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Stagwounder: The Shrouded Muse of the World’s Lament (Review)
Artist: | Stagwounder |
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Album: | The Shrouded Muse of the World’s Lament |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Black-, Doom-Metal |
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Label: | Crawling Chaos | |
Spieldauer: | 45:23 | |
Erschienen: | 26.11.2021 | |
Website: | [Link] |
STAGWOUNDER lautet der Name einer Band, die in dieser Form 2014 auf eine Reise ging, um die menschlichen Abgründe zwischen Hass, Angst, Depression und sonstigen düster-dunklen Verirrungen zu beschreiten. Mit dem 2015 erschienenen Langspieler „Invisible Radiance“ kombinierten die, damals noch zu fünft agierenden, Heidelberger vor allem Elemente aus dem Black und Doom Metal zu einer tiefsinnigen Irrfahrt und lieferten ein rohes, donnerndes, aber gleichzeitig anspruchsvolles Machwerk, wodurch die Band seither als äußerst vielversprechend gilt. Es folgten eine ebenfalls hochwertige EP im Jahre 2020 und das unlängst erschienene Album mit dem missmutigen Titel „The Shrouded Muse of the World’s Lament“.
Da sich für die Aufnahmen dieser Scheibe das ursprüngliche Lineup geringfügig gewandelt hat und die thematisierten Grundlagen des Albums andere sind als für seinen Vorgänger, ist davon auszugehen, dass sich auch in musikalischer Hinsicht etwas getan hat.
In der Tat wartet das Album mit einem Intro und zwei Interludien auf und zeichnet damit schon offensichtliche Grenzlinien zum Debütwerk. Die Liedtitel sind allesamt in irgendeiner Weise dem „Pessimistenbrevier“ des deutschen Philosophen Julius Bahnsen entnommen und spiegeln dessen konfliktreiche Sinnesreise im 19. Jahrhundert entsprechend wider.
Dass die höchst ungewöhnlichen Titel in deutscher Sprache stehen, die vorgetragenen Texte aber in Englisch verfasst sind, tut der variantenreichen instrumentalen Darbietung aber keinen Abbruch. STAGWOUNDER beginnen mit einer ruhigen, fast schon prophetischen Einleitung und steigern dies im zweiten Lied binnen weniger Sekunden zu einem dröhnenden Stakkato erster Güte. „Der Eindringlichkeit unversöhnlichster Garotteur“ ist wuchtig und aggressiv, beweist zugleich aber enormen Tiefgang durch virtuoses Gitarrenspiel und Sprachsamples, die dem Ganzen eine depressiv verstimmte Note verleihen. Dass die hochgestimmte Melodie der Gitarre sich bewusst vom ansonsten tief rumorenden Instrumentarium abhebt, zeigt schon in den ersten fünf Minuten der Platte, dass auch nachfolgend nicht mit leichter Kost zu rechnen ist.
Tatsächlich zeigt sich „The Shrouded Muse of the World’s Lament” dann vor allem im Mittelteil in seiner vollen Pracht und besticht obendrein durch disharmonische Elemente in „Ein Gewölbe für den Sarkophag ihres Hoffens“, welches gleichzeitig das stärkste Stück der Scheibe ist. Soll allerdings nicht heißen, dass die folgenden Titel in Sachen Qualität abebben. Ganz im Gegenteil musizieren die Heidelberger auf einem unfassbar hohen Niveau weiter und schaffen sogar mit dem Interludium „Monologe der Zerknirschung und der Selbstverachtung“ eine musikalische Intensität, von der sich alteingesessene Kapellen gut und gerne eine Scheibe abschneiden können, wie übrigens auch von den nächsten beiden Stücken, die – trotz aller Ähnlichkeit in der Instrumentierung – im Aufbau unterschiedlicher kaum sein könnten. „Das Leben längstversenkter Todten“ ist nach den avantgardistischen Anflügen seiner Vorgänger erstaunlich geradlinig und überraschend harmonisch im Abgang. Die Harmonie greift auch „Der Moder heiligster Rechte“ auf, ist dabei aber viel treibender und unheilvoller unterwegs.
Nach dem ganzen Trubel wird es gegen Ende dann etwas entspannter, denn STAGWOUNDER erbarmen sich sogar zu einem akustischen Zwischenspiel, bevor sie mit der „Petition betreffend das Verbot des Schwerttragens“ erneut in voller Montur auf die Barrikaden gehen. In den ersten Minuten wird dabei gedroschen, gezerrt und gehämmert, was das Zeug hält, ohne dass sich die Band in allzu schnellen Prügelpassagen verliert. Es folgt ein kurzes melancholisches Zwischenspiel, bevor sich, mit einem schwermütigen und technisch hochwertigen Solo im Gepäck, der Ausklang andeutet.
FAZIT: „The Shrouded Muse of the World’s Lament“ offenbart sich als eine spannende Reise durch die abgründige Gedankenwelt Julius Bahnsens, die an einigen Stellen überrascht, im Gesamtwerk aber vor allem überzeugt. Die Heidelberger STAGWOUNDER haben es somit vollbracht, die Messlatte nach einem fulminanten Debüt noch weiter in die Höhe zu treiben. Wer sich fernab des Black-Metal-Einheitsbreis wohlfühlt, findet hier unter Garantie einen Anwärter auf das Album des Jahres.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Du scheuchst von hinnen all das Gemeine
- Der Eindringlichkeit versöhnlichster Garotteur
- Das Phantom zerrinnt
- Ein Gewölbe für den Sarkophag ihres Hoffens
- Monologe der Zerknirschung und der Selbstverachtung
- Das Leben längstversenkter Todten
- Der Moder heiligster Rechte
- Der Erlösung durch Vernichtetwerden entrückte Kern unseres Wissens
- Petition betreffend das Verbot des Schwerttragens
- The Shrouded Muse of the World’s Lament (2021) - 14/15 Punkten
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