Fantasievoll arrangierten und auf einschlägig bekannte Stilmittel verzichtendes Post-Zeug bekommt man derzeit nicht einmal von Genre-Vorreitern geboten, doch ARCHITECTS OF AEON tun auf ihrem ersten Album genau dies. Die Musik der Hessen lässt sich vage in einem Dreieck aus Black, Death und Doom Metal verorten, ansonsten kann man sie gerne auch mit "Post" präfigieren. Die Originalität haben die jungen Musiker freilich nicht mit den Löffeln gefressen, doch was nicht einzigartig ist, kann noch einen individuellen Charakter entwickeln, wenn man fleißig am Ball bleibt.

Und das tun ARCHITECTS OF AEON sicherlich, zumindest wenn man ihr DIY-Engagement und ambitioniertes Songwriting in Betracht zieht. „Koloss“ enthält fünf für diesen Bereich erfreulich kompakte Songs und nur einen programmatischen Longtrack, wobei die Musiker völlig auf Stereotypen wie verhallte Gitarrenmelodien und vorhersehbar hochgezogene Akkordmauern verzichten. Jedes Stück beruht auf klar erkennbaren Motiven, die von kraftvollem Grunzen (erinnert leicht an Dan Swanö bei Edge Of Sanity) und guter klarer Gesang im Wechsel umspielt werden. Auch dank ihrer ordentlichen Produktion sollte die Scheibe Freunden von allem zwischen Crowbar und Neurosis einen Hör wert

Der einzige Pferdefuß des teils deutschsprachig vorgetragenen Materials besteht darin, dass sich ARCHITECTS OF CHAOS sich bisweilen selbst ein Bein stellen, weil sie ihre Ideen entweder zu breit ausrollen oder im Gegensatz dazu lediglich anschneiden, statt vollständig Kapital daraus zu schlagen, sei es durch motivische Variation oder feinfühliges Spiel mit Dynamik. Diesbezüglich müssen sich die Göttinger einfach noch aufeinander eingrooven bzw. selbst begreifen, was genau sie stilistisch wollen. Bis dahin wirkt ihr Sound noch zu beliebig, um die Band für höhere Weihen (einen Label-Deal) zu empfehlen.

FAZIT: Mit ihrem nächsten Tonerzeugnis werden ARCHITECTS OF AEON in höhere Post-Metal-Kreise aufsteigen. Ihr Einstand bleibt vorerst eine Sammlung nicht immer gelungener Versuche, dem Stil sowohl im vollen Umfang habhaft zu werden als auch seine Grenzen auszuloten.