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Sh'lonk: Child Of Music (Review)
Artist: | Sh'lonk |
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Album: | Child Of Music |
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Medium: | Download/CD | |
Stil: | Progressive- und Alternative-Rock |
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Label: | Eigenvertrieb | |
Spieldauer: | 47:27 | |
Erschienen: | 07.04.2017 | |
Website: | [Link] |
Es verblüfft doch immer wieder, wie viele deutsche Bands sich heutzutage noch immer der progressiven Musik-Kunst hingeben, die einerseits von den Musikern viel musikalisches Können abverlangt, andererseits in den öffentlichen, durch unsere Zwangsgebühren finanzierten Radio- und Fernsehstationen so gut wie gar nicht mehr stattfindet. Eigentlich wäre es allerhöchste Zeit für eine echte Renaissance dieser noch in den Sechziger- und Siebzigerjahren so erfolgreichen Musik-Richtung, welche durch den rotzfrechen banalen Punk und bescheuert verROTTetEN „I hate PINK FLOYD“-T-Shirts verdrängt wurde.
Vielleicht haben sich ganz Ähnliches auch SH‘LONK anno 2012 gedacht, um sich als konzeptionelles Bandprojekt in dem territorialen Dreigestirn Münster, Bielefeld und Köln zusammenzutun und ihren ganz speziellen Prog mit Einflüssen des Indie-Rocks und der Worldmusic, aber auch ein paar kammermusikalischen – von Cello und Geige dominierten – Anwandlungen zu ihrem ureigenen Klangspektrum, das gerade durch seine Andersartigkeit viele reizvolle Momente in sich trägt, zuzammenzufügen.
Leider gibt es auch weniger Reizvolles – und das ist eindeutig der wenig inspirierende, geschweige denn besonders im positiven Sinne auffällige Gesang. Doch glücklicherweise lebt „Child Of Music“ vorrangig von den ausgiebigen Instrumentalteilen, die sich zwischen Klassischem über Elektronischem und Akustischem bis Metallischem geschickt hin und her bewegen, dabei aber verstärkt auf die ruhigeren, mitunter gar melancholischen Momente setzen. Bestes Beispiel dafür ist die im Zentrum des Albums stehende vierteilig Suite „Four Symbols“.
Der das Album eröffnende Titeltrack, präsentiert in seinen knapp zehn Minuten Laufzeit bereits, was den Hörer auch auf den verbleibenden 37 Minuten weiterhin erwartet. Wenn da nicht der Gesang wäre, man würde bei diesem progressiven, aber auch melodiösen und bombastischen Abwechslungsreichtum sofort für „Child Of Music“ brennen – ein Musik-Kind, das mit seinen Kaleidoskop-Augen, welche die Träume aller Träumer widerspiegeln, und Flügeln aus Elfenstaub durch die zauberhaften Lichter des anbrechenden Tages fliegt, damit es seine Farben in den Himmel atmen kann. Ja, es sind sehr lyrische Texte hinter „Child Of Music“, die man auf dem separat beigefügten doppelseitigen Textblatt in Booklet-Größe auch mitlesen kann. Am Ende kommen wir dann zu der Erkenntnis an, dass Freiheit die Grundlage jeder Inspiration ist, man muss aber den Mut besitzen, sie sich auch zu nehmen: „It inspires me when I realise that my will is free […] I took what I was looking for such a long time / In my mind“
So verrät zugleich auch der Blick auf das Cover, worum es im Konzept hinter dem Album gehen muss – der Kampf zwischen traumhafter Natur(-Schönheit) und albtraumhafter Moderne. Eine Moderne, die sich auf Kosten der Natur breit macht und deren Bequemlichkeit Schaffendes am Ende tödlich für die Grundlage von allem ist. Textlich und kompositorisch hat sich das komplette Konzept Konstantin Kornel ersonnen, der sich leider neben den Gitarren und der Okarina auch für den Gesang verantwortlich zeigt. Ja, und wer sich jetzt fragt, was eine Okarina ist, der denke mal an die Folgen von „Herr der Ringe“ oder „The Hobbit“, denn dort kann er dieses Instrument nicht nur hören, sondern des Öfteren auch sehen: eine Gefäß- bzw. Kugel-Flöte ohne ausgebildeten Schnabel, die ganz besonders gerne von den Hobbits gespielt wird ;-)
Die ersten beiden Songs des Albums – beide mit Gesang – sind dabei die rockigsten und komplexesten Stücke, der letzte, das Album abschließende Titel „Nonfullfilling Vision“ liebäugelt dagegen ein wenig mit ruhigen, akustischen GENESIS-Klängen und einem sehr getragenen Cello. Schwachpunkt auch hier der Gesang, so emotional und traurig dieses Ende auch gehalten sein mag.
Das epische vierteilige „Four Symbols“ enthält statt Gesang zwar ein paar gesprochene Sequenzen und erinnert auch wegen der orientalischen Momente darin – besonders in „Symbols II – A“ - an die großartigen, leider längst vergessenen JADE WARRIOR! Die anderen drei Teile sind sehr ruhig gehalten und verträumt, was natürlich bei dem konzeptionellen Ansatz von „Child Of Music“ absolut konsequent ist.
Musik mit viel Atmosphäre und Akustik, aber auch einiger Härte, die allerdings für Freunde durchgängig dynamischer Alben sicher eher langweilig erscheinen wird. Doch die Einen wie die Anderen werden gleichermaßen enttäuscht sein, wenn sie den Gesang hören – da haben sich SH‘LONK bei diesem, aus instrumentaler Sicht wirklich guten Album, doch so einiges vergeben.
FAZIT: Ein weiteres progressives Fundstück aus Deutschland! SH‘LONK machen recht verträumten Prog, in dem Cello, Geige und Gefäß-Flöte fester Bestandteil sind, ohne Angst vor metallischen Momenten zu haben, damit das „Child Of Music“ nicht zu sehr in akustische Watte gelegt wird. Nur an der Stimme sollte unbedingt noch gearbeitet werden.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Child Of Music
- Morning Blue
- Four Symbols
- *L
- **A
- ***R
- ****A (2)
- Nonfulfilling Vision
- Bass - Fred Althoff
- Gesang - Konstantin Kornel, Attila Kornel
- Gitarre - Attila Kornel, Konstantin Kornel
- Schlagzeug - Jens Gröne
- Sonstige - Kathlén Kohn (Violoncello), Attila Kornell (Violine), Konstantin Kornell (Okarina)
- Child Of Music (2017) - 10/15 Punkten
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