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Ghost Medicine: Discontinuance (Review)
Artist: | Ghost Medicine |
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Album: | Discontinuance |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Melodic / Heavy Prog |
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Label: | Uranium Club | |
Spieldauer: | 51:24 | |
Erschienen: | 24.06.2016 | |
Website: | [Link] |
GHOST MEDICINE ist im Wesentlichen das Projekt eines Einzelmusikers namens Jared Leach, der Mitstreiter um sich geschart hat – darunter auch mal wieder Ex-PORCUPINE-TREE-Bassist Colin Edwin, dem man praktisch blind folgen kann, wenn es darum geht, interessante Projekte zu entdecken. Dabei hätte man eher auf zwei kreative Köpfe an der Front getippt, ist „Discontinuance“ doch von durchgehender Dualität umwoben: Leach singt stets im Wechsel oder im Duett mit der hell-klaren Stimme von Sarah Höfer, er vermengt immer mindestens zwei Stile der Rockmusik miteinander (zum Beispiel Progressive Rock mit Folk, Folk mit Country, Country mit Melodic Rock, Melodic Rock mit Progressive Metal)... und vor allem inszeniert er ein jederzeit packendes Versus-Duell zwischen verspielter Akustikgitarre und harter E-Gitarre, das nimmermüde auf ein spektakuläres Unentschieden hinausläuft.
Leach ist dabei sowohl fürs Akustische als auch das Elektrische zuständig und somit trägt er die Verantwortung für den größten Anteil an der beachtlichen Spannweite der äußerst unterschiedlichen Kompositionen. Die Stimmung orientiert sich über weite Strecken an Western- und Country-Motiven, wenn die Saiten im Sinne einer Lap Steel („Shiver“) oder eines Banjo („Broken Corridor“) angeschlagen werden, jedoch vertraut das Album nicht dogmatisch auf diesen Stil. Es ist erfrischend, dass die Canyon-Landschaften jederzeit ihr Gesicht verändern können und plötzlich von Uptempo-Rock-Riffs überlaufen werden, oder dass das Solieren mit der E-Gitarre zur neuen Angriffsfanfare mutiert, von Edwin am Bass meist in ein abseitig-obskures Licht gerückt.
Diese neckischen Spiele gehen weit über bloßes Laut und Leise oder über den Gesangswechsel von männlich und weiblich hinaus. Wo sich die Songs auf dem Album ablösen oder innerhalb einer Komposition ein Wendepunkt initiiert wird, übt die neue Richtung auf die alte einen erlösenden Effekt aus, was die Stücke besonders leicht macht, ohne sie ihrer Ecken und Kanten zu berauben. Tatsächlich erinnert die Spielweise der härteren Momente an die leider etwas in Vergessenheit geratenen INDUKTI, die in den 00er Jahren kantigen Progmetal mit Violine- und Hackbrettunterstützung boten. Im Mittelteil von „Crooked House“, wenn die Riffs gleich nach dem Solo einsetzen, glaubt man beinahe an die Rückkehr der Polen. Genauso ist Leach aber dazu in der Lage, ein melancholisches Duett mit seiner Gesangspartnerin bei reduzierter Instrumentierung aus dem Ärmel zu zaubern. Würde man ob dieser Sprunghaftigkeit allerdings vermuten, dass sich das Songwriting in Partikeln und Fragmenten erschöpft, läge man auch wieder falsch: Der elfminütige Abschlusstrack belegt, dass auch die Geduld für einen gemächlichen Aufbau vorhanden ist.
Produktionstechnisch wäre indes noch mehr herauszuholen gewesen, denn „Discontinuance“ klingt nicht seinem Material gemäß voll und rund genug. Zwar werden insbesondere die Saitenanschläge auf der Gitarre stark genug voneinander differenziert, dass man jede Note deutlich herauslesen kann, durch die höhenlastige Abmischung wird aber eine organische Verbindung zu den übrigen Instrumenten vermieden. Darüber hinaus ist zu konstatieren, dass die Texte nicht immer jedes Klischee umschiffen können. Leach selbst sagt, ein Hauptantrieb sei es für ihn, über Musik das Unausdrückbare auszudrücken; ein wahrhaft nicht einfaches Unterfangen, an dem sich vermutlich zukünftig noch feilen lässt.
FAZIT: Facettenreicher Progressive Rock mit Folk- und Countrynote, der sich über vielschichtiges Gitarrenspiel definiert – das führt zu einem überaus genießbaren Debütalbum. Da hatte Trüffelschwein Colin Edwin einmal mehr den richtigen Riecher. Medizin guuuuut.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Crooked House
- Shiver
- Departure
- Desert Spring
- Beautiful World
- Broken Corridor
- Discontinuance
- Bass - Colin Edwin
- Gesang - Jared Leach, Sarah Höfer
- Gitarre - Jared Leach
- Schlagzeug - Scott Prian
- Discontinuance (2016) - 11/15 Punkten
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