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Augur Ensemble: Gästezimmer (Review)
Artist: | Augur Ensemble |
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Album: | Gästezimmer |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Jazz, Experimental, Minimal Music, (Artpop) |
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Label: | Norcd / Galileo | |
Spieldauer: | 48:20 | |
Erschienen: | 11.01.2018 | |
Website: | [Link] |
AUGUR ENSEMBLE – das wäre eigentlich ein passender Name für eine Death Metal-Band: in Eingeweiden wühlen und so… Aber schließlich mussten sich nicht alle Auguren (römische Weissager) derart die Hände schmutzig machen, auch durch Beobachtung von Vogel- oder Wolkenflug ließen/lassen sich veritable Ergebnisse erzielen. Dieser letzten Gruppe ist auch dieses multinationale (Norwegen, Schweden, Schweiz) Quintett zuzurechnen, das sich auf „Gästezimmer“ zum zweiten Mal in Albumform verwirklicht.
Verwirklichen, das heißt für Erik Dørsdal (Trompete), Anni Elif Egecioglu (Cello, Gesang), Fabian Mueller (Klavier), Kaspar von Grünigen (Kontrabass) und Jon Fält (Drums): Sich in einer Mischung aus Komposition und Improvisation ausleben. Dabei gelingt es dem Ensemble zumeist, sicher auf dem schmalen Grad zu balancieren, der Spontaneität und Frische von Ziellosigkeit und Beliebigkeit trennt.
Songs die diesbezüglich sich zur falschen Seite hin neigen, finden sich im Zentrum von „Gästezimmer“. Es handelt sich um „Frütt“ und den Titeltrack. „Frütt“, in Bewegung versetzt von einem hohen, gezupften, beständig wiederholten Thema, oszilliert zwischen einem Dasein als Konglomerat vereinzelter unverbundener Töne und einer übergeordneten Form, die sich erst ergibt, wenn man die Ohren „unscharf stellt“, aus der Ferne lauscht. „Gästezimmer“, das gemessen an der recht unbequemen, stets das Unerwartete ankündigenden Atmosphäre, die hier herrscht, eigentlich „Gästezimmer 237“ heißen müsste, gibt dem Drang zum Zerfall etwas zu bereitwillig nach.
Die Mehrzahl der Songs auf „Gästezimmer“ ist jedoch keineswegs von solchen Auflösungserscheinungen betroffen. Einen entscheidenden Anteil hieran hat das Klavier bzw. seine Geschwister Celesta und Harmonium, versorgt es die Musik der Auguren doch oftmals mit einer Kontinuität und auch Grundstimmung, die den anderen Instrumenten, zuvorderst der stets wohlig flüsternden Trompete als „Basislager“ dient. Man höre sich hierzu das wunderschöne „Orbis“ an, das die klare Vision von belebtem, Sonnenlicht reflektierendem Wasser eingibt, darauf Trompete und wortloser Gesang federleicht schwimmen.
Wortlos ist Egecioglus Gesang stets, so zum Beispiel sich in „Frütt“ als lautmalerische Schluckauf-Vokalakrobatik äußernd, mit Ausnahme des Closeres „Sorger“, wo die Sängerin ihre eher tiefe Stimme auf Schwedisch erklingen lässt. Dieser Song stellt mit seiner geringen Länge und dem konzentrierten, erzählerischen Aufbau eine Ausnahme dar. Was jedoch durchaus nicht außergewöhnlich ist, ist die melancholische Grundfärbung:
Während zwar ihre Lust und Freude am Impulsiven und Kreativen oft spürbar ist, hat die Band doch eine Faible für das Beklemmende, Düstere. So beispielsweise im Dissonanzen erkundenden, vor allem am Ende fast hoffnungslos wirkenden Opener „Baselgia“ oder in „Days Till Done“. Hier lassen sich die Auguren lange Zeit, um einen skizzen- und spukhaften Auftakt zu entwerfen, ehe sich mit Klavier und Cello distanziert seufzende Klänge einstellen.
Erwähnt werden muss noch „Click“: Hier vereinigen sich die gelungenen Seiten dieses Albums besonders schön. Auf einem vertrackt klackernden Rhythmus rollt das Ensemble ein eigenwillig vorgetragenes Motiv aus, bestimmt von Trompete; mit der Zeit und dem das Regiment übernehmenden Klavier wird das Ganze voller und treibender – in beiderlei Wortsinn.
FAZIT: Sich mit „Gästezimmer“ in den Ohren niederlegen und die Vögel beobachten, wie sie sich auf den Feldern und Strommasten zum Abflug in den Süden sammeln: Das steht auf der Agenda für den kommenden Herbst. „Gästezimmer“ ist frisch, ernsthaft-verspielt, hält Blickkontakt, ist unterhaltsam und trotz seiner Länge nicht zu lang. Bei Wyatts Barte: Anhören!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Baselgia
- Click
- Days Till Done
- Frütt
- Gästezimmer
- Orbis
- Fluens
- Hinweis
- Wandel
- Le Concierge
- Sorger
- Bass - Kaspar von Grünigen
- Gesang - Anni Elif Egecioglu
- Keys - Fabian M. Mueller
- Schlagzeug - Jon Fält
- Sonstige - Anni Elif Egecioglu - Cello, Eirik Dørsdal - Trompete
- Gästezimmer (2018) - 12/15 Punkten
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