Die Ausbeute wirkt rein aufs Quantitative bezogen mickerig, doch die halbe Stunde CHUCK BERRY live, die Dualtone für diese Veröffentlichung ausgegraben haben, hat es wirklich in sich. „Live from Blueberry Hill“ dokumentiert einen Auftritt des neben Little Richard wahrscheinlich wichtigsten Rock´n´Roll-Pioniers bei einem Heimspiel in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri. Das Blueberry Hill ist bis heute ein Restaurant und Musikclub von historischer Bedeutung, und der hier verewigte "Gig" klingt gleichfalls geschichtsträchtig.

Die Anführungszeichen rühren daher, dass die Aufnahmen von mehreren Konzerten Stammen, die Berry im Laufe eines knappen halben Jahres ab Sommer 2005 gegeben hat. Die Qualität der Recordings ist dementsprechend ausgezeichnet, der Künstler selbst zwölf Jahre vor seinem Tod gut aufgelegt, vor allem aber spielgeil und prima bei Stimme. Dargeboten wurden Standards aus seinem Repertoire, über die man sich definitiv nicht mehr auslassen muss.

Die MitstreiterInnen des Stars könnten eine der besten Begleitbands sein, die er je hatte. Das mal virtuos geklimperte, mal aggressig gehämmerte Piano von Robert Lohr und Chucks Tochter Ingrids fiebriges Mundharmonikaspiel, die effektiv minimalistisch auftrumpfende Rhythmusgruppe… hier stimmt alles, und man kann sogar argwöhnen, bessere Live-Versionen von ´Roll over Beethoven´, ´Sweet Little Sixteen´ oder ´Johnny B Goode´ habe es nie auf Tonträger gegeben.

Unabhängig davon beweist "Live from Blueberry Hill" insbesondere eines: Für eine mitreißende, zeitlose Performance von (Gitarren-)musik braucht man wenig mehr als eine zündende Songidee, um die herum ein durchschnittlich zweieinhalb Minuten umspannendes Arrangement gestrickt wird, einen knorrigen Shouter, der eher bellt als singt, und schlagfertige Instrumentalisten.

FAZIT: Ein tolles Live-Gedächtnis für CHUCK BERRY und Pflichtstoff für alle, die die Rock´n´Roll-Grundschule besuchen.