Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Gurdan Thomas: It's Not The End Of The World (Review)

Artist:

Gurdan Thomas

Gurdan Thomas: It's Not The End Of The World
Album:

It's Not The End Of The World

Medium: CD
Stil:

Anti-Cool Bavaria Brit-Folk

Label: Beste! Unterhaltung
Spieldauer: 63:21
Erschienen: 15.07.2016
Website: [Link]

Das Ende der Welt ist (noch nicht) nahe und wir haben selten so sehr darüber gelacht wie bei GURDAN THOMAS. Denn wer hier den Abgang macht, der sollte sich, wie auf dem Cover als offensichtliche Empfehlung gestaltet, erst seine Gartenzwerg-Mütze aufsetzen und dann fein säuberlich seine Schlinge an einem festen Strick knüpfen. Aber immer beachten, dass der „kleinbiederlich bemützte“ Kopf auch in Höhe der Schlinge reicht und die Richtung stimmt. Sollte das nicht der Fall sein, dann wird auch dem Letzten unter musikalischer Zuhilfenahme von GURDAN THOMAS‘ - dem britischen Wahlbayern - klar: „It‘s Not The End Of The World“.

Übrigens stellten ja bereits REM mit „It‘s the end of the world, oh I know it!“ vor fast 30 Jahren genau das Gegenteil fest, natürlich bedeutend ernster und bei weitem nicht mit einem dermaßen britisch-schwarzen Humor versehen wie auf der aktuellen, nunmehr siebten CD des Musiktausendsassa GURDAN THOMAS, dessen eigentlicher Name IAN CHAPMAN lautet! Trotzdem kommen einem REM, die sich von einer anfangs punkigen Band zu Mega-Stars mit Tiefgang entwickelten, auch beim Hören von „It‘s Not The End Of The World“ in den Sinn – besonders mit ihrem ebenfalls recht ironisch gehaltenen Song „Shiny Happy People“, der ja ein echter Hit wurde.

Schon das 20seitige Booklet mit allen Texten, die einem bereits beim Lesen die reinste Freude bereiten, lädt zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Album ein. Dazu gibt‘s noch Bilder von Musikern mit Hörnern, Ukulelen, Akkordeon, denen in der Musik dann auch Trompeten, Tubas, Banjos, spanische Gitarren und das komplette Rockinstrumentarium begegnen. Das verheißt vorab bereits die pure Musikabwechslung. Und wie bei GURDAN THOMAS gewohnt, treten genau diese Verheißungen auch in den 63 Musik-Minuten seines 2016er-Albums ein.

Öffnen wir nun also das lustige oder doch makaber gestaltete Digi-Pack und entnehmen das dicke Booklet, springt uns schon ein verheißungsvoller Satz an: „Das Geheimnis des Glücklichseins liegt einfach darin, glücklich zu sein. Ganz simpel, aber nicht so einfach wie gedacht ...“ Ja, das ist der GURDAN THOMAS, der uns dann auch eine Stunde musikalisch begleitet und textlich noch jede Menge solcher Weisheiten parat hat, deren abschließende auf der letzten Booklet-Seite zu finden ist: „Es gibt nichts, was wirklich das Ende der Welt ist, außer natürlich das Ende der Welt ...“ Na super, damit sind wir natürlich auch am Ende des Albums um vieles klüger, auch wenn das viele nichts ist. Und von dem gibt es jede Menge bei GURDAN THOMAS zu hören.

Dabei kommen immer wieder mal Erinnerungen an die Solo-Alben von DAVID BYRNE, dem obersten Musik-“Quasselkopp“ der TALKING HEADS auf, als der sich ganz der weltmusikalischen und zugleich weltoffenen Auseinandersetzung von Musik und „natürlichem“ Weitblick widmete, bei dem so unvergessliche und zugleich ungewöhnliche Alben wie „Rei Momo“ (1989) und „Uh-Oh“ (1992) entstanden. Nur dass Byrnes Alben mehr die dunkle Seite beleuchteten, während sich „It‘s Not The End Of The World“ lustvoll auf die hellen Seiten stürzt.

Musikalisch trifft mal wieder Brit-Pop auf bayrische Dorf-Kirmes, geblasene Volksmusik auf rockigen Folk, Schunkel-Rhythmen auf BEATLES-Melodien, Balkan-Klänge auf Lagerfeuer-Country, kurze Lederhose auf lange Lederhose und natürlich Songwriter-Tiefe auf witzige Clownerie sowie Texte, denen der Schalk ZAPPA genauso innewohnt wie der Grübler DYLAN.
Dazu singt GURDAN THOMAS wie gewohnt in den höchsten und tiefsten Tönen und lässt sich von seinen weiblichen und männlichen Mitstreitern zusätzlich mal solo oder im groß angelegten Chor begleiten.

Mit „Bastard“ wiederum beweist GURDAN THOMAS zugleich seine ganz große Songwriter-Ader, die sich auf genau die gleichen Höhen eines SVAVAR KNÚTUR oder WILLIAM FITZSIMMONS erhebt und die uns nachdenklich mit der Frage zurücklässt: „Was für Bastarde können wir alle sein?“

Wer dagegen bereits der großen Pokemon-Euphorie verfallen ist, die einen auf der Suche nach ein paar blöden Zeichentrickfiguren in der gegenwärtigen Realität im Grunde blind für den klaren Blick auf seine Umgebung gemacht hat, der sollte sich unbedingt den Song „My Head Is Stuck In This Honeypot“ nicht nur genauer anhören, sondern auch das dazugehörige Video genießen!

Aber auch der Liebe Gott kommt mal wieder nicht völlig ungeschoren bei GURDAN THOMAS weg, selbst wenn er seine ironischen Worte zu ihm diesmal nicht offensichtlich im Titelnamen offenbart, sondern diesen schlicht mit „OMG“ betitelt, hinter dem sich „Oh My God“ verbirgt: „Oh My God I‘m so in love with life.“ Na, was soll‘s, da muss das ewige Himmelreich wohl noch ein wenig länger auf GURDAN THOMAS warten.

FAZIT: Bei GURDAN THOMAS bleibt alles beim Alten. Dadurch schleicht sich leider auch ein wenig Gewohnheit in seine Musik ein und es fehlt der neue Spirit. Anti-Cool Bavaria Brit-Folk eben, wie er es selber so schön nennt. Eine musikalische Reise durch die verschiedensten Regionen von Singer/Songwriter, Volksmusikant, Rocker, Country-Cowboy, Balkan-Schiffer und gnadenlos ironischem Texter, der dem alltäglich heraufbeschworenen Weltuntergang durch unsere Medienlandschaft seine musikalischen Überlebensstrategien um die Ohren haut.

PS: Unbedingt darum hier noch die Widmung, mit der uns Mister Thomas aus seinem Album entlässt: „Das Album ist jedem auf dem Planeten Erde gewidmet. Mögen sie sich lange und glücklich durch Zeit und Raum bewegen, ohne dass sich ihr Ende zu schnell naht … der Rest des Universums kann sich verdrücken und den Kopf in die Kloschüssel stecken!“

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4384x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Penicillin Me
  • Missing
  • I Want To Drill Her
  • My Head Is Stuck In This Honeypot
  • Swimming Against The Tide
  • With All Due Respect, Lose Yourself
  • Mockumentary Man
  • Spinning The Truth Into Some Story
  • John & Jackson Black In The Country
  • This Gentle Life
  • OMG
  • Bastard
  • Bouncing Around
  • I Found Me A Better Day
  • A Blackening Of Reputation
  • Oh! To Be A Chicken!
  • Not For The Stretched Of Face
  • Kiddin‘

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich nicht um ein Getränk: Kaffee, Tee, Bier, Schnitzel

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!