Sam Crockatt (Mitglied des Londoner LOOP COLLECTIVE) begleitet auf seiner neuen Veröffentlichung über das tolle Whirlwind-Label ein klassisches Jazz-Trio, das etwas Kosmopolitisches ausstrahlt; auf "Mells Bells", das kurz nach einer Reihe von Konzerten 2014 an einem einzigen Tag eingezockt wurde, hört man die ethnische Schrankenlosigkeit und das urbane Flair des zeitgenössischen Briten-Jazz immerzu heraus, spürt aber auch den Geist amerikanischer Urheber, die Vergleiches des Bandleaders mit Dexter Gordon oder Joe Henderson durchaus rechtfertigen.

Das zunächst misstönende, dann erhabene Titelstück steht beispielhaft für die Kompositionsphilosophie des Holzbläsers und seiner Mitstreiter, doch erzwungen "innovativ" wirkt hier nichts. Das regelrecht traditionell swingende "A Stroll On The Knoll" und die Ballade "Tiny Steps, Top Of The Mountain" sind vergleichsweise gediegen gehalten, aber immerzu spritzig genug, um weder die Frische dieser Musik zu widerlegen noch einen Vorwurf etwaiger Nostalgie zuzulassen.

Crockatt ist weit vorne präsent und dennoch nicht dominant, was den Pianisten Downes zwar nicht zum heimlichen Star macht, aber ein Hinhörer ist der Mann trotzdem. Seinem Stil kommt man ebenso schwer bei, wie dem seines Arbeitgebers, weil er so schnell verschiedene Register zieht, dass man ihm nicht "die eine" Handschrift attestieren möchte.

Als herausragende Stück drängen sich keine bestimmten auf, doch um einen Eindruck dieses spannenden Albums zu erhalten, dienen das getragene Finale "The Land That Time Forgot" und "I Found You In The Jam", dessen Eingangssektion die Rhythmusgruppe bestimmt, ehe der Rest der Combo sein Gusto in die Runde wirft.

FAZIT: Knisternder und doch federleicht anmutender, moderner Jazz, der von vorne bis hinten reizvoll inszeniert wurde, sei es klanglich (Produktion, Dynamik der Instrumentalisten) oder optisch (ein Lob ans Ästhetik-Händchen der Plattenfirma).