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Wye Oak: Every Day Like The Last (Review)

Artist:

Wye Oak

Wye Oak: Every Day Like The Last
Album:

Every Day Like The Last

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indie-Pop

Label: Merge
Spieldauer: 33:41
Erschienen: 23.06.2023
Website: [Link]

Im Grunde genommen ist das erste postpandemische Lebenszeichen des aus JENN WASNER und ANDY STACK bestehenden Duo-Projektes WYE OAK gar kein klassisches Musikalbum, sondern eine Sammlung der seit dem letzten Werk „The Louder I Call, The Faster It Runs“ veröffentlichten Single-Titel plus drei neuer Songs, die bislang noch nicht das Licht der Öffentlichkeit gesehen haben. Das liegt daran, dass WYE OAK gegenüber der früheren Arbeitsweise ihr Konzept grundlegend überarbeitet haben und nun durch die Veröffentlichung einzelner Titel über einen längeren Zeitraum den musikalischen Prozess besser dokumentieren und eine Unmittelbarkeit herstellen wollen, die auf andere Weise nicht zu erreichen wäre. Zudem möchten sie damit ihre kreativen Möglichkeiten durch eine kontinuierliche Arbeitsweise beflügeln.

Es waren wohl vor allen Dingen die Arbeiten an den anderen Projekten des Duos - wie Wasners FLOCK OF DIMES oder Stacks JOYERO – die das kreative Paar zur Neuausrichtung bewogen hatten, denn die Entscheidung von WYE OAK, sich ab 2014 zunehmend mit den Mitteln elektronischer Klangerzeugungen auseinanderzusetzen und daran festzuhalten, hatte das Duo allmählich in eine Sackgasse geführt. Die logische Konsequenz aus dieser Erkenntnis war dann, für die neue kreative Phase wieder auf die musikalischen Tugenden zu setzen, die WYE OAK zu Beginn ihrer Laufbahn mit einem aufregenden Mix aus Folk- und Postpunk-Rock-Sounds mit leicht psychedelischem Touch und klassischen Songwriter-Strukturen zu einem heißen Ding in Sachen Indie-Pop gemacht hatten.

Tatsächlich ist das Material auf „Every Day Like The Last“ also musikalisch im Grunde genommen konventioneller und weniger experimentell ausgefallen, als jenes der letzten drei WYE OAK-Scheiben vor der Pandemie. Ganz egal aber, was genau der Grund für die geänderte Vorgehensweise gewesen sein mag: Das Ganze hat sehr gut funktioniert. Auch deswegen, weil Wasner und Stack offensichtlich über einen längeren Zeitraum das Motiv „Perspektive“ zum Thema ihrer Betrachtungen gemacht haben, was die Songs auf der inhaltlichen Ebene miteinander verbindet. Egal ob es dabei um Beziehungen, Orte, Gewohnheiten oder die Zeit geht: Je nachdem, wie Wasner als erzählende Person die Dinge betrachtet, muss sie ihre ursprünglichen Einschätzungen relativieren und revidieren. „Did you really want to live a life Every Day Like The Last? To make a trade of future promise for a hopeless past?“ singt WASNER etwa im Titeltrack – und macht somit die doppelte Bedeutung des Begriffes „letzter Tag“ mit Bezug auf die Vergangenheit und die Zukunft deutlich (denn der besagte letzte Tag kann ja – je nach Betrachtungsweise – in der Vergangenheit wie auch in der Zukunft angesiedelt sein). „Tatsächlich ist „Every Day Like The Last“ somit also am Ende sogar mehr Album geworden, als einige der von vornherein als solche konzipierten Werke von WYE OAK.

FAZIT: Insbesondere diejenigen Alt-Fans von WYE OAK, die es geärgert haben mag, dass JENN WASNER und ANDY STACK auf ihren letzten Alben das Klangexperiment über die Narrative des Songwritings gestellt hatten, dürften erfreut sein, dass WYE OAK auf dem neuen Album „Every Day Like The Last“ das Songformat und die Geschichte wieder mehr ins Zentrum stellen – und vor allen Dingen zur organischen Arbeitsweise der Frühtage zurück gekehrt sind. Die Methode, jeden Song als eigenständiges Kleinkunstwerk zu betrachten und abzuschließen, bevor der nächste in Angriff genommen wurde, hat sich förderlich ausgewirkt. Der Titeltrack „TNT“ oder „It's Way With Me“ etwa berufen sich auf die ursprünglichen Folk-Roots, „I Learned It From You“ ist eine brillante Dream-Pop-Power-Ballade, der ältere Track „Fortune“, von dem auch bereits eine druckvolle Live-Version existiert, ist Psychedelia-Pop vom Feinsten, „Evergreen“ eine Art New Wave Drone und „Fear Of Heights“ fast schon Kammerpop mit Laurel-Canyon-Flair. All das kannte man in Ansätzen auch schon früher von WYE OAK, aber nie in dieser Dichte. Genau das lässt „Every Day Like The Last“ umso wertvoller erscheinen lässt.

Ullrich Maurer (Info) (Review 1708x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Every Day Like The Last
  • I Learned It From You
  • TNT
  • It's Way With Me
  • Fortune
  • Evergreen
  • Fear Of Heights
  • Walk Soft
  • Request (If You Remind Me)

Besetzung:

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