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Kisaragi Station: First Flame (Review)
Artist: | Kisaragi Station |
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Album: | First Flame |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Progressive Rock & Metal |
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Label: | MobuRec | |
Spieldauer: | 55:36 | |
Erschienen: | 28.01.2022 | |
Website: | [Link] |
KISARAGI STATION haben aus der Not ein Tugend gemacht: „First Flame“ wurde komplett in den Lockdown-Monaten des Jahres 2021 aufgenommen, was der Band die notwendige Zeit verschaffte sich voll und ganz auf die Ausarbeitung von Details, Konzept und Klang zu fokussieren. Dementsprechend klingt dieses Debüt auch ziemlich genau ausgeklügelt. Das hier ist definitiv kein Schnellschuss. Zu hören gibt’s verspielten, aber glücklicherweise nicht zu sehr ausufernden Metal der progressiveren Sorte. Das Album ist vom Cover-Konzept über das Bandlogo bis hin zur Musik ein gut durchdachtes Werk, das aber nicht stur auf einer einzigen Geschichte beruht.
Während die ersten vier Songs eine durchgängige Geschichte in drei Akten erzählen, stehen die letzten drei Nummern thematisch etwas mehr für sich. Die Musik dagegen ist vom ersten Ton an ein progressives Mischmasch, bei dem, ohne die Texte zur Hand zu haben, nicht wirklich auffallen würde, dass sich das Album grob in zwei Hälften teilen lässt, denn die Musik ist insgesamt durchgängig progressiv. Achtung: Nicht zu verwechseln mit Eintönigkeit, denn hier klingt kein Song wie der andere und auch innerhalb der einzelnen Stücke finden sich immer wieder Drehungen und Wendungen, die zwar allesamt klar erkennbar sind, aber oftmals nicht linear verlaufen.
Bereits das kürzeste Stück des Albums kratzt an der fünf Minuten Marke, sodass schon unter diesem Aspekt betrachtet KISARAGI STATIONs Musik nicht in die Kategorie „leicht verdaulich“ fällt.
Spannen wir den Bogen einfach mal zum coolen Coverartwork: So comichaft und auch irgendwie abstrakt diese Frontszenerie wirkt, genauso passend vielfältig klingt die Musik. Ein Song wie „Fool‘s Mate“ tönt abgefahren, tänzelt zwischen verträumter Ruhe und vielfältigen Keyboardteppichen, die sich nicht hinter den bekannten Prog-Rock-Größen verstecken müssen. Mit der Zeit werden die Riffs energischer und im Refrain scheinen leichte Stoner-Vibes durch. Diese Vielfältigkeit wird zudem durch den Gastgesang von Michael Mills (TOEHIDER) unterstützt. Sein dunkleres Organ sorgt für eine etwas düstere Note, die aber bei weitem nicht das einzige Alleinstellungsmerkmal dieses Songs ist. Die Musik befindet sich im Fluss. Und selbst wenn man sich die zusätzlichen Vocals wegdenken würde, bliebe der Song kaum weniger spannend.
Klar, die vielen Wendungen, manchmal urplötzlich auftauchenden Rhythmuswechsel und Melodie-Spielereien können durchaus anstrengen, aber das Ziel des jeweiligen Songs verlieren KISARAGI STATION nie aus den Augen. Bei allen Wechseln in Sachen Rhythmik und Melodik ist immer ein roter Faden erkennbar.
Ob es beabsichtigt ist, dass die letzten drei Nummern dann konsequent an Dramatik zulegen?
Vermutlich, denn zufällig klingt eigentlich nichts auf „First Flame“. Die Stimmung wechselt zwischen Dringlichkeit und sehr eingängigen, melodischen Momenten („Deserter“). Trotzdem darf auch druckvoll gegroovt werden, bevor das Keyboard einen warmen, brummenden Teppich über den Sound legt.
Das lockere, fast fröhliche Kontrastprogramm am Anfang von „Firekeeper“ kann mit leicht hippiesker Note überzeugen, die plötzlich in abgefahrenes Riffing übergeht, das in manchen, kurzen Momenten gar winzige schwarzmetallische Anwandlungen aufweist. So entwickelt der Song beinahe Hörspielcharakter, der von diversen Rhythmuswechseln und vielseitig phrasierten Vocals bestens unterstützt wird. Und plötzlich: Black Metal-Screams, die zwar nicht wirklich zwingend sind, aber doch einen sehr passenden Kontrast zu den verträumten Gitarrenmelodien am Ende bilden.
Wer allerdings denkt, es geht nicht noch ausschweifender, hat sich geschnitten: „A Hero’s Archetype“ ist der krönende Abschluss dieses vielschichtigen Albums. Erneut ein wenig wie eine Hörspiel gestaltet, entwickelt die Musik auf Dauer mehrere Höhe- und Wendepunkte, was den Song oberflächlich betrachtet etwas zerrissen wirken lässt. Allerdings wirken KISARAGI STATION dem immer mit der passenden Stimmungskurve entgegen. Was vorher nervenaufreibend erschien, wird im nächsten Moment entspannt und locker groovend, ohne dass dabei die Qualität darunter leidet. Hinzu kommt der echt coole Gesang, der phasenweise energischer wird und sich mit den gelungenen Gitarrenmotiven passend ergänzt. Das versöhnliche Ende passt hervorragend ins Bild und lässt „First Flame“ ziemlich rund erscheinen.
FAZIT: KISARAGI STATION haben mit „First Flame“ ein bemerkenswertes Debüt vorgelegt, das zeigt, dass progressive Musik nicht zwingend in Frickelei abdriften muss, sondern vielmehr auch seinen eigenen beeindruckenden Fluss entwickeln kann. Dass den Musikern darüber hinaus das Kunststück gelingt, ihren Stil durchweg spannend aufrecht zu erhalten, ohne instrumental belanglos herumzueiern, zeugt vom kompositorischen wie auch spielerischen Talent der deutschen Prog-Metallisten. „First Flame“ ist ein starkes Debüt, welches die Neugier und die Erwartung an einen möglichen Nachfolger anheizt. Bis dahin sei dieses Album jedem Liebhaber von scheuklappenfreiem, progressivem Rock und Metal wärmstens ans Herz gelegt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- E2E4E7E5F2F4
- King’s Gambit
- Fool’s Mate (ft. Michael Mills)
- Armageddon Game
- Deserter
- Firekeeper
- A Hero’s Archetype
- Bass - Alex Zeier
- Gesang - Steffen Dangmann, Michael Mills
- Gitarre - Steffen Dangmann
- Keys - Zacharias Kraus
- Schlagzeug - Sebastian Gombert
- First Flame (2022) - 13/15 Punkten
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