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Dool: The Shape of Fluidity (Review)
Artist: | Dool |
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Album: | The Shape of Fluidity |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Dark Heavy Rock |
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Label: | Prophecy Productions | |
Spieldauer: | 49:37 | |
Erschienen: | 19.04.2024 | |
Website: | [Link] |
Man mag sicherlich dem Umstand mit einer gewissen Skepsis begegnen, dass um die Niederländer von DOOL seit dem ersten Tag ein ziemlicher Wind gemacht wurde. Möglicherweise profitierten sie davon, dass die Gründungsmitglieder JB van der Wal (Bassist, damals unter anderem Namen) und Micha Haring (früherer Schlagzeuger, heute ersetzt durch Neuzugang Vincent Kreyder) von DOOLs Landsleuten THE DEVIL’S BLOOD stammten, welche in Fankreisen nahezu göttlich verehrt wurden. Dessen ungeachtet sind DOOL auch auf ihrem dritten Machwerk „The Shape of Fluidity“ keine direkten Nachlassverwalter vom okkulten Psychedelic-Rock-Projekt. Die groben Koordinaten aus Heavy-, Post- und Retrorock auf der einen Seite sowie Gothic, Post-Punk und Doom auf der anderen gaben vielmehr zu verstehen: hier sollte etwas Eigenes auf die Beine gestellt werden, das neue Maßstäbe setzt.
Ganz so weit muss man zwar in Bezug auf DOOLs drittes Album nicht unbedingt gehen. Dennoch schmälert das natürlich in keinster Weise die Tatsache, dass den Niederländern einmal mehr ein absolut erstklassiges, mustergültig komponiertes Stück beklemmender und gleichsam wunderschön melancholischer Rockmusik gelungen ist, dem es an zünftiger musikalischer Härte nicht mangelt. Völlig zu Recht also wird „The Shape of Fluidity“ ganz bestimmt auf vielen Jahresbestenlisten erscheinen.
Es gibt demnach vieles, was an der neuen DOOL großartig ist. Da wäre zum einen das Selbstverständnis, es nicht bei einfachen Wiederholungen zu belassen, sondern wiederkehrende Elemente stets passend, spannend und interessant abzuwandeln. Nehmen wir nur einmal den Opener bzw. die Single-Auskopplung „Venus in Flames“: Mit welcher schlafwandlerischen Sicherheit die instrumentale Begleitung etwa für eine finale Iteration des Kehrverses variiert wird, ohne dessen Wiedererkennungswert zu minimieren, ist einfach beachtlich. Der gezielte Einsatz einer Hammond-Orgel in den letzten Sekunden geht dabei lediglich als die Kirsche auf der Torte durch. Nicht nur im Opener, sondern auch zwischen den Refrains anderer Lieder kommen zudem tolle Details ins Spiel. Im orientalisch tönenden „Self-Dissect“ wird die Strophe fast schon ins Psychedelische getaucht, während der zwischen wuchtig und vertrackt hin- und herpendelnde Track „Hermagorgon“ an vergleichbarer Stelle eine gezupfte Violine implementiert.
Zum anderen begeistert, welche Wandlungsfähigkeit die Gruppe an den Tag legt. Noch eben sind die schweren Gitarrenriffs des Titeltracks wie massive Wassermassen – Gezeiten stellen ein lyrisches Leitmotiv dar – auf den Hörer niedergeprasselt, da lösen postpunkig treibende Rhythmen das Doomrock-Geschehen ab („Evil in You“), bis der Auftakt der B-Seite mit NICK-CAVE-Reminiszenzen und wonnevollen Streicherparts aufwartet („House of a Thousand Dreams“). In Sachen Songwriting trifft jene stilistische Vielfalt auf typische Dynamiken, bei denen dramatische wie herzergreifend schöne Gesangs-Passagen durch ruhigere Töne effektiv vorbereitet werden und dadurch noch mehr an Durchschlagskraft gewinnen. Eingedenk der Biographie Raven van Dorsts gehen dabei Liedzeilen wie „I am obsolete“ besonders unter die Haut.
Die Besetzungsliste verrät überdies, dass hier drei Personen an der Gitarre spielen. Nicht dass sich DOOLs führender Saitenhexer dank heldenhafter und schwermütig weinender Solo-Einlagen nicht schon für höhere Weihen empfohlen hätte. Erst unter Gleichen indes gelingen offenbar solch filigrane Symphonien wie am Schluss von „Hymn for a Memory Lost“. Man könnte behaupten, das sei eine Spur zu dick aufgetragen, aber dem niederländischen Quintett gelingt das Kunststück, kein Stilmittel zu überstrapazieren – eine Tugend, welche ebenso den Vorgänger „Summerland“ auszeichnete. Schön zu hören, dass man sich an genau dieser Front treu geblieben ist.
FAZIT: Der Hype um eine Band kann richtig nerven, vor allem wenn es sich um eine Musikgruppe handelt, die ihren Vorschusslorbeeren nicht gerecht wird, und wenn sich der Wind, den man um sie gemacht hat, bloß als heiße Luft herausstellt. Das gilt im Falle der fünf Niederländer von DOOL ein Glück nicht. Es ist nur fraglich, wie sich ein Musikkollektiv, welches die Messlatte derart hoch legt und quasi die Referenz in Sachen Dark Heavy Rock ist, selbst noch toppen will. So tight, wie der Fünfer Anno 2024 aufspielt, entsteht mehr als einmal der Eindruck, dass sich auf „The Shape of Fluidity“ eine Band endgültig gefunden hat.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Venus in Flames (7:06)
- Self-Dissect (5:50)
- The Shape of Fluidity (6:37)
- Currents (2:14)
- Evil in You (3:33)
- House of a Thousand Dreams (4:48)
- Hermagorgon (6:31)
- Hymn for a Memory Lost (7:03)
- The Hand of Creation (5:51)
- Bass - JB van der Wal
- Gesang - Raven van Dorst
- Gitarre - Raven van Dorst, Nick Polak, Omar Iskandr
- Schlagzeug - Vincent Kreyder
- Here Now, There Then (2017) - 11/15 Punkten
- The Shape of Fluidity (2024) - 14/15 Punkten
-
keine Interviews
Kommentare | |
Mirko
gepostet am: 05.05.2024 User-Wertung: 9 Punkte |
Im Verhältnis zum Debüt zum Einschlafen langweilig. Der Hype hat nicht gut getan, wie so oft in der Branche. |
Tim [Musikreviews]
gepostet am: 05.05.2024 |
Was genau findest du denn langweilig an der Platte? Für meine Begriffe kann da von Langeweile nämlich keine Rede sein! |