnis zu seiner Heimatstadt London thematisiert: „Manchmal fühle ich mich, als wenn ich nirgendwo für immer bleiben möchte. Meine Eltern waren Immigranten - meine Mutter stammt au Irland, mein Vater ist Anglo-Inder aus einem kleinen Dorf bei Kalkutta, namens Aldra. In ‚The Birds‘ denke ich darüber nach, was meine Eltern wohl taten, als sie an andere Orte gingen, um neue Erfahrungen zu sammeln. Doch für mich gibt es hier in London einfach zu viele Erfahrungen.“

Manchmal aber übertreibt der gute Jonathan und rutscht in einigen Schmalztöpfchen aus, so wie bei „Smiling“ oder „Phoenix Ava“, voller zuckersüßer Streicher und schmachtender Stimme. Da wartet man nur noch auf einen Himmelschor, der auf einer Zuckerwatte-Wolke angeschwebt kommt. Na ja, aber seit dem neusten Album „Vulnicura“ von BJÖRK wissen wir ja, dass auch diese hoch gepriesene, aus meiner Sicht aber doch etwas überbewertete, isländische Musikerin, ja ebenfalls eine sehr intensive und enge Bindung zu melodramatischen Streichern entwickelt hat.

FAZIT: „Die Leute in England sehen Musiker manchmal als eine Art öffentliches Eigentum. Sie sind neugierig und wollen alles über dein Privatleben wissen. Doch ich möchte das nicht. Ich liebte immer das Geheimnis rund um die Musiker, die mir etwas bedeuteten. Zu wissen, was sie gefrühstückt haben, war für mich schon zu viel Information gewesen.“ Bei JONATHAN JEREMIAH erfahren wir zwar nicht, was er zum Frühstück hatte, aber „Oh Desire“ öffnet uns eine gewaltige Tür zu seiner Musiker-Seele!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3418x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • One
  • Wild Fire
  • Arms
  • The Birds
  • Oh Desire
  • Smiling
  • Seven
  • Walking On Air
  • Phoenix Ava
  • Rising Up
  • Rosario
  • The Devil‘s Hillside
  • Thirteen

Besetzung:

  • Gesang - Jonathan Jeremiah
  • Gitarre - Jonathan Jeremiah
  • Sonstige - Leider gibt es in der Promo-Ausgabe des Albums keinerlei Hinweise auf die anderen Musikern - laut Jeremiahs Aussage „seine Band“ - die auf dem Album mitwirkten!

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wieviele Tage hat eine Woche?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!