„Hope Despite Everything“ ist das zweite Album des französischen Multiinstrumentalisten und Komponisten GABRIEL KELLER. Sein 2022 erschienenes Werk „Clair Obscur“ zeigte bereits, wohin die musikalische Reise des Künstlers geht: Die Verschmelzung verschiedener Stile und Vorbilder zu einem eigenen Sound. So finden sich in den Songs von KELLER Anleihen von Bands wie den BEATLES, PINK FLOYD und OPETH, alles charmant vermischt mit Elementen aus Jazz, Weltmusik und Pop. Wie auch schon auf dem Vorgänger-Album wird KELLER von einer Reihe an Gastmusikern unterstützt, darunter die Sängerinnen EMI B, dem Gitarristen Charlie Henry den Schlagzeugern Lucas Biguet-mermet und Simon Rebuffat.

„Hope Despite Everything“ beschäftigt sich mit dem Wahnsinn des Krieges, emotional erzählt über die Briefe einer Mutter an ihren Sohn an der Front. So beginnt das Album zunächst mit Kanonen- und Maschinengewehrtönen und transportiert uns so unmittelbar in den Schützengraben. Abrupt abgelöst durch eine leises Gitarrenspiel, das etwas später von rockigen Gitarrenriffs übernommen wird, hören wir dann den ersten Brief der verzweifelten Mutter mit dem passenden Titel „The Guns Are Approaching“. Musikalisch geht es hier prog-rockig zur Sache, fein ergänzt durch Cello-Töne rund um die beindruckende Stimme von Emi B. Das Label Prog-Rock bezeichnet eigentlich alle Songs des Albums recht gut, wobei andere Genres vor allem durch die Gitarren und deren Soli durchblitzen. Beispielweise bluesige GARRY MOORE Töne in „My Son“ oder melodiös-rockige SATRIANI- oder DAVID GILMOUR-Anleihen wie in „No Surrender”. Überhaupt ist die Gitarrenarbeit von GABRIELLE KELLER und CHARLIE HENRY beeindruckend. Oft wechseln sich ultraschnelle Griffbrettflitzer mit gefühlvollen, melodiösen Soli ab. Und wie es ich für ein Progrock-Album gehört, gibt es viele vertrackte Rhythmen sowie Tempo- und Stilwechsel.

In der Mitte des Albums ändert sich mit dem Song „Poussières Eternelles“ die Stimmung sowohl inhaltlich als auch musikalisch. Die schweren, traurigen Momente (und Briefe) werden durch eine hoffnungsvollere und aufmunternde Stimmung abgelöst. Auch die Kompositionen werden etwas poppiger, flotter und weniger dunkel und bedrohlich. Jetzt schleichen sich auch folkloristische, irische Töne ein („Your Way“, über das sich MIKE OLDFIELD sicherlich gefreut hätte) und es blitzten auch mal popig-groovige Elemente durch wie in „Change“, das erneut gesanglich beindruckend von der vielseitigen Stimme EMI Bs dargeboten und einem schönen Gitarrensolo (diesmal tief aus der Blueskiste) abgerundet wird.

FAZIT: Mit „Hope Despite Everything“ weiß GABRIEL KELLER erneut sein Multi-Talent und breites musikalisches Spektrum unter Beweis zu stellen. Unterstützt von einer Reihe exzellenter Gastmusiker, allen voran der wandlungsfähigen Stimme von EMI sowie facettenreichen Gitarrensoli, überzeugen die Kompositionen und untermalen musikalisch den Wahnsinn des Krieges. Zum Glück bleibt am Ende die Hoffnung. Für uns als Menschen auf Frieden und als Musikliebhaber auf ein weiteres Album von GABRIEL KELLER.