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Bröselmaschine: Live At Rockpalast (Review)
Artist: | Bröselmaschine |
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Album: | Live At Rockpalast |
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Medium: | CD | |
Stil: | Krautrock, Weltmusik |
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Label: | MIG music | |
Spieldauer: | 60:21 | |
Erschienen: | 09.06.2023 | |
Website: | [Link] |
Was muss das doch für eine verdammte Scheiße sein.
Da bekommt man als extrem dienstalte, 1968 gegründete weltmusikalische Krautrock-Band der absoluten Extraklasse nach über einem halben Jahrhundert die Einladung zum Rockpalast. Ja, genau, dem Rockpalast, dem einzigartigen! Doch um einen herum tobt eine Pandemie, bei der nicht nur ein Virus, sondern auch eigenartige Zeitgenossen und Politiker ihr Unwesen treiben und alles – Kultur natürlich zuerst – plattzumachen versuchen. Und während kickende Multimillionäre längst wieder die Murmel vor Zuschauern über den grünen Rasen bolzen dürfen, ist Publikum bei Konzerten noch immer nicht erlaubt.
Wie bitte darf man da als kräutrige Legende namens BRÖSELMASCHINE, die sich auch durch den umfangreichen Einsatz einer Sitar im allerbesten RAVI SHANKAR-Stil auszeichnet, sein ganzes Können, die halbjahrhundertige Erfahrung und alle Leidenschaft in einen Topf werfen, der gar nicht köcheln kann, weil die wichtigste Zutat fehlt? Das Publikum!
Na und! Was soll's? Das müssen sich trotzdem voller Freude BRÖSELMASCHINE gedacht haben, als sie ein Anruf vom Rockpalast erreichte – inmitten der Pandemie. Trotzdem stellt der Kopf der Band und zugleich 'Deutschlands berühmtester Gitarrenlehrer', der noch dazu auf hypnotische Weise besagte Sitar zu spielen versteht, Peter Bursch, fest: „Als der Anruf vom Rockpalast kam, haben wir uns riesig gefreut. Und die Freude wurde von Tag zu Tag größer...“
Am 20. April 2021 war der herbeigesehnte Tag dann gekommen und in der Zeche Heinrich-Robert in Hamm wurde für den 'Offstage'-Rockpalast alles aufgebaut sowie definitiv akribisch abgestimmt – denn das ist bei dem großartigen Sound dieser Aufnahmen unüberhörbar, auch ist die seit 1997 geschlossene Zeche für ihre sehr gute Akustik bekannt – und durchgestartet.
Am Ende dieses Tages war klar, dass die BRÖSELMASCHINE für ihr „Live At Rockpalast“ ein riesengroßes Live-Brötchen gebacken hatte, das trotz nicht anwesendem Publikums eine unglaubliche Live-Dynamik entfaltet. Auch erwies es sich als kluge Entscheidung, dass die Band nicht in erster Linie auf ihre frühen Aufnahmen, sondern auf ihr letztes Sudio-Album „Elegy“ setzte, bei dem aber auch als längstes Stück mit über 10 Minuten das „Indian Camel“, das dem vorangegangenen Album seinen Namen verlieh, reiten darf.
Bei BROSELMASCHINE sitzt auch live jeder Ton perfekt und besonders die indischen Sitar-Elemente der Musik versetzen einen beim Hören genau in die Weiten, in denen eben Kamele ihren entspannten Lebensrum haben, den es langsam aber sicher in natura immer mehr zu verteidigen gilt.
Orientalische Weltmusik + Krautrock + Progressive Rockelemente + entspannt-verspielte Sounds sind eine ideale BRÖSELMASCHINE-Mischung, die im Falle von „Fall Into The Sky“ mit den akustischen Piano-Tupfern auch gerne mal ein paar Jazz- oder bei „Sole Ruler“ offensichtlich so einige Blues- + Floyd- sowie bei der Ballade „I'd Rather Go Blind“ ganz fette Soul-Momente, jeweils kombiniert mit dem beeindruckenden Gesang von Stella Tonon, enthalten darf.
Ein Konzert der Extraklasse, das sich ganz weit oben unter den besten Rockpalast-Aufnahmen einordnet – und natürlich auch durch dessen pandemischen 'Offstage'-Status zugleich zu den ungewöhnlichsten. Manchmal entsteht beim Hören dieser CD sogar der Eindruck, dass gerade das fehlende Publikum diesen Aufnahmen eine ganz besondere Aura verleiht, da das krautige Sextett sich gänzlich auf die perfekte Live-Umsetzung ihrer Musik konzentrieren kann. Eins aber ist klar: Wäre hier Publikum dabeigewesen, es hätte schier begeistert sein müssen.
FAZIT: Ein großartiger BRÖSELMASCHINE-Konzertmitschnitt im Rahmen der durch die Pandemie bedingten Offstage-Auftritte des Rockpalasts. Am 20. April 2021 entstanden in der stillgelegten Zeche in Hamm diese trotz fehlenden Publikums so unglaublich lebendigen Aufnahmen in hervorragender Klangqualität, die zugleich die ganze musikalische Perfektion und Leidenschaft der deutschen Krautrock-Urgesteine widerspiegeln, denen die Weltmusik samt jeder Menge grandioser Einlagen an der Sitar genauso am Herzen liegen wie Rock, Blues, Soul und Prog. Und so schwer es auch sein muss, als Band eine Live-Aura zu versprühen, selbst wenn das Publikum fehlt, so grandios gelingt es BRÖSELMASCHINE auf „Live At Rockpalast“ diesen Umstand komplett auszublenden und ein Konzert der allerersten Güteklasse hinzulegen, das es nun auch als ausgezeichnet klingende Audio-CD von MIG music samt eines informativen Booklets zu den Hintergründen zu erstehen gibt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Bliss
- Elegy
- Oriental Mind
- I'd Rather Go Blind
- Black Is Your Color
- Indian Camel
- Fall Into The Sky
- Sole Ruler
- Pajaro
- Children Of The Revolution
- Bass - Carlos Palmen
- Gesang - Stella Tonon, Peter Bursch
- Gitarre - Peter Bursch, Michael Dommers
- Keys - Thomas Plötzer
- Schlagzeug - Manni von Bohr
- Sonstige - Peter Bursch (Sitar)
- Indian Camel (2017) - 13/15 Punkten
- Live At Rockpalast (2023)
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