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The Everettes: Soul Steps (Review)
Artist: | The Everettes |
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Album: | Soul Steps |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Soul, R'n'B, Pop |
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Label: | Waterfall Records | |
Spieldauer: | 38:01 | |
Erschienen: | 28.04.2023 | |
Website: | [Link] |
Sollte jemand mit einer vorgefertigten Meinung das allgemein gerne verbreitete Vorurteil aufrechterhalten, dass die Deutschen nicht wirklich den Soul hätten, dann kennen sie nur die „Soul Steps“ von THE EVERETTES nicht. THE EVERETTES sind eben 'nur' ein Geheimtipp in der nicht wirklich breit angelegten Soul-Landschaft made in Germany. Dabei sollte man sie, liebt man den Soul – und zwar ganz besonders den aus dem 1959 gegründeten amerikanischen Label-Hause Motown (Vielleicht besitzt ja jemand, so wie der Kritiker, die fantastische 11-CD-Box mit allen Nr.1-Songs von Motown, die als CD's in einem dem Detroit Hitsville Building nachempfundenen Haus stecken!) – sofort ins Herz schließen und alle Motown-Türen weit aufstoßen. Denn besonders durch den richtig guten Soul-Gesang von Jess Roberts, Katharina Dommisch und Laura Niemeier, vereint mit der grandiosen Spielfreude der Instrumentalfraktion, werden die besten Erinnerung an THE SUPREMES, aber auch DIANA ROSS oder THE MARVELETTES mit ihrer speziellen Vorliebe für Briefträger („Please Mr. Postman“ war 1961 der zweite Nummer-1-Hit beim Motown-Label) geweckt.
Oder um es mit dem Albumtitel auszudrücken: THE EVERETTES hinterlassen tiefe Spuren und Fußstapfen im Soul, der ganz besonders eine amerikanische Prägung der 60er- und 70er-Jahre besitzt und dabei zugleich viel R'n'B-, Funk- und Pop-Appeal aufweist sowie von der ersten bis zur letzten Minute herrlich tanzbar ist, wenn Trompeten und Saxophone, aber auch Streicher für eine flotte Stimmung sorgen, während sich die Texte mit den schönen, aber auch weniger schönen Herausforderungen des Lebens beschäftigen.
Der Grundsatz hinter diesem Album ist immer der deutlich formulierte Wunsch „Make It Right“ (vorletzter Song der LP), um das Album gleich mit dem orchestralen Northern-Soul-Stück „Into The Night“ zu eröffnen und nach knapp 40 Minuten mit der schmachtenden Streicher-Ballade „Forever True“ andächtig und bewegend zu beenden. Eins der ruhigsten Stücke am Ende – da darf man seinen Tanzpartner noch einmal zärtlich über die Tanzfläche schieben, um sich auf die nächtlichen Schönheiten, die einen danach erwarten, richtig in Stimmung zu bringen: „I'll be for you, / I'll be forever true.“
Doch auch „Calling Out Today“ kommt als feine soul-funkige Ballade sogar im smoothigen SADE-Flair daher, baut damit Brücken in die 80er-Jahre des britischen Smooth-Jazz und -Soul, als ein „Diamond Life“ alle Hitparaden rund um den Globus erobern konnte.
Britisch geht es auch auf „Heads Up High“ zu – aber in diesem Falle eher britpoppig mit einem Hauch Beatles.
Weiter Richtung Musik-Gegenwart geht die Reise allerdings (zum Glück) nicht, sondern kehrt immer wieder in das Motown-Haus des Soul („Number Nine“, „Make It Right“, „Soul Thing“, „Second Chance“) zurück, denn dort gibt es genug Zimmer zu entdecken, die THE EVERETTS besuchen können, um dort ihre eigenen Duftmarken zu hinterlassen, die eben immer auch ein wenig nach den großen Vorbildern schnuppern.
„Soul Thing“ macht als Song genauso wie „Soul Steps“ als Album seinem souligen Titel alle Ehre und taucht sehr tief in die Sechziger ein, wobei auch die Texte Stimmungen verbreiten, die sich zwischenmenschlich wie moralisch klar positionieren und nie mit erhobenem Zeigefinger, sondern nur mit dem Wunsch daherkommen, sich ordentlich auszulassen und auszuleben – und zwar auf der Tanzfläche oder in einer romantischen Bar, in der nicht vordergründig der Alkohol fließt, sondern der Soul einen berauscht.
FAZIT: Auf ihrem zweiten, sehr gut produzierten Album „Soul Steps“ verleugnen THE EVERETTES regelrecht ihre deutsche Herkunft, denn sie klingen nach den wahren Sixties- und Seventies-Soul-Pop-Klassikern amerikanischer Prägung, die sich allesamt unter dem Motown-Label vereinten und echte Soul-Geschichte schrieben. Sollte es wirklich ein lokales Problem sein, dass diese Musik in unseren Breitengraden weniger Beachtung als über'm großen Teich findet? Das hätte sie und THE EVERETTES nicht verdient, denn „Soul Steps“ tänzelt auf hohem Niveau durch die Vergangenheit des Souls, als man die Musik und jeden durch sie verbreiteten Rhythmus in vollen Zügen und mit offenen Ohren sowie beschwingten Bewegungen genoss anstatt auf Streaming-Plattformen danach zu suchen. Darum ist besonders die tatsächlich mit analogem Equipment aufgenommene Vinyl-Version samt mit allen Texten bedruckter Innenhülle zu empfehlen. Diese deutsche Soul-Band hat zwar keine Antwort auf die Fragen der Gegenwart, sie zeigt uns aber, wie wunderbar 'seelenvoll' und funkig die Vergangenheit klingen konnte (und noch immer kann).
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (18:56):
- Into The Night
- So Many Ways
- Number Nine
- Good Life
- Heads Up High
- A Thousand Lessons
- Seite B (19:05):
- Soul Thing
- Calling Out Today
- Red Flags
- Second Chance
- Make It Right
- Forever True
- Bass - Alexander Dommisch, Mathieu Tascher
- Gesang - Jess Roberts, Katharina Dommisch, Laura Niemeier
- Gitarre - Alexander Dommisch
- Keys - Alexander Dommisch, Joel Sarakula, Chris Haertel
- Schlagzeug - Maximilian Schubert
- Sonstige - Olaf Müller, Markus Schönen (Saxophone), Timo J. Hennig (Trompete), Alice Dixon (Violoncello), Julia Ungureanu, Kundri Lu Emma Schäfer (Violinen), Jean-Luc Rossa (Percussion), Alexander Dommisch (Harmoniegesang)
- Soul Steps (2023) - 12/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Thomas Limmer
gepostet am: 07.12.2023 |
Die Everette’s sind eine großartige Band, danke für deinen Artikel, ich würde die Band gerne noch mal live sehen. |