Glaubt nur nicht, dass ein TRILOK GURTU von uns nur 'einen Gedanken weit' entfernt ist!
Vielleicht musikalisch, wenn wir „One Thought Away“ von ihm auflegen...
...als Musiker ist er aber in all seiner Genialität – und in diesem Falle wurde der Begriff wirklich nicht inflationär verwendet – ganze Lichtjahre entfernt.

Auch auf seinem 21. Album ist der indische Perkussionist und Meister-Trommler sowie Sänger einer, der mit seinem gefühlvollen Spiel unerreichbar ist, egal, ob er sich im Jazz, in traditioneller indischer Musik oder elektronisch-moderner Musik bewegt. Immer erkennt man ihn sofort, hört man nur seine außergewöhnliche Percussion-Arbeit, ob nun improvisiert oder ausgeklügelt konzipiert. Alle, die den Begriff 'Weltmusik' nur in den Mund nehmen, werden oder sollten den Namen dieses indischen Perkussionisten, der zwischen asiatischen und modernen westlichen Musiktraditionen vermittelt, genauso intensiv aussprechen: TRILOK GURTU.

Ein wahres Klangfeuerwerk an Stereo-Effekten, das einen beim Hören schwindlig werden lässt und mit diesem großartigen, vollen Sound-Bild regelrecht so sehr berauscht, dass man eine Warnung für das Hören unter hochwertigen Kopfhörern aussprechen müsste – so sehr nehmen einen diese Klangwelten hinter „One Thought Away“ mit und gefangen. Das beginnt gleich beim Einstieg in das Album mit der finsteren und lauthals experimentierenden, sehr jazzigen „No Fear Suite – Part I-IV“, die einem bei diesem Klangwahnsinn aus Weltmusik, Jazz, wildem Schlagzeugspiel und jeder Menge Effekten sowie dem gutturalen Gurtu-Gesang doch eher Angst macht.

Sogar ein paar ungeahnte Momente gibt es, in denen sogar der PINK FLOYD-Fan überrascht aufhorcht, da vorsichtige Erinnerungen an die ganz frühen Experimentierzeiten der Marke „Interstellar Overdrive“ oder „A Saucerful Of Secrets“ geweckt werden.

Gleich nach diesem angstvollen vierteilige Start erfahren wir im Anschluss fast wie nebenbei im „Gluten Free Song“, etwas über glutenfreie Ernährung. Vielleicht steckt ja auch dort das Geheimnis solch außergewöhnlicher Trommelkünste. Der Song überrascht jedenfalls mit angenehmem weiblichen Gesang und so einigen Harmonien, welche immer wieder durch einen tiefen Bass und komplexes Schlagzeug- und Beckenspiel sowie wilde Percussion durchbrochen wird.

Das dreiteilige „Chalo Chalo Chalo“ setzt dann genau dort an, wo die „No Fear Suite“ aufhörte. Finstere Klänge, durch Keyboards grundiert, über denen sich jazzig gespielte Schlageinlagen, die ihr experimentelles Spiel treiben, mal schwebend, mal druckvoll bewegen.

Leider wird das Album im Laufe der Zeit manchmal etwas zu gefällig und eingängig und kann nicht die indische Experimentierkraft der vierteiligen „No Fear Suite“ oder von „Chalo Chalo Chalo“ halten, die es gleich beim Einstieg in „One Thought Away“ entfachte. Dass gerade der Titeltrack (erinnert etwas an SANTANA) mit dem nicht sonderlich einnehmenden Gesang zu diesem Eindruck beiträgt, ist besonders schade.

Oder ist es gerade seine ungebrochene, wilde Kreativität, die TRILOK GURTU hier ein wenig den Strich durch seine eigene Musik-Rechnung macht?
Denn bei „One Rhythm“ wendet er sich wieder ganz dem Drumming, bei „Behind The Screen“ finsteren, tiefen Streichern sowie hohem, langgezogenem weiblichen 'HaHaHaHaHa'-Gesang zu und überzeugt, während am Ende das eingängig-tanzbare „So Happy“, das sich noch dazu mit einem plumpen Ausblenden aus dem Song und damit dem gesamten Album verabschiedet, tatsächlich für dieses beeindruckende, oft doch dunkler gehaltene Album viel zu 'happy' ist.

FAZIT: Der indische Meisterperkussionist TRILOK GURTU beglückt größtenteils auch auf seinem insgesamt 21. Album „One Thought Away“ mit einer Fusion aus Weltmusik, Jazz, indischer Tradition, moderner Electronica und (leider auch ein paar übertriebenen) Pop-Soul-Elementen. Hierfür improvisierte er gemeinsam mit seinen musikalischen Gästen im Studio mit unterschiedlichen Stilen und einer Vielzahl von Instrumenten (Tablas, Trommeln, E-Bass, Keyboards, dem Basic 1, einer Mischform aus Saiten-Schlagzeug-Instrument), sodass die Musiker tatsächlich im Inneren des Studios höchstens nur einen Gedanken voneinander entfernt waren.