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Malva: A Soft Seduction Daily (Review)

Artist:

Malva

Malva: A Soft Seduction Daily
Album:

A Soft Seduction Daily

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Indie-Pop, Chanson

Label: Trikont
Spieldauer: 35:53
Erschienen: 24.05.2024
Website: [Link]

Als sich MALVA SCHERER und QUIRIN EBNET 2019 zum ersten Mal verabredet hatten, war noch ein Dritter mit im Spiel - denn der Anlass dieses Treffens war ein Konzertbesuch bei JESPER MUNCK, von dem beide Fan waren und den sie an diesem Abend sogar persönlich trafen. Und wenn dieser JESPER MUNCK nun auf dem zweiten MALVA-Album „A Soft Seduction Daily“ bei dem Song „Romance With A Memory“ als Duett-Partner mitmacht, dann schließt sich nicht nur ein Kreis, sondern es darf gar gemutmaßt werden, dass damals sogar ein Hauch von Vorbestimmung in der Luft gelegen haben mag. Vielleicht erklärt das zudem, warum MALVA und QUIRIN auf dem für gewöhnlich schwierigen zweiten Album mit einer betont locker ausgelebten Selbstverständlichkeit und gleichzeitig einer gewissen Dringlichkeit ein Indie-Pop-Juwel nach dem anderen aus dem Ärmel schütteln und sich gegenüber des Debütalbums „Das Grell in meinem Kopf“ musikalisch deutlich variabler und abenteuerlustiger aufstellen.


Und dabei ist da noch nicht mal Romantik im Spiel, denn die beiden sind kein Liebespaar - ergänzen sich aber im Hinblick auf die Projekt-interne Aufgabenteilung in künstlerischer Hinsicht perfekt: MALVA schreibt die Texte - wie bisher auch schon abwechselnd auf Deutsch und Englisch (am Französischen arbeitet sie noch) – und legt die Melodien und Strukturen der Songs fest. Im Studio werden dann die Songs gemeinsame ausgearbeitet und QUIRIN EBNET sorgt für die musikalische Umsetzung und die Produktion. Auf dem ersten Album spielte er noch die meisten Instrumente selber ein und arrangierte dementsprechend auch. Inzwischen sind MALVA aber begrifflich eine Band – insbesondere auch deswegen, weil es sich auf der Bühne besser arbeiten lässt, wenn man sich nicht selbst um alles kümmern muss.

Das wiederum könnte dann dazu geführt haben, dass MALVA – die Band – trotz einer gewissen Abneigung gegenüber lauten Tönen auf dem zweiten Werk den „chansonnesquen“, liedartigen Charakter ihres Materials mit Songs wie „Electric“, „Dizzy“, „Glück aufs Haus“ und „You Came Along“ auch schon mal mit Swing und Verve in Richtung eines lebhaften, poppigen Lebensgefühls aufbohren; freilich ohne dabei gleich in Sachen Rock zu machen – jedenfalls nicht besonders konsequent. Mit Stilen und Formaten braucht man MALVA aber sowieso nicht zu kommen. So meinte MALVA einmal, dass sie und ihr musikalischer Partner von so vielen unterschiedlichen Acts – wie den BEATLES, SIMON & GARFUNKEL, aber auch HILDEGARD KNEF, den BABYSHAMBLES oder DONNA BLUE – begeistert seien, dass sie sich unmöglich für ein bestimmtes Genre entscheiden könnten, aber mit Labels wie „Indiepop“ und „Chanson“ schon ganz gut zurecht kämen. Und jetzt ist es halt noch ein bisschen mehr geworden.


Als Songwriterin und Poetin setzt MALVA dabei auf den bereits vom ersten Album her bekannten Ansatz, mit ihren englischen Songtexten eher an der Musik orientierte kleine Geschichten zu erzählen und mit den – oft aus Gedichten entstandenen – deutschen Texten eher philosophische Gedanken in anschaulichen Aphorismen zum Ausdruck zu bringen und dabei mit den subtilen Kapriziosen einer Muttersprachlerin zu spielen – was dann zu charmanten allegorischen Wortgeflechten führt, die zum Schmunzeln und Nachdenken gleichermaßen anregen. „Brombeerenschnecken gefroren nicht ganz so schlimm wie zuvor gedacht“, singt sie etwa in dem Lied „Brombeeren“. „Meine Welt ist immer noch dieselbe - der Nachbar bläst Trübsal in die Nacht. Und wenn ich in Gedanken schwelge, wird ein Feuerwerk entfacht“, heißt es in "Blassblau", und in „Glück aufs Haus“ stellt sie fest: „Mein Glas bekommt Geschwister – um 10 sind sie zu dritt“. Auf so etwas muss man erstmal kommen. Im thematischen Sinne ist's nichts Besonderes, was MALVA da statuiert – aber besonders ist es schon, wie sie dies formuliert. Da fließen das Liedermachen und das Dichten schon ziemlich elegant zusammen und am Ende kommt ein vielschichtiges, persönlich/intimes Gesamtkunstwerk dabei heraus. Dass so etwas schwieriger ist, als Storytelling-Songs zu schreiben, bei denen es mehr um Flow und Klang als um kreative Wortgewandtheit geht, ist schon klar – und so finden sich denn auch nur drei Stücke mit deutschen Texten auf dem Album. Die Sache mit dem Wortwitz nutzt MALVA übrigens auch für ihre Social-Media-Präsenz, denn ihre Tagline lautet „isdochmalvasanderes“


„Wie können wir noch sein?“, fragten sich MALVA SCHERER und QUIRIN EBNET als es daran ging, das nun vorliegende zweite Album „A Soft Seduction Daily“ in Angriff zu nehmen. Diese Frage bezog sich vor allen Dingen auf die musikalische Ausgestaltung des Materials, denn auf dem Debüt gab es ja noch nicht die Möglichkeit, auf gemeinsame Erfahrungen zurückzugreifen. Und so galt es, auf diesem zweiten Album dann allerlei auszuprobieren: Disco-Grooves, New Wave Sounds, Jazz, Soul und der bereits gewohnte MALVA-typische 'Chanson-Swing'. Aber auch Experimente wie das alleine von Harfenklängen untermalte „Brombeeren“, der Country-Touch von „Taxi“ oder der Indie-Rock-Drive des Closers „You Came Along“ sorgen für Kurzweil und Aufmerksamkeit. Dafür, dass alles nicht zum bloßen Gimmick verkommt, sorgen zum einen die klug komponierten Songs, die dem jeweiligen musikalischen Setting strukturell angepasst werden - und zum anderen natürlich MALVAS sanftmütiger und irgendwie beruhigende Gesang, der sich eben nicht über gesangliche Manierismen, sondern Empathie und Emotionen im Bewusstsein des Hörers verankert.


FAZIT: Mit ihrem zweiten Album zeigen MALVA SCHERER und QUIRIN EBNET dass es bei ihrer Musik nicht um das Erfüllen von Erwartungshaltungen gehen kann, sondern darum, sich als Künstler und Persönlichkeiten zu finden, weiterzuentwickeln und dabei neugierig zu bleiben. In diesem Sinne erweitern MALVA ihre musikalische Weltsicht mit „A Soft Seduction Daily“ in nachvollziehbarer und vielschichtiger Weise – ohne sich dabei verbiegen zu müssen oder gar die bereits gewonnenen Freunde ihrer Kunst vor den Kopf zu stoßen.

Ullrich Maurer (Info) (Review 817x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Beautiful Heartbreaker
  • Casual Sex
  • Electric
  • Blassblau
  • Paper-thin
  • Dizzy
  • Glück aufs Haus
  • Romance With A Memory
  • Taxi
  • Brombeeren
  • You Came Along

Besetzung:

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