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Josh Ritter: Spectral Lines (Review)

Artist:

Josh Ritter

Josh Ritter: Spectral Lines
Album:

Spectral Lines

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Folk

Label: Thirty Tigers
Spieldauer: 37:26
Erschienen: 28.04.2023
Website: [Link]

Mit seinem 11. Studioalbum schlägt JOSH RITTER erneut ein für ihn neues musikalisches Kapitel auf. Nachdem er sich auf seinem letzten Album „Fever Breaks“ noch mit JASON ISBELL und dessen Band THE 400 UNIT zusammen tat und seine Songs in eine unerwartet rockige Richtung führte, gibt es auf seinem offiziellen Pandemie Album „Spectral Lines“ eine 100%ige Kehrtwendung – aber nicht zurück zu seinen Songwriter-, Folk- und Americana-Roots, sondern in Sphären in die nie zuvor eines Menschen Ohr gelauscht hat.

Dieses abgewandelte Star-Trek-Meme ist dabei sogar nahezu wörtlich zu nehmen. Und das hat folgenden Hintergrund: Nachdem JOSH RITTER in der Pandemie – wie so viele seiner Kollegen – auf sich selbst zurückgeworfen wurde, musste er nach einer Möglichkeit suchen, sein Innenleben zu thematisieren. Da er aber auf keinen Fall direkt über seine Gefühle singen wollte, kam er schließlich auf eine andere Idee. Angeregt von dem Projekt, mit dem James-Webb-Teleskop immer weiter in den Weltraum schauen und nach weit entfernten Exoplaneten suchen zu können, wollte er seine neuen Songs wie Sonden ins Universum schicken, um nach Antworten auf universelle Fragen zu suchen.
Ergo wollte er seinen Blick nicht nach innen richten – wie zu erwarten gewesen wäre – sondern nach außen, um so vom Kleinen aufs Große schließen zu können. Die besungenen „Spectral Lines“ sind dabei übrigens optische Effekte, die das Vorhandensein von Planeten, die um ihre jeweiligen Sonnen kreisen, überhaupt erstmal verraten.

Das war eigentlich eine schöne Idee, die allerdings eine bedeutende Frage offen ließ:
Wie, bitteschön, sollte man ein solches Konzept denn wohl musikalisch umsetzen?
JOSH RITTER entwickelte auch hierfür ein Konzept und erklärte seinem Kumpel und Produzenten, dass er seine neuen Songs wie Malerei betrachten solle – impressionistisch oder nass in nass verwaschen wie bei einem Aquarell, aber dass er dabei bitte auch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse nicht außer Acht lassen solle, denn die neuen Songs sollten wie durch die Augen eines Wissenschaftlers betrachtet werden. Da sich dies mit konventionellen Mitteln und klassischen Folk-Songs nur schwer umsetzen ließ, griffen die beiden auf psychedelische Effekten, klangmalerische Instrumentierungen und Field-Recordings zurück, mit denen die neuen Songs in einer Art Flow unterlegt wurden.
Kurzum: „Spectral Lines“ sollte nach allem Möglichen klingen – bloß nicht nach einem klassischen Songwriter-Album im Americana-Setting. Der Neid muss es dem geneigten Fan dabei lassen, dass dies ausgezeichnet gelungen ist: Weiter hat sich JOSH RITTER noch nie von seiner Basis als Storyteller und Liedermacher entfernt.



FAZIT: Nicht nur inhaltlich, sondern auch musikalisch bieten JOSH RITTERs neue Songs eine eskapistisch/utopische Note. Der Opener, „Sawgrass“ etwa geriet zu einer impressionistischen Klangmalerei, in welcher der Musiker über eine allumfassende Existenz in einem Multiversum träumt. „Horse No Rider“ ist eine Kontemplation über die Freiheit am Beispiel wilder Mustangs. „For Your Soul“ ist ein Pop-Song mit hymnischer Note, den JOSH RITTER als Hommage an das Seelenheil seiner verstorbenen Mutter interpretiert, während das mystisch/elegische „Whatever Burns Will Burns“ die Waldfeuer des Sommers zum Anlass nimmt, in einer Art jazzigem Spiritual über die Unausweichlichkeit des Daseins zu philosophieren. In „Strong Swimmer“ sieht er sich – inmitten psychedelischer Afro-Grooves - gar als versöhnlicherer König Lear, der mit seinen Töchtern ins Reine kommt, anstatt gegen sie zu intrigieren. Kurzum: Auf „Spectral Lines“ lassen sich viele Facetten des amerikanischen Songwriters entdecken, die so oder ähnlich bislang nicht oder nur ansatzweise zum Vorschein gekommen sind.

Ullrich Maurer (Info) (Review 1548x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Sawgrass
  • Honey I Do
  • Horse No Rider
  • For Your Soul
  • Black Crown
  • Strong Swimmer
  • Whatever Burns Will Burn
  • Any Way They Come
  • In Fields
  • Someday

Besetzung:

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