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Tibetréa: Zauber und Rituale (Review)

Artist:

Tibetréa

Tibetréa: Zauber und Rituale
Album:

Zauber und Rituale

Medium: CD
Stil:

Fantasy-, Pagan-, Mittelalter-Folk und Weltmusik samt ein paar Jazz-Einsprengsel

Label: BSC Music
Spieldauer: 48:24
Erschienen: 02.06.2017
Website: [Link]

Dieses Auge, das einen direkt vom „Zauber und Rituale“-Cover anblickt, kennt kein Erbarmen. TIBETRÉA verzaubern nicht nur mit hypnotischen Blicken, sondern auch mit ihrem Fantasy Folk, der sich zwischen Seemannslied und Weltmusik, Folk und Jazz, Traditional und Rock, Mittelalter und Moderne, Hobbit und Ork, Beschwörungen und Ritualen, Zauberei und Hexerei bewegt. Dabei ist nur eins gewiss: nämlich die Ungewissheit darüber, welche Vielfalt an Rhythmen, Sprachen, Instrumenten oder Geschichten einen von Song zu Song erwartet.

Wer Zweifel an dieser Aussage hat, für den seien hier einfach mal alle Instrumente, die neben dem Gesang von Betty Baindl, Andrea Bannert, Martin Leinauer, Quirin Hauzenberger und Benni Baindl im Laufe der knapp 50 Minuten von „Zauber und Rituale“ auftauchen, aufgelistet: Bässe, Schlagzeug, Gitarren, Percussion, Flöten, Schalmeien, Chalumeau, Mirliton, Harfen, Harmonium, Streichpsalter, Monochord, Khaen, Cister, Trompeten, Glockenspiel, Maultrommel, Davul, Djembe, Darabukka, Davul, Didgeridoo, Slideridoo, Triangel, Tambourine … noch Fragen?

Ach ja? Na dann – hier noch ein kurzer (alphabetischer) Überblick darüber, in welchen Sprachen TIBETRÉA ihre musikalischen Geschichten, größtenteils zu Ehren der Natur und Mythologie, besingen: Altägyptisch, Altenglisch, Althochdeutsch, Altisländisch, Altniederdeutsch, Bretonisch, Bulgarisch, Cree, Deutsch, Englisch, Italienisch, Kroatisch, Latein, Lettisch, Manx, Maori, Mazedonisch, Nahuatl, Romanisch, Schottisch, Schwedisch, Sephardisch und Ungarisch.

Oder aber er wirft einen Blick auf den musikalischen TIBETRÉA-Kurzfilm zu „Herr Mannelig“ und lässt die bunte Palette der Instrumente und Gesänge auf sich wirken.

Es wäre einfach mit viel zu kurzen Hobbit-Beinchen gesprungen, wenn man TIBETRÉA als eine Mittelalter-Band abtuen würde, die stimmungsvoll ein paar Barden beglückt. Die bayrischen Musiker sind, ganz ähnlich wie FAUN, deutlich mehr, denn beim Hören des 2017er-Albums wird man nicht nur unterhalten, sondern von Sound und Arrangement her auch verblüfft über so viel Ernsthaftigkeit und Perfektion, ohne dass der Spaß und die Stimmung außen vor bleibt. Bestes Beispiel dafür ist „Der Schatzgräber“ - der auf dem Album zugleich erste in deutsche Sprache – bei dem TIBETRÉA sich einen Text unseres Vorzeige-Weltliteraten Goethe vornehmen und ihn zu einem wahren Wunderwerk zwischen Shanty und Jazz-Trompete werden lassen: „Meine Seele sollst du haben! / Schrieb ich hin mit eig‘nem Blut.“ - da verkauft man nur zu gern seine Seele, besonders wenn dann am Ende dieses „Rundum-Klassikers“ ein wildes Gefecht zwischen Trommel und Trompete entfacht wird und der Swing alles Mittelalterliche in Vergessenheit geraten lässt.

Ähnlich ergeht es einem bei „Devil‘s Footprints“, wenn jazzige Polyrhythmen – diesmal dominiert von Flöte und Trompete – Einzug in TIBETRÉAs Musik halten. Da ist der Teufel wirklich los: „The devil is loose / We are all gonna die!“ Das ist nicht tödlich, sondern mordsmäßig stark!
Genauso wie das ausgiebige Drum-Solo auf dem mit gut fünf Minuten längsten Stück „Airship Pirates Song“ der insgesamt 13 Album-Titel.

Aber auch das Digipak und das 24seitige Booklet laden beim Hören zum freudvollen Betrachten der Mystik-Bilder und Mitlesen aller Texte ein, wobei leider der zweite deutsche Song und die vorherige Polka-Nummer „Tibetréa Polka“, in der alle Musiker mit ihren Musiker-Spitznamen vorgestellt werden, den schwächsten Moment von „Zauber und Rituale“ darstellt, der einfach nicht in das gesamte Konzept zu passen scheint, das uns im Booklet mit „Don‘t fear the storm, cause life is for dancing!“ angekündigt wird. Das lustig-alberne „Bier & Met“ mag wohl live bei einem Konzert sehr gut ankommen, auf „Zauber und Rituale“ wirkt es fehl am Platz, auch wenn die Trompete einen noch ein wenig für den überflüssigen Streit um Met oder Bier entschädigt. Zum Glück geht das Album dann aber mit einem flotten „Wintersturm“ zu Ende, der die Worte im Digipak zur Fantasy-Folk-Vollendung führt: „Don‘t fear the storm, ‘cause life is for dancing!“

FAZIT: Fantasy-Folk, der auch mal swingen kann und sich gerne rhythmischen Polkas sowie den verschiedensten Sprachen und Instrumenten hingibt. Da passt ein Titel wie „Zauber und Rituale“ nur zu gut, wenn TIBETRÉA ihren musikalischen Hobbit vom Mittelalter bis in die Gegenwart jagen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3768x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Hymn To The God Of Fire
  • Dimna Juda
  • Airship Pirates Song
  • Devil‘s Footprints
  • Ugly Witch
  • Der Schatzgräber
  • Ederlezi
  • Book Of The Dead
  • Tibetréa Polka
  • Bier & Met
  • Andro
  • Vila
  • Wintersturm

Besetzung:

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