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The Rolling Stones: Havana Moon - The Rolling Stones Live In Cuba 2016 (Review)

Artist:

The Rolling Stones

The Rolling Stones: Havana Moon - The Rolling Stones Live In Cuba 2016
Album:

Havana Moon - The Rolling Stones Live In Cuba 2016

Medium: CD/DVD/CD+DVD/Download/Blu-ray/Do-LP/Deluxe
Stil:

Altherren-Rock mit kubanischem Feuer

Label: Eagle Rock / Universal
Spieldauer: 138:00
Erschienen: 28.10.2016
Website: [Link]

Während andere betagte Herren in dem Alter der ROLLING STONES schon auf ihre Rollatoren zurückgreifen, erobern die Stones noch immer die Bühnen der ganzen Welt – höchstens vielleicht mal, wie RON WOOD beim letzten Song des Konzerts, kurz auf ihre Instrumente gestützt – und beweisen uns allen: Musik hält jung!

Dieses Konzert aber, das auf DVD, BluRay und sonstwas gebannt wurde, und nun fast parallel mit dem neusten Studio-Album von aufgewärmten Blues-Nummern der Rock-Rentner erscheint, ist eins das wirklich Geschichte geschrieben hat. Aber nicht etwa, weil es besonders gut ist, sondern weil es das erste der Stones in Cuba ist. Und genau diese Tatsache wird auf der DVD, die manchmal wie eine Doku angelegt ist, im Konzertvorspann gehörig von Mick Jagger, dem Sprecher, ausgeschlachtet. Alles so in dem Sinne: „Die bösen Führer von Cuba haben verhindert, dass wir bisher nie bei euch spielen durften, aber das wundervolle Segelohr Obama – unser kriegerischer, bombiger, amerikanischer Friedensnobelpreisträger – hat mit seinem unermüdlichen Einsatz bewirkt, dass wir, die einzigartigen ROLLING STONES endlich hier spielen dürfen. Eine wahre sexuelle Kulturrevolution ‚Made In USA‘ für das kommunistische Cuba!“
Bei so viel unbedarftem, politischem Schwarz-Weiß-Denken möchte man sich manchmal echt fremdschämen und kann den Kommentar im Programm-Katalog Nr. 27 von „BuschFunk“ völlig nachvollziehen, wenn diese wütend feststellen: „Wie dümmlich, sorry, wie saudumm! Das Auftrittsverbot kam nicht aus Cuba, sondern von der US-Administration, welche alles und alle peinlichst genau überwachte. Es ist einigen sehr schlecht gegangen, die sich nicht an das allumfassende Embargo des noch immer mächtigsten Land der Welt halten wollten. Das Konzert am 25. März 2016 war Obamalight zu verdanken, weniger als den beiden Castrosstrong. Davon mal abgesehen, dass man weltweit schwerlich eine solch lebendige, bunte, inspirierende Musikszene wie auf der kleinen Karibikinsel finden wird. Fuck, wie die so lauteren Demokraten den Ruf der Demokratie ruinieren.“

Verdammt noch mal recht hat dieser „BuschFunk“-Kommentar!
Und es ist eine riesengroße Scheiße, wenn einen sogar Musiker – und zwar legendäre, die leider wohl bereits viel zu oft auch mit den Löffelchen der Allmächtigen gefüttert wurden, sich zu solchen politisch manipulativ-dümmlichen Statements hinreißen lassen. Klappe halten und gute Musik machen – das hätte in diesem Sinne völlig gereicht. Auch Fans sind schnell manipulierbar. Und so erscheint diese „Havana Moon“-DVD mit dem Konzertmitschnitt der ROLLING STONES vor etwa 450.000 Zuschauern beinahe wie ein Musik-Dokument aus den Zeiten des „Kalten Krieges“. Allerdings sollte man auch nicht unterschlagen, dass der Eintritt für das Konzert an diesem Abend angeblich für alle Besucher frei war. Sowas hat ja noch nicht einmal ein Bruce Springsteen hinbekommen, als er in der DDR spielte, aber dafür wurde wenigstens Katharina Witt, die eiskunstlaufende Vorzeige-FDJlerin und späterer Playboy-Cover-Nackedei, ordentlich ausgepfiffen, als sie ihn ansagen wollte.

Gut, zumindest gilt dieses Stones-Konzert als nunmehr legendär. Und die ROLLING STONES sind deswegen auch komplett „Satisfaction“! Kein Wunder, denn das Aufwärmen der alten Songs, wie sie es schon seit Ewigkeiten bei ihren Konzerten tun, weil die neuen im Grunde keiner wirklich hören will, fällt ihnen ja nicht sonderlich schwer. Und dass die Begeisterung groß ist, ist selbstverständlich. Stellen wir uns nur mal den riesigen Musik-Gau vor, der eingetreten wäre, hätten die Stones nicht die Kult-Songs gespielt, sondern nur welche aus ihrer Nach-70iger-Ära.
Schön ist, dass alle Ansagen und Kommentare auch in Deutsch untertitelt sind und wir fleißig mitlesen dürfen, wenn all die Friede-Freude-Eierkuchen-Botschaften verbreitet werden. Auch während des Konzerts.

Aber dann gibt‘s da trotz aller Kontrolle doch tatsächlich noch einen weiteren Makel - den FSK-Makel!
Da muss den freiwilligen Selbstkontrolleuren beim Setzen ihres zwanghaften „FSK 0“-Stickers doch tatsächlich bei „Gimme Shelter“ und „(I Can‘t Get No) Satisfaction“ der sexuell erregende, anrüchige „Arsch“-Tanz zwischen Mr. Jagger und seiner Background-Sängerin, die mal kurz alles aus sich herausschreien darf, entgangen sein. Und dass man danach gleich noch Sympathie für den Teufel hegen soll, ist doch bestimmt auch nicht ganz jugendfrei, zumindest für unsere blödsinnigen Vokal-medial-anal-Moralapostel. Außerdem rauchen die Stones auch noch auf der Bühne und so einige Joint-Düfte liegen regelrecht in der Luft, auch wenn man‘s nicht von der DVD aus riecht. Optisch aber ist‘s unverkennbar. Und dann hält die Kamera auch noch länger auf das T-Shirt eines Zuschauers, der darauf „Still pissed at YOKO“ zu stehen hat. Unmöglich, sowas – die Konzert-DVD gehört auf den Index! (Können wirklich alle hinter dieser Bemerkung die Ironie lesen?!)
Oder sollte man nicht endlich mal den geballten FSK-Schwachsinn auf Musik-DVDs unterlassen, mit diesen festen Scheiß-Aufklebern oder -Aufdrucken, die einem so jämmerlich die optische Gestaltung des Tonträgers versauen?!

Und vielleicht sollte auch mal jemand dem guten Mick verklickern, dass, wenn er so eine blöde Scorpions-Schirmmütze trägt, gleich ein paar Jahre älter und auch irgendwie bescheuert aussieht. Außerdem hat man selten eine so schlechte „(I Can‘t Get No) Satisfaction“-Version wie auf diesem Konzert in Havanna gehört, bei dem zum Glück der Mond keine Ohren, sondern höchstens ein Gesicht hat. Die Fans waren natürlich trotzdem befriedigt von diesem abgewichsten Song, bei dem eine junge, kleinbrüstige Dame tatsächlich blank zieht und die Kamera draufhält.
Ja, was haben da nur die ganzen FSK-Schlafmützen gemacht?

FAZIT: Eigentlich habe ich mich lange damit rumgequält, was man wohl zu einem der vielen Konzertmitschnitte der ROLLING STONES – einer Altherren-Kombo, die alle Nase lang ihre Ende verkündet und dann trotzdem immer wieder weitermacht, wahrscheinlich weil sich so die Konzertkartenverkäufe noch etwas steigern lassen, schreiben sollte. Doch dann war es leichter als gedacht, wenn ehemals großartige, arg gealterte Musiker zwar ihr musikalisches Können beweisen und 450.000 Zuschauer in Havanna unterm Mond begeistern, aber ihren halbwegs politischen Durchblick auch nach einem Snowden noch immer an der Kleingeist-Macht-Garderobe abgeben, weil ihnen „Sympathy For The Devil“ näher ist als ein „Gimme Shelter“ für die unbequemen, bei weitem nicht so einflussreichen Freigeister.
„It‘s Only Rock‘N‘Roll (But I Like It)!“

PS: Dieses Konzert gibt‘s in den unterschiedlichsten Formaten. Die hier besprochene BluRay enthält zusätzlich noch ein umfangreiches 20seitiges Heft und ist in den unterschiedlichsten Tonformaten von Stereo bis Dolby-Digital abgemischt. Bild und Ton sind ausgezeichnet, das Konzert ist es nicht immer.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 7018x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Jumpin‘ Jack Flash
  • It‘s Only Rock‘N‘Roll (But I Like It)
  • Out of Control
  • Angie
  • Paint It Black
  • Honky Tonk Woman
  • You Got The Silver
  • Midnight Rambler
  • Gimme Shelter
  • Sympathy For The Devil
  • Brown Sugar
  • You Can‘t Always Get What You Want
  • (I Can‘t Get No) Satisfaction
  • = Bonus Tracks =
  • Tumbling Dice
  • All Down The Line
  • Before They Make Me Run
  • Miss You
  • Start Me Up

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