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Zip Tang: Private Shangri-La (Review)

Artist:

Zip Tang

Zip Tang: Private Shangri-La
Album:

Private Shangri-La

Medium: CD
Stil:

Progressive Rock

Label: Eigenveröffentlichung / Just For Kicks
Spieldauer: 47:03
Erschienen: 02.10.2015
Website: [Link]

Die amerikanische Retro-Prog-Band ZIP TANG ist immer mal wieder für eine Überraschung gut. Allerdings muss das nicht unbedingt eine gute sein, wie im Falle ihres aktuellen Albums „Private Shangri-La“, welches schon vom Titel her den einen oder anderen Proggie sicher etwas übel aufstoßen lässt. Das klingt doch mehr nach Ballermann als nach progressivem Lied- und Gedankengut.

Doch es ist nicht der Album-Titel, dem die Musik auf „Private Shangri-La“ schadet, sondern die Tatsache, dass das ehemalige Quartett ZIP TANG zu einem Trio geschrumpft ist und dabei dummerweise gerade seinen Keyboarder & Saxofonisten MARCUS PADGETT einbüßte. Vielleicht wäre die Suche nach einem „blasenden“ Ersatz doch besser gewesen, denn Padgetts Saxofon fehlt der Band und ihrer Musik an allen Ecken und Enden. Ähnlich wäre es wohl gewesen, wenn VAN DER GRAAF GENERATOR, deren Erfolg sich besonders auch auf die Saxofon-Eskapaden eines DAVID JACKSON aufbaute, plötzlich verschwände. Wahrscheinlich wäre es ihnen ähnlich ergangen wie nun ZIP TANG, die mit ihrer neuen musikalischen Ausrichtung, welche soweit trotzdem (ohne eine besonders beeindruckende Klangfarbe) die alte bleibt, wie eine schwächere Ausgabe von TANGENT klingen. Auch scheint ihnen das ZAPPAeske abhanden gekommen zu sein. Alles in allem nicht wirklich gute Nachrichten zu einer Band, die 2013 zuvor mit „Das Reboot“ ein Album raushaute, das progressive Maßstäbe setzte.

Während der ersten Minute von „Private Shangri-La“ fühlt man sich in ein AYREON-Album versetzt, um kurze Zeit später in Richtung TANGENT umzuschwenken, bis dann eine KING CRIMSON-Minute einsetzt - zwei weitere Minuten später wird ein akustisches Wish-You-Were-Here-Gitarren-Gedenk-Solo eingeflochten. So klingt der erste und mit gut sieben Minuten zugleich längste Titel „Cigarette Burns“. Schade, dass nicht wenigstens dieses Prog-Grundgerüst bis zum Ende der guten Dreiviertelstunde Musik aufrechterhalten wird. Stattdessen rutscht die Musik in ohne erkennbar roten Faden aneinandergereihte Songs ab, die oft den härter rockenden Momenten huldigen, ohne dabei einprägsame oder gar überraschend beeindruckende Momente zu setzen. Ein Album nicht im Fluss, sondern im rockigen Shangri-La. Am auffälligsten wirken dann die beiden „erholsamen“, unter zwei Minuten bleibenden Stücke „Lines“, eine akustische Ballade, und das schwer georgelte, abschließende „Iterum“. Was dazwischen passiert klingt vorhersehbar und durch von längst durch TANGENT gesetzte Spuren stolpernd.

Selbst das als schlechte Fotomontage gestaltete Cover kann nicht im geringsten überzeugen, dafür kündigt es leider auf optische Art das an, was sich akustisch hinter ihm verbirgt.

FAZIT: Viel Rock und wenig wirklich überzeugender Prog lassen aus „Private Shangri-La“ ein belangloses Rock-Prog-Album des Trios ZIP TANG werden, auf welches man, als sie noch als Quartett agierten, erwartungsvoll große Hoffnungen setzte. Die bleiben jedoch unerfüllt, sodass man nur auf ein nächstes, besseres Album hoffen kann.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3741x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 7 von 15 Punkten [?]
7 Punkte
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Tracklist:
  • Cigarette Burns
  • Knowing
  • Exit 94
  • Maniacal Calliope
  • Lines
  • Big Crunch
  • Phantasmagoric Haze
  • Plastique Hey-Zeus
  • Delete The Hole
  • Gravity
  • Iterum

Besetzung:

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Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Jochen [musikreviews.de]
gepostet am: 16.11.2015

Einspruch, Kollege Koss, nicht was die Rezension angeht, sondern bezüglich des Einwurfs zu VAN DER GRAAF GENERATOR: Seit "Trisector" (2008) funktionieren VDGG verdammt gut ohne Saxophon, erforschten mit "alt" weitere experimentelle Sphären und legten mit dem diesjährigen "Merlin Atmos" gar eines ihrer besten Alben, nicht nur auf den "live"-Sektor bezogen, vor. Aber bereits Jahrzehnte zuvor funktionierte die Band auch mit dem Geiger Graham Smith anstelle Jacksons. Der Gruppensound veränderte sich zwar merklich und "The Quiet Zone/The Pleasure Dome" als Studiowerk wie "Vital" Live sind zwar nicht VDGGs stärkste Arbeiten aber hochinteressante, hörenswerte Variationen aus dem Innern des lichterloh glimmenden Generators. Zwar finde ich es schade, wenn Jackson nicht dabei ist, aber es funktioniert tasächlich. So lange Ideen und Inspiration vorhanden sind. Und da besitzen Peter Hammill und Kollegen augenscheinlich genug von...
Thoralf Koß [musikreviews.de]
gepostet am: 16.11.2015

Einspruch angenommen, mein lieber Kollege. Leider trifft das, was du bei VDGG empfindest, nicht für ZIP TANG zu, denn bei denen ist nicht nur Gadget samt Saxofon abhanden gekommen, sondern mit ihm auch jede Menge musikalischer Ideen. Und mir gefallen trotzdem die VDGG-Alben, bei denen Jackson aktiv mitwirkte am besten, vielleicht weil ich auch mit den neuen Scheiben einfach nicht mehr so viel anfangen kann, da sie mich ziemlich an einige Hammill-Solo-Alben erinnern, gerade weil das Saxofon fehlt.
Jochen [musikreviews.de]
gepostet am: 17.11.2015

Jep, ich finde ebenfalls, dass VDGG einige ihrer größten Momente David Jackson zu verdanken haben ("Sleepwalkers"!!!). Die Grenzen zwischen Hammill-Solo und VDGG waren aber seit jeher fließend: Wie sein solistisches Schaffen die Bandarbeit beeinfllusste, so sind manche Soloaufnahmen verkappte VDGG-Werke. Die kürzlich erschienenen "Merlin Atmos" sind allerdings ein ganz besonders gutes Kraut, auch ohne Jackson. Sich im Trio zu trauen, die Longtracks "Flight" und "A Plague of Lighthouse Keepers" zu zelebrieren, das zudem auf berauschende Art, zeugt von wahrer Größe ;-) Ob Zip Tang die besitzen sei mal dahingestellt. "Pank" fand ich seinerzeit verdammt stark. Mit Saxophonisten....
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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