Für ihr bereits sechstes Album haben VON HERTZEN BROTHERS ein hippes US-Schwergewicht als Klangveredler eingespannt: Garth Richardson kümmerte sich ums Gelingen von "New Day Rising", aber auch trotz des Titels muss der bisherige Fan keine völlig neuen, womöglich gar trendigen Töne erwarten. Die Band hat ihre Ideenfülle vielmehr so gut wie nie in kompakte Songs gegossen, wobei die Dichte an potenziellen Reißern außerordentlich hoch ist.

Weiterhin zeichnet sich das Quintett durch seine fast störrische, ungewöhnliche Melodieführung aus, die der Eingängigkeit ihrer Songs aber nicht zuwiderläuft. Zugleich ist die Band mit der Zeit nicht leiser geworden, sondern bewahrt sich ihre Energie, weshalb "New Day Rising" insgesamt mit viel Tempo über die Zielgerade läuft. Davon legt vor allem "You Don’t Know My Name" (gleichzeitig das kraftmeiernde Referenzstück zum Testen für Hörer, die Fans werden möchten) Zeugnis ab, doch auch "Dreams" swingt nicht einmal verzerrt mit viel Zug nach vorne in die Hörgänge.

Das eigentlich sonnig versonnene "Black Rain" und der breite Soundwall "Sunday Child" mit seinem Aufbruchsstimmung vermittelnden Satzgesang vor fetten Riffs erweisen sich als als herausragende Stücke, wenn man den Stil der Band schon kennt und schätzt. Das schleppende Doppel aus "Trouble" und "The Destitute" - der Groove hat es in sich" decken das zähe extrem ab, wohingegen das sachte Finale "Hibernating Heart" leise abrundet, was längst lautstark über Szenen hinweg gefeiert werden müsste.

FAZIT: Allzeit freundlich, immerzu trick- wie einfallsreich und mit Her(t)zblut lang die finnische Gruppe auch 2015 wieder zu. Der Unterschied zwischen "New Day Rising" und seinen Vorgängern ist nicht stilistischer Art, sondern in der Herangehensweise der Band zu finden. VON HERTZEN BROTHERS kommen so schnell auf den Punkt wie selten und bleiben dennoch spannend. Wenn Kunstrock solche Kunststücke bedeutet, dann handelt es sich hierbei darum.