Partner
Services
Statistiken
Wir
Justin Rutledge: Something Easy (Review)
Artist: | Justin Rutledge |
|
Album: | Something Easy |
|
Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Singer/Songwriter, Alternative Country |
|
Label: | Outside Music/Bertus | |
Spieldauer: | 40:52 | |
Erschienen: | 19.05.2023 | |
Website: | [Link] |
Hier gibt’s für JUSTIN RUTLEDGE eine echte Premiere: „Something Easy“ ist bereits sein zehntes Album. Doch auch wenn der Titel etwas Anderes behauptet – leicht macht es sich Rutledge auf diesem Album nicht, sondern scheint sich durchaus dieser zehnten Herausforderung bewusst und tritt neben dem klassischen Rock-Instrumentarium gleich zusätzlich mit Geigen, Trompeten, Bratschen, Flügelhörnern und Saxophonen an.
Doch so sehr er auch auf breit angelegtes Instrumentarium setzt, ebenso sehr setzt er auch auf die Faszination der ruhigen Klänge, so als würde Rutledge hier sein eigenes Insel-Album (Ähnlich wie es vor Jahren auch ein David Gilmour tat.) einspielen, auf dem er die Leichtigkeit der Langsamkeit für sich entdeckt.
Aber es gab für den Award-prämierten Singer/Songwriter aus Toronto einen weiteren immens wichtigen Grund, sich bei diesem Album so richtig gefühlvoll reinzuhängen: die Geburt seines ersten und dann kurze Zeit später auch zweiten Sohns. Deshalb ließ er sich viel Zeit für „Something Easy“ und entschloss sich dazu, alle Songs selber zu Hause zu schreiben, aufzunehmen und zu produzieren.
Die so wichtigen Momente der Ruhe, die man in seinen eigenen vier Wänden besonders dann zu achten und lieben lernt, wenn man junger Vater geworden ist und sein Leben sich plötzlich in die totale Abhängigkeit eines anderen Lebens, für das man ausschließlich verantwortlich ist, begibt. Wer diese Momente bereits selber erlebt hat, der kann sie auf „Something Easy“ hören, wer dieses Glück noch nicht hatte, der sollte sich diese LP an einen sicheren Ort stellen, wo er sie unbeschadet hervorholen kann, wenn es einmal so weit sein sollte.
Wer allerdings mehr damit beschäftigt sein sollte, seinen hassgetränkten Müll über die digitalen Medien auszukotzen statt anderen mal zuzuhören und sich auf ihre zarten Gefühlswelten einzulassen, der ist bei „Something Easy“ nicht gut aufgehoben, da für ihn ja sowieso nur ein 'Something Ugly' gilt.
Rutledge dagegen erhebt seinen Kopf zum Himmel, weit über den Hügeln, und scheint musikalisch zugleich darin zu schweben – als musikalischer Kumpel der Engel, sodass er gleich mit „Head For The Hills“ auch den passenden Song dazu schreibt (und darin die für ihn nun viel wichtiger gewordene Frage stellt: „Gibt's da draußen irgendwen?“), der einem schon nach dem ersten Hördurchgang einfach nicht wieder aus dem Ohr gehen will, genauso wenig wie sein Liebeslied an „Mary“.
Aber es sind auch die großen Ängste, die ihn plagen und die er mit einer melancholischen Note in „Lioness“ vertont, die einen fast beängstigt, gerade auch ihrer Melodramatik wegen: „Ich habe in den Rachen einer Löwin gesehen, die bereit war, mich zu verschlingen. Und, Schwester, ich hatte Angst!“ Danach aber begann seine Veränderung – dieser Blick in den Rachen war wichtig, um einen neuen eigenen Blickwinkel zu gewinnen.
Der Hörer selber begleitet JUSTIN RUTLEDGE bei all seinen vertonten und leidenschaftlich getexteten Verwandlungen, die einen im ersten Moment in musikalische Zuckerwatte zu packen scheinen, dann aber erhebend in die höchsten hymnischen Gefilde davonschweben, die man sich nur vorstellen kann. Rutledge zieht Bilanz, setzt dabei auf die ruhigen Momente und lässt uns daran teilhaben. Diese Schönheit der Ruhe, sie kann sowas Erhabenes haben, aber einfach auch nur „Something Easy“ sein.
FAZIT: Es ist das wohl ruhigste, besinnlichste und entspannteste Album des Grammy-Award-prämierten Songwriters JUSTIN RUTLEDGE aus Toronto. Man hört dem Kanadier tatsächlich seine Vaterfreuden an, die er in nachdenkliche und ruhige Songs verpackt und dabei jeden berührt, der auf eine gute Stimme sowie musikalische und textliche Tiefe steht. Da darf einem gerne schon mal ein LEONARD COHEN oder RYAN ADAMS in den Sinn kommen. „Something Easy“ bewegt rundum, wohl gerade darum, weil Rutledges bereits zehntes Album so emotional und ohne jegliche Affekthascherei ausgefallen ist.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (23:08):
- Angry Young Man (5:39)
- Seventeen (4:30)
- Cowards (3:28)
- Head For The Hills (4:39)
- Not Myself (4:52)
- Seite B (17:44):
- Easy (4:21)
- Lioness (4:31)
- Mary (2:45)
- London (6:07)
- Bass - Devon Henderson
- Gesang - Justin Rutledge, Meg Contini, Jill Harris, Lydia Persaud, Kate Rogers, Felicity Williams
- Gitarre - Justin Rutledge, Tom Juhas, Zac Rae
- Keys - Justin Rutledge, Steve O'Connor, Zac Rae
- Schlagzeug - Joshua Van Tassel
- Sonstige - Bryden Baird (Trompete, Flügelhorn), Burke Carroll (Pedal Steel), Gene Hardy (Saxophon), Drew Jurecka (Geige, Bratsche), Miranda Mulholland (Geige)
- Something Easy (2023) - 12/15 Punkten
-
keine Interviews