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Tritonus: Far In The Sky - Live At Stagge‘s Hotel 1977 (Review)
Artist: | Tritonus |
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Album: | Far In The Sky - Live At Stagge‘s Hotel 1977 |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressiver Art-Rock |
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Label: | Sireena Records / Broken Silence Distribution | |
Spieldauer: | 78:14 | |
Erschienen: | 27.11.2015 | |
Website: | [Link] |
Welch Glück, dass es solch ein Label wie Sireena Records gibt, das sich auf seine strategischen Fahnen das Bewahren und Ausgraben von längst in Vergessenheit geratenen Bands und Alben geschrieben hat. Was es dabei manchmal zum Vorschein bringt, verlangt dem Kritiker Hochachtung und dem neugierigen Raritäten-Sammler garantiert Bewunderung ab. Diesmal also wird eine uralte Mannheimer Prog-Band, die den westlichen JANE oder TRIUMVIRAT und den östlichen STERN-COMBO MEISSEN sehr ähnlich ist und es während ihres siebenjährigen Bestehens von 1972 bis 1979 auf zwei Studio-Alben (1975 „Tritonus“ & 1976 „Between The Universes“) brachte, wiederentdeckt.
Die verblüffendste Ähnlichkeit besteht tatsächlich zur 1964 gegründeten STERN-COMBO MEISSEN, da auch diese Band sich im Osten Deutschlands anfangs an den Adaptionen klassischer Musik orientierte, ganz besonders an Sibelius. Für TRITONUS gilt genau das Gleiche, da sie als Grundlage ihrer ersten Werke ebenfalls auf Jean Sibelius zurückgriffen. Auch zeichnet sie ganz offensichtlich von der Besetzung und musikalischen Ausrichtung her das ELP-Leitbild aus, also keine Gitarren, sondern nur Keyboards, Bass, Schlagzeug und Gesang. Zusätzlich bereitet auch das sehr informative 12seitige Booklet große Freude, in dem wir neben Band-Bildern aus den 70ern auch eins aus dem Jahr 2015 entdecken dürfen. Ein wirklich lustiger Vergleich, besonders was den Körperumfang der Musiker anno 1977 und anno 2015 betrifft.
Sireena gebührt nun der Dank dafür, dass sie dieses bis dato unveröffentlichte Live-Album aus dem Jahre 1977 ausgruben und versuchten, die Aufnahmen klangtechnisch deutlich über Bootleg-Niveau zu heben. Stellenweise absolut nervend ist dabei aber ein Teil des Publikums, welches sich wohl lieber völlig unprogressiv einen hinter die Binde kippt und dabei laut quatscht, statt sich von der progressiven Musik berauschen zu lassen. Gerade in den ruhigen, sehr atmosphärischen Momenten, wie beispielsweise am Anfang des knapp 15 Minuten langen „Gliding“, samt extrem geilen Bass-Solo, stört dieses Gequatsche und Gläsergeklapper immens und man wünscht sich beim Hören eine Zeitmaschine, um sich in das Jahr 1977 direkt in Stagge‘s Hotel zu beamen und diesen saufenden Arschgeigen mal gehörig die Meinung zu geigen. Denn eigentlich war Stagge‘s Hotel ja in den Siebzigern ein überregionaler Anziehungspunkt für Musikbegeisterte, in dessen Erdgeschoss die Kneipe, eine Etage darüber der Musiksaal war. Irgendwie muss der Eine oder Andere jedenfalls bei diesem Konzert Kneipe und Musiksaal verwechselt haben. So bewahrheitet sich der Spruch des Hotelbesitzers Fritz Stagge: „Wir sind nicht im ‚Ritz‘, sondern bei Fritz“ auf seine unangenehmere Art.
Die Musik von TRITONUS jedenfalls spricht für sich und garantiert auch für diejenigen, die ab und zu in Erinnerungen schwelgend mal wieder ihre EMERSON, LAKE & PALMER-Platten auflegen. Das 10minutige „Escape And No Way Out“ ist das beste Beispiel dafür und wird alle begeistern, die mal nach den „Pictures At An Exhibition“ und dann wieder nach „Tarkus“ greifen.
Mit „Between The Universes“ allerdings beginnen TRITONUS ihr Konzert erst einmal mit deutlich psychedelischen Klängen samt frühem PINK FLOYD-Erinnerungsfaktor. Es scheint fast so, als wollten sie ihren Kritikern, die sie damals mitunter verächtlich als ELP-Klon abzutun versuchten, beweisen, dass sie auch als Trio aus ganz anderem Holz geschnitzt sein können. Wahrscheinlich wird es auch niemanden verwundern, dass der Gesang des Bassisten ROLF D. SCHNAPKA dem anderen singenden Bassisten GREG LAKE nicht das Wasser reichen kann. Aber das war ja schon immer ein weithin verbreiteter Pferdefuß in der zwar englisch singenden, aber deutschsprachigen Prog-Welt. Dafür aber wurden für das 77er Konzert fast alle sieben Songs zeitlich deutlich bis in den zweistelligen Minutenbereich aufgestockt und mit ausgiebigen Solos versehen, wobei natürlich auch das für diese Zeit obligatorische Schlagzeug-Solo nicht fehlen durfte, welches wahrhaft bewundernswert auf dem das Album abschließenden viertelstündigen „Far In The Sky“ leidenschaftlich von ARTHUR WEISS ausgelebt wird. Allein dieser In-A-Gadda-Da-Vida-Moment macht dieses TRITONUS-Album für alle Raritäten-Sammler und Freunde anspruchsvoller Prog-Musik unverzichtbar.
FAZIT: Aller guten Dinge sind drei! Nach THIRSTY MOON und MYTHOS gibt‘s endlich mit TRITONUS die dritte deutsche Prog-Band, die sich „Live At Stagge‘s Hotel“ verwirklichte und dabei eine wirklich gute Prog-Figur abgibt. Für jeden Nostalgiker ein wahrer Glücksgriff.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Between The Universe
- Gliding
- Escape And No Way Out
- The Trojan Horse Race
- The Day Awakes
- The Day Works
- Far In The Sky
- Bass - Rolf Dieter Schnapka
- Gesang - Rolf Dieter Schnapka
- Keys - Peter Seiler
- Schlagzeug - Arthur Weiss
- Prison Of Light (2013) - 11/15 Punkten
- Far In The Sky - Live At Stagge‘s Hotel 1977 (2015)
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