Welch HERRliches und schon souverän seit über 15 Jahren bestehendes Hamburger Trio, das fleißig jede Menge Musik innerhalb der Club-Szene veröffentlicht hat, doch dieses mit dem geheimnisvollen Namen WAREIKA versehene Musiker-Kollektiv ist!
Drei junge Herren aus Berlin, welche grenzsprengend es einer Szene nicht wirklich leicht machen, die viel zu oft auf Wiederholungen, einheitliche Beats und alles, was sich schon bewehrt, aber nur selten neu ist, setzt.
Ebenso geheimnisvoll ist darum auch der Album-Titel ihrer aktuellen LP ausgefallen: „Tizinabi“ – eine wunderschön klingende und großartig gestaltete (sogar das liebevoll vom Berliner Label ORNAMENTS veröffentlichte Vinyl ist transparent mit umfangreich durchzogenen schwarzen Splattern ein echter Hingucker, wenn es auf dem Plattenteller kreist) sphärische Musikreise, wie zu einer karibischen Insel mit gleichem Namen, die einen von der ersten Minute an mit seinen einerseits zärtlich umschmeichelnden und andererseits auf einen tiefen Grundbeat setzenden Sounds gefangennimmt. Noch dazu setzt – ähnlich wie es erstmals ein MIKE OLDFIELD mutig und beinahe musikrevolutionär mit seinen „Tubular Bells“ im Jahr 1973 in Angriff nahm – auf zwei Musikteile, jeweils auf eine LP-Seite verteilt und als „Tizinabi I“ und „Tizinabi II“ benannt.

Die drei Herren, die sich anno 2008 an einem Hochsommermittag zusammenfanden, um mit ein paar Congas, Trommeln und ziemlich alten Synthesizern 'nur ein bisschen rumzuspielen' und nun eine der angesagtesten Größen der Club-Szene mit Tourneen, die sie um die ganze Welt führen, sind, vollbringen auf ihrem dreiviertelstündigen Album voller Ambient-Club-Sounds, aber auch Funk und Ethno-Orientalischem sowie Samba und Jazz den gelungenen Spagat, einerseits rein organische, etwas an GETZ & GILBERTO erinnernde und andererseits elektronisch flirrende Klänge miteinander zu vereinen und ihnen mit verhaltenen Dub-Beats eine beruhigende Grundierung zu verleihen, die einen in Welten jenseits der alltäglichen, größtenteils von Stress geprägten, Realität entführen und manchmal dort sogar auf wolkenweichen Musikdaunen bettet.
Hier zählt nicht vordergründig die Dynamik, sondern die Harmonie, die sich in Gitarre, Klavier und Electronics vereint und manchmal auch auf ein paar vokale Beigaben setzt!

„Tizinabi“ ist ambient-elektronische Club-Musik mit zusätzlichen akustischen Instrumenten (Gitarre und Piano), die oftmals einem liebevollen Hang zum Bar-Jazz huldigen und dabei eine beinahe hypnotische Atmosphäre erzeugen. Das Hypnotische wird geschickt dadurch verwirklicht, dass die Musik von rhythmischen Wiederholungen, einem entspannten Beat und einer fast schwebenden Grundstruktur sowie spärlich eingesetzten, wie aus anderen Sphären kommendem, Gesang lebt, die sich speziell durch diese vielfältigen Elemente in den guten 45 Minuten dermaßen in den Ohren festsetzt, dass sie 'harmonie'-süchtig macht. Natürlich könnte man das Album ganz hervorragend im Hintergrund eines schönen und entspannten sowie romantischen Abends laufen lassen, doch nicht ohne zuvor diese Musik wirklich intensiv unter Kopfhörern oder bewusst vor einer guten Musikanlage genossen zu haben. So viel Aufmerksamkeit hat ein dermaßen gutes Album wie „Tizinabi“ unbedingt verdient, denn es schiebt alle Schubladen zu, die man als Kritiker viel zu gerne immer wieder öffnet und zwingt einen dazu, eigene Worte für das eigene WAREIKA-Universum zu finden. Genau so sollte jedenfalls Musik klingen, die nicht auf Tabus sondern ausschließlich musikalischen Freigeist setzt.

FAZIT: Das in zwei Teile und auf zwei LP-Seiten verteilte „Tizinabi“ des in der Musik-Club-Szene namhaften Hamburger Trios WAREIKA sprengt alle Genre-Grenzen der Szene und zeichnet sich dadurch mit einem großartigen Alleinstellungsmerkmal aus. Denn „Tizinabi“ setzt nicht nur auf wundervoll gestaltetes, transparentes, schwarzgesplattertes Vinyl, sondern auch einen Sound, der diesem Hingucker als echten Hinhörer alle Ehre macht. Harmonische Beats und Electronics vereinen sich mit akustischen jazz-souligen von Gitarre und Klavier (manchmal gar Gesang) bestimmten Klängen und ergeben so eine gänzlich hypnotische Melange, die einen jenseits jeglicher Alltagsdramatik in neue Höhen führt und neben Entspannung auch eine extrem spannende Klangvielfalt zu bieten hat.