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Projekt JU: Neuland (Review)
Artist: | Projekt JU |
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Album: | Neuland |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Dark-Wave, -Metal, -Folk |
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Label: | Lucky Bob Records/SPV | |
Spieldauer: | 40:32 | |
Erschienen: | 19.05.2023 | |
Website: | [Link] |
Willkommen im „Neuland“ vom PROJEKT JU, das nicht nur auf dunkle grau-schwarze Cover setzt, sondern auch auf deutschsprachige Texte, die den Geist und die Stimmung eines Edgar Allen Poe in sich tragen und natürlich musikalisch dabei auf die epische und symphonische Gothic-Finsternis des Dark Metal, Dark Folk und Dark Wave sowie extrem atmosphärische Sounds setzen.
Hinter dem PROJEKT JU verbergen sich die beiden Musiker Jens-Christian Usner als Sänger und Markus Lesch als Schlagzeuger, die eigentlich bis 2020 rundum ausgelastet waren, bis der durch ein Virus erzwungene Lockdown auch ihnen den musikalischen und beruflichen Wind aus den Segeln nahm. Nun also war es an der Zeit, neue Wege zu gehen, die so erst möglich wurden: Das PROJEKT JU war geboren mit finsterer Musik und finsteren Texten, denen allerdings eine Aura innewohnt, der man sich kaum entziehen kann. Das liegt natürlich auch daran, dass die beiden sich auf die Unterstützung großartiger Gastmusiker verlassen konnten und neben dem Rockinstrumentarium auch Celli, Flöten, Dudelsäcke auftauchen, welche der Moll-Stimmung noch eine Prise mehr Melancholie und Tiefe verpassen.
So entstanden mitten im Lockdown unter den deutlich erschwerten Bedingungen insgesamt sechs Songs, aus denen in völliger Eigenregie die EP „Neuland“ gezimmert wurde. Und es ist schon eine Meisterleistung, die von Dunkelheit geprägte Musik mit Texten zu vereinen, welche die Stimmung mithilfe gelungener Poesie eindrucksvoll verstärken. Auch entstand in der Zeit das Video zu „Verloren“, welches als mittelalterlich angehauchte Ballade für eine ganze Menge Aufsehen auch nach der Aufhebung des Lockdowns sorgte.
Eigentlich wäre es viel zu schade gewesen, das PROJEKT JU zeitgleich mit der neu gewonnenen (und ehemals alt gewohnten) Freiheit ohne Maske zu begraben. Also wurde die „Neuland“-EP um vier Songs erweitert, die in sich fast wie ein geschlossenes Konzept erscheinen, und aus „Neuland“ ein Longplayer, der diese Welt und die Götter (auch die modernen der KI) und die menschlichen Abgründe sowie Sehnsüchte (oft auch nach der dunklen Seite des eigenen Ichs) infrage stellt. Allerdings stellt es sich in diesem Falle als echtes Manko dar, dass in dem spärlichen vierseitigen Booklet der CD keine Texte sondern nur eine umfangreiche Danksagung abgedruckt ist.
Sogar vor PETER MAFFAY machen die beiden nicht halt, sondern präsentieren seinen ohnehin musikalisch wie textlich schon starken Song „Eiszeit“ in ihrer metallisch rockenderen Interpretation, die sich glänzend in „Neuland“ einpasst. Das ist gewagt – vor allem wenn man an die vielen Maffay-Hasser der Dark-Szene denkt. Vielleicht überdenken die nach diese Cover-Version von PROJEKT JU ihre Einstellung doch noch einmal.
Aber das Dark-Duo kann auch auf 'echte' Klassiker zurückgreifen, wenn es sich bei „Utopia“ von Goethes Gedicht „Erinnerung“ inspirieren lässt und dieses thematisch mit ihrem eigenen Werk vereint.
„Abschied“ dagegen beschäftigt sich offensichtlich mit der Trauer um den Verlust eines geliebten Menschen, während „Schatten“ ein offensichtlicher Angriff gegen den Umgang mit den Künstlern während der Pandemie ist. Alles bedrückende Themen, die sich trotzdem nicht in Selbstmitleid und Hoffnungslosigkeit erschöpfen, sondern vielmehr das in Erinnerung halten, was wir, wo plötzlich alles wieder so normal zu sein scheint, besser nicht vergessen sollten.
Um diese Atmosphäre noch zu verstärken, endet „Neuland“ mit einem symphonisch-bombastischen Instrumental, das die Stimmung des gesamten Albums auch ohne Gesang als musikalischen Epilog zusammenfasst, denn auch hier stehen fetten Keyboards und Bässen sowie Cello zarte Flöten und weitere akustische Instrumente gegenüber.
Dieses „Neuland“ betritt man als Musikfreund von dunkleren und nachdenklicheren Klängen, die gerne auch mal so richtig UNHEILIG sein dürfen, nur zu gerne, auch wenn es in den poetischen deutschen Texten ein Bild zeichnet, das uns eher mahnt als dazu einlädt, dieses „Neuland“, in dem auch die „Eiszeit“ herrscht, bedenken- und rücksichtslos zu bevölkern.
FAZIT: Zwar nennt das PROJEKT JU ihr aktuelles Album „Neuland“, es ist aber im Grunde die teilweise Wiederholung und Fortsetzung ihrer während des Lockdowns entstandenen EP unter dem gleichen Titel. Im Geiste eines Edgar Allan Poe entstanden hierzu die deutschen, sehr finsteren und zugleich poetischen, Texte voller Bild- und Sprachgewalt, die mit dem entsprechenden Dark Wave, der aber auch dunkle Metal- und Folk-Einflüsse aufweist, vertont wurden. Wenn jemandem dabei UNHEILIG in den Sinn kommt, ist das sicher nicht unbeabsichtigt, auch wenn das Projekt um Sänger und Texter Jens-Christian Usner sowie Schlagzeuger Markus Lesch mitunter neben pathetischen und symphonischen Momenten auch immer wieder gerne die metallische Spielweise lautstark zur beackern versteht.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Neuland
- Folge der Zahl
- Schatten
- Mephista
- Verloren
- Utopia
- Untergang
- Abschied
- Eiszeit
- Dicessum
- Bass - Guy Erez
- Gesang - Jens-Christian Usner
- Gitarre - Pete Potens, Andrew Usner, Alen Brentini
- Keys - Martin Gerschwitz
- Schlagzeug - Markus Lesch
- Sonstige - Benni Cellini (Cello), Stefanie Porger (Dudelsack, Flöte)
- Neuland (2023) - 11/15 Punkten
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