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Eric Gillette: The Great Unknown (Review)

Artist:

Eric Gillette

Eric Gillette: The Great Unknown
Album:

The Great Unknown

Medium: CD
Stil:

Hard Rock / Melodic Rock / Progressive

Label: Eigenpressung / Just For Kicks
Spieldauer: 58:35
Erschienen: 29.07.2016
Website: [Link]

Die Große Unbekannte ist er hoffentlich nicht mehr lange: ERIC GILLETTE. NEAL MORSEs „The Grand Experiment“ hat der junge Gitarrist mit seinen flinken Leads extrem lebendig gemacht, dieser Tage veröffentlicht er bereits sein zweites Soloalbum. Wenn „Afterthought“ von 2013 eine kraftvolle Demonstration seiner grundlegenden Fähigkeiten im AOR-affinen Progressive- und Hard Rock war, so betritt er mit „The Great Unknown“ erstmals die Dimensionen vollwertigen, konzeptionell ausgewogenen Songwritings.

Und am Anfang von allem war „Escape“. Der 18-Minüter wurde als erstes geschrieben und war überhaupt erst Anlass dafür, dieses Album aufzunehmen. Das ist leicht nachzuvollziehen bei dem zum Sterben schönen Leitmotiv, das nach etwa 1:12 Minuten erstmals mit fühlbaren Vibrationen von den Saiten schwingt. Jawoll, diese Melodie rechtfertigt ein dermaßen langes Stück. Wenn Ruhephasen einkehren, so sind diese keinesfalls als Pseudo-Longtrack-Partikel zu bezeichnen, sondern bedienen eine atmosphärische Funktion, die im besten Sinne entspannt, ohne dass man auch nur im entferntesten daran denkt, auf die Uhr zu schauen. Wenn man sich doch dazu zwingt: Nach etwa fünf Minuten verwandelt sich die melancholische Sternenballade in eine flotte Heavyrock-Nummer und die klagende E-Gitarre vollzieht eine Metamorphose in etwas Stürmendes und Drängendes. Als dann die verzirkelten Soli über böse riffender Rhythmusgitarre einsetzen, werden die Vorbilder unter den Gitarrenhelden offenbar: Satriani und vor allem Vai. Dem Österreicher Drummer Thomas Lang wird ein recht stolzes Drumsolo jazziger Prägung zugestanden, und wann immer das Keyboard seine Schwingen ausbreitet, wird ein gewisser HAKEN-Einschlag fühlbar, denn Diego Tejeida bedient auch dort die Tasten, ebenso wie Bassist Conner Green. Der Weg führt GILLETTE als Sänger schließlich sogar noch in ein intimes Piano-Duett, bevor in einem Moment majestätischer Erhabenheit zum großen Leitmotiv zurückgekehrt wird. Was für ein toller Song.

Die Stücke, die GILLETTE um diesen Monolithen herum geschrieben hat, entsprechen auf gleichbleibendem Niveau in etwa der ansprechenden Linie des Vorgängeralbums. Das beinhaltet durchaus schwermetallisches Basisriffing, dessen insgesamt einfach gehaltene Taktausführungen mit komplexeren Einschüben verzerrt und spannend gehalten werden. Erstaunlich, wie die Songs aus dieser kernigen Grundmischung doch immer wieder in die luftigen Höhen des melodischen Prog finden und GILLETTE immer eine seiner angenehm kitschigen Melodien unterbringen kann.

Jedes der Stücke ist natürlich mit erstklassigen Soli ausgestattet, so wie man es vom Soloalbum eines Gitarristen erwarten würde; das eigentlich Spannende an „The Great Unknown“ ist jedoch, dass sich GILLETTE diesmal als vollwertiger Sänger versucht. Zu hören war er bereits auf „Afterthought“, bei dem es sich gefühlt aber um ein Instrumentalalbum gehandelt hat. Doch diesmal steht der Name ERIC GILLETTE ebenso sehr für Gesang wie für Gitarre. Seine Stimme übt eine beruhigende Wirkung aus, die sich angenehm von den harten Elementen abhebt und die weichen Stellen nochmals unterstützt. Auf einigen Stücken, hier sei insbesondere „Empty“ herausgehoben, kann man kaum anders als an Petter Carlsen zu denken, dessen glockenklaren Gesang zuletzt LONG DISTANCE CALLING nicht grundlos in Anspruch genommen haben. GILLETTEs Gesang als zweckmäßig zu bezeichnen, wäre absolut verfehlt; in ihrer Unaufgeregtheit ist sie tatsächlich eines der Highlights.

FAZIT: Der Mann hat mehr als nur Gitarrenskills. Der kann Songs schreiben. „The Great Unknown“ spielt sich im gleichen Universum ab wie die Erzeugnisse von NEAL MORSE, aber es schlägt ebenso gekonnt Brücken zum modernen Progressive Metal, zu bodenständigem Hard Rock und zu Stadion-Pathos. „Escape“ ist die ganz große Nummer dabei, alles andere die Zuckerkristalle in dessen Umlaufbahn.

Sascha Ganser (Info) (Review 5392x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • The Great Unknown
  • The Aftermath
  • Escape
  • Damage Is Done
  • Empty
  • Runaway
  • All I Am

Besetzung:

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