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Skarntyde: Flukt Fra Menneskeligheten (Review)
Artist: | Skarntyde |
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Album: | Flukt Fra Menneskeligheten |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Norwegian Black Metal |
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Label: | Human Noise Records | |
Spieldauer: | 47:40 | |
Erschienen: | 03.12.2021 | |
Website: | [Link] |
Black-Metal-Bands, die ihre Aufnahmen so erklingen lassen wollen, als wären sie in den frühen bis mittleren Neunziger Jahren in einer norwegischen Waldhütte eingespielt worden, gibt es nicht gerade wenige, und die Qualität ihrer Musik variiert für gewöhnlich innerhalb bekannter Grenzen, ohne eine außergewöhnliche Strahlkraft zu entwickeln. Das oberbayerische Duo SKARNTYDE reiht sich mit seinem Langspiel-Debüt "Flukt Fra Menneskeligheten" einerseits in jene Riege ein, andererseits erweckt es trotz aller offensichtlichen Rückbesinnung auf die Gründertage des Norwegischen Black Metal eine gewisse Faszinationskraft dank einer bemerkenswert erdigen Darbietung, die nicht zuletzt an Ulvers frühe Aufnahmen erinnert.
Seine "Flucht vor der Menschlichkeit" tritt das Duo ergo auf hinlänglich bekannten Pfaden an, gesteht dabei jedoch vor allem der Lead-Gitarre mehr Raum für eigene Akzente und Abschweifungen zu als die Mehrzahl der Bands, die dem ursprünglichen Black Metal neues Leben einhauchen wollen. Zudem wird Atmosphäre großgeschrieben, und wenngleich es im Unterholz wie im Gebirge nichts wesentlich Neues zu entdecken gibt, so wecken z.B. die hörbaren Schritte durch Erstgenanntes zu Beginn von "Et øyeblikk av indre ro" nicht nur Erinnerungen an weit zurück liegende Klangreisen mit "Bergtatt" und "Kveldssanger", sondern intensivieren die Wirkkraft der beherzt eingesungenen Ode an die Ruhe in der Waldeinsamkeit.
Womit wir beim Konzept von "Flukt Fra Menneskeligheten" angelangt wären, das nicht wenig an das kürzlich erschienene Debüt der bayerischen Landsmänner von Gràb erinnert und ähnlich wie dieses aus der Gegenwart gefallen zu sein scheint. Nun ist es ja nicht so, als ob nicht auch zu Beginn der 2020er Jahre genügend Gründe vorlägen, vor gewissen Formen vermeintlicher "Menschlichkeit" die Flucht anzutreten, und sei es auch nur für eine Auszeit mit Kopfhörern oder Wanderschuhen. Und wie bei der Musik gilt: Das ist so wenig originell wie beherzt umgesetzt, und Fjelleiner und Gerileme schöpfen aus der Erfahrung mit zig Bands, die sie hier gekonnt bündeln.
Für die ausgesuchte Hörerschaft, die den Norwegischen Black Metal der zweiten Welle nicht erst heute entdeckt, warten SKARNTYDE auf ihrem Debüt mit genügend Details auf, die innerhalb des engen Rahmens für Abwechslung sorgen und sich nicht ausschließlich auf die Heimat von Ulver, Kvist und Bak de Syv Fjell festnageln lassen. So greift zum Beispiel "Tilbake i skogen" ein altbekanntes Katatonia-Motiv auf und bietet es hurtiger dar, und wie der harsch voranpreschende Black Metal am Ende von "Fjellene ligger foran meg" in Klavierspiel mündet, ist absolut hörenswert. Das gilt auch für die letzte Nummer "Drøm av menneskehetens ende", die dem Titel entsprechend düster-träumerisch tönt.
Eine Bewertung in Punkten fällt mir bei Alben wie diesem bekanntermaßen nicht leicht. Objektiv gesehen, handelt es sich hier zweifelsohne um dieselbe, alte Leier, und Menschen, die Black Metal mit massentauglicher Unterhaltungsmusik verwechseln, dürfte eben diese Leier ziemlich schnell langweilen – was in der Natur der Sache liegt. Für jene, die den Norwegischen Black Metal der Gründerzeit für seine Beharrlichkeit schätzen, mag sich "Flukt Fra Menneskeligheten" als ein rundherum gutes Album erweisen, wobei ich nicht beurteilen kann, wie gelungen der meist heisere, zuweilen auch klare Vortrag der Songtexte in norwegischen Ohren klingen mag.
FAZIT: So engstirnig die musikalische Ausrichtung zunächst scheinen mag, so souverän interpretieren SKARNTYDE ihren waldigen Aussteiger-Black-Metal, und rumpeln und krachen unbeirrt beherzt durchs Unterholz. Wer diese Musikform vor allem als romantische Weltflucht begreift, der mag "Flukt Fra Menneskeligheten" mit jedem Hördurchgang ein wenig mehr schätzen lernen – und zwar ausdrücklich mit allen Ungeschliffenheiten.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Ting som jeg er så lei av
- Flukt til kulden
- Et øyeblikk av indre ro
- Tilbake i skogen
- Fjellene ligger foran meg
- Gjennom regn og grå skyer
- Over tåkehavets stille bølger
- Klare tanker i iskaldt vann
- Drøm av menneskehetens ende
- Bass - Gerileme
- Gesang - Fjelleiner
- Gitarre - Gerileme, Fjelleiner
- Keys - Gerileme
- Schlagzeug - Fjelleiner
- Flukt Fra Menneskeligheten (2021) - 11/15 Punkten
- Da jeg gråt ved jordens ruiner (2022) - 11/15 Punkten