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Brother Grimm: Home Today, Gone Tomorrow (Review)
Artist: | Brother Grimm |
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Album: | Home Today, Gone Tomorrow |
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Medium: | LP+CD | |
Stil: | Singer/Songwriter-finsterer Noir |
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Label: | Noisolution | |
Spieldauer: | 42:32 | |
Erschienen: | 26.01.2018 | |
Website: | [Link] |
Wenn BROTHER GRIMM bei Live-Auftritten fragt: "Seid ihr gut drauf?" wartet man als Replik auf die erwartungsgemäß bejahende Antwort umgehend auf ein entschiedenes: "Nicht mehr lange!". Denn Dennis Grimms Musik holt die Dunkelheit aus den hintersten Winkeln der Stadt direkt vor den Bühnenboden oder ins heimische Hörzimmer. Auch sein zweites Album „Home Today, Gone Tomorrow“ beschert uns keine einlullende Einstimmung, hier wird gleich ein NICO-Gedächtnis-Akkord angeschlagen, der übergeht in eine so manisch wie verhalten angeschlagene Gitarre, vor der BROTHER GRIMMs hallverzerrter Gesang finsterste Alptraumgeschichten rezitiert. Später stirbt noch eine Harmonika im Geisterhaus.
BROTHER GRIMM braucht nicht viel, um seine kriechende, unheilvolle Atmosphäre zu schaffen. Eine Gitarre, ein paar gedrückte Tasten dann und wann, ein wenig Unterstützung an Saxophon und Posaune sowie Effektgeräte. Davon allerdings eine stattliche Anzahl. BROTHER GRIMM verzerrt seine Sounds, packt Hall drauf und scheut sich nicht, seine Musik bis in ihre Einzelteile zu zerfräsen („The Black Lodge“)“. David Lynch und Scott Walker dürfte das gefallen.
Das Grauen schleicht auf leisen Sohlen heran („A Letter To Bob“ – ja, das Album ist voller TWIN PEAKS-Verweise), um gleich darauf als polternder Höhlen-Blues den Weg zur Schwarzen Hütte frei zu tanzen. Danach folgt mit „Echoes“ ein intensiver Kurs in Verzweiflung, mit pastoralem Finale und abruptem Schluss. Der Bläsereinsatz zum Ausklang weist bereits auf den jazzigen Kurs, den „Aloha“ einschlagen wird. Kein freundlicher Gruß aus Hawaii, sondern bohrender Darkjazz, der sich nicht vor Dissonanzen fürchtet. „Born Under Punches“ ist ein hypnotischer Voodoo-Country-Extrakt, mit freundlichen Grüßen an die verblichenen SIXTEEN HORSEPOWER, das spartanische „Still Afraid Of Germany“ hat völlig Recht mit seiner Ansage und lässt in Deutschland weniger ein Land der Dichter und Denker als Scharfrichter und Henker vermuten. Das sehnsuchtsvolle Titellied zum krönenden Abschluss entpuppt sich (auf CD) als Einleitung zum versteckten „Heroes“, einer kongenialen Interpretation von David Bowies Klassiker. Verzweifelter waren diese Helden nie. Trotz NICO und Andrea Schroeder.
FAZIT: „Home Today, Gone Tomorrow“ ist nicht nur einer der eindrücklichsten musikalischen Kommentare zur dritten TWIN PEAKS-Staffel, sondern ein verführerisches Stück dunkler Musik, die ihre Hörer soghaft einfängt und zerschlagen aber glücklich wieder ausspuckt. Ein faszinierender Start ins neue Jahr, dem ich ein langes Verweilen wünsche. Und bei mir prophezeie.
PS.: Unabhängig vom unten angegeben Link kann jeder Interessent das Album auch HIER via Bandcamp bestellen. Und wer's noch nicht besitzt, kann das vorzügliche Debüt "King For A Day, Cool For A Lifetime" gleich mitordern.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- A Letter to Bob
- Sharp´s The World
- The Black Lodge
- Echoes
- Aloha
- Born Under Punches
- Still Afraid Of Germany
- Home Today, Gone Tomorrow
- Heroes (CD-Bonustrack)
- Gesang - Dennis Grimm
- Gitarre - Dennis Grimm
- Keys - Dennis Grimm
- Sonstige - Dennis Grimm (drum loops, harp, loops), Stefan Meinking (trombones), Ned Ferm (tenor saxophone)
- Home Today, Gone Tomorrow (2018) - 13/15 Punkten
- On Flatland, On Sand (2019) - 9/15 Punkten
- The End (2023) - 10/15 Punkten
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