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Rob Harrison: Explode My Head (Review)

Artist:

Rob Harrison

Rob Harrison: Explode My Head
Album:

Explode My Head

Medium: CD
Stil:

Jazz-Rock, , Psychedelic, Fusion

Label: Eigenpressung/Just For Kicks
Spieldauer: 45:10
Erschienen: 28.06.2024
Website: [Link]

„Danke, dass ihr euch mein erstes Soloalbum anhört. Ich wollte ein Musikalbum machen, das nicht durch eine bestimmte Instrumentierung, ein bestimmtes Genre oder irgendetwas anderes eingeschränkt ist - einfach ein Album mit Musik, die ausschließlich meinem eigenen Geschmack entspricht. Das ist das Ergebnis! Ich habe zwei Jahre lang daran gearbeitet, und es war das schwierigste, aber wahrscheinlich auch das lohnendste Projekt, das ich je gemacht habe. Ich hoffe, ihr habt genauso viel Spaß beim Anhören, wie ich beim Erstellen!“ (Rob Harrison zu „Explode My Head“)

Auch wenn einem im ersten Moment der Name ROB HARRISON nicht allzu viel sagen sollte, so macht bereits das ungewöhnliche, deutlich an FRANK ZAPPAs Knetfiguren-Video erinnernde Album-Cover mehr als neugierig auf die Musik hinter dem Cover, die man übrigens ruhigen Gewissens gerne auch als ZAPPAesk bezeichnen darf. Dagegen hat der begnadete Saxofonist von den großartigen Z MACHINE (Oha! Ja, genau der, den wir bereits in unserer Review mit dem Prädikat 'Großartig' versahen!), die auch unter unserer Seite bereits zu höchsten Review-Ehren gelangten, nunmehr ein Album rausgehauen, bei dem er nicht nur wild drauflosbläst, sondern auch gleich weitere diverse Instrumente, wie Bass und Gitarren sowie das Mikrophon übernimmt, um seine ebenfalls sehr zappaesken Texte unter das Fan-Volk zu bringen.


So macht er doch tatsächlich dem erst kürzlich erschienenen Album „Merging Worlds“ seiner Stamm-Band mit diesem „Explode My Head“ tatsächlich ernsthafte Konkurrenz. Dabei muss ja nicht gleich der ganze Kopf explodieren – die Ohren sind diesbezüglich aber ernsthaft gefährdet! Und genau wie für „Merging Worlds“ gilt auch für „Explode My Head“ folgende Feststellung: „Wer nach diesen 40 Minuten nicht mal wieder nach seinen Platten der hier besagt-, aber nicht besungenen Helden-Ära (von HAWKWIND bis KING CRIMSON und VAN DER GRAAF GENERATOR bis SOFT MACHINE) greift, den solle die Z MACHINE überrollen, die noch dazu ganz wild zwischen den Lautsprecherboxen ihr wildes Stereo-Unwesen treibt, bis es einem auch noch so richtig schwindelig wird.“ Genau dieses 'Unwesen' setzt auf gigantische Weise nun ROB HARRISON fort, nur dass er sich einerseits auch noch ein Mikro schnappt, um verrückte Texte mit ebenso verrücktem Gesang wiederzugeben und dann noch dazu bei gleich mehreren Stücken den GONG-Saxophonisten IAN EAST an Flöten und Bassklarinette lässt, womit „Explode My Head“ zugleich ein dermaßen extremes GONG-Feeling verbreitet, das aus einer Zeit stammt, als ein Daevid Allen (als ehemaliger SOFT MACHINE-Gitarrist), federführend mit den britischen, der Canterbury-Szene zugeordneten Band, noch mit fliegenden Teekannen in Richtung elektrischen Camembert unterwegs war.


Ein Beispiel gefällig? Hier kommt es:

Bitte hilf mir, dass mein Kopf explodiert
Er könnte sowieso platzen
Ich habe Angst vor dem, was darin lauert
Außerirdische DNA

Wer als GONG-Freund der frühen Jahre und ersten Stunden nicht diesen ROB HARRISON für sich entdeckt, der ist nicht mehr zu retten und sollte besser seine Käsefüße pflegen, damit der Schmalz aus den Ohren nachrutschen kann, bevor die ganze Birne tatsächlich noch explodiert.

Auffällig ist an den sechs Fusion-Stücken zugleich, dass sie alle mit 'A', dem ersten Buchstaben im Alphabet, beginnen. Ist das eine geheime Botschaft oder einfach nur eine Marotte oder, oder, oder...
Knete dir einfach einen Arsch und stecke all deine Fragen hinein.
Rob wird dir die Antworten zufurzen, denn selbst wenn er seinen Hintern zum Musikmachen bemühen würde, wäre das großartiger als vieles von dem, womit man uns heutzutage musikalisch zustreamt und überflutet. Und von all dem Radioscheiß wollen wir hier gar nicht sprechen – schon allein wenn man den schrecklichen „Fire“-EM-Singsang sowie die Bendzko- und Forster-Ergüsse diesbezüglich hört – dann wissen wir mal wieder, wohin die Musik-Reise geht. Zumindest hätten PINK FLOYD solche Gesänge nie auf einem ihrer Alben verewigt – und wer nicht wissen sollte, worum es bei dieser Anspielung geht, der höre einfach mal wieder „Fearless“ samt den Liverpooler „You'll Never Walk Alone“-Gesängen.


Darum bitte lieber das 'Radio Gnome' anschalten, mit dem einen GONG in den Jahren 1973 und 74 glücklich machten – und in dem noch eine DDR-Nationalmannschaft dank Jürgen Sparwasser 1974 der Mannschaft der Bundesrepublik Deutschland bei deren Heim-WM das Fürchten lehrte und sie dadurch im Grunde zum Weltmeistertitel trieb.
Ach ja, waren das noch Zeiten. So viel Nostalgie sollte auch an dieser Stelle einfach mal erlaubt sein.

Bei Harrisons Denke jedenfalls wäre es nicht verwunderlich, wenn er bei seinem nächsten leidenschaftlichen Solo-Tripp-Album nach dem 'A'-Song-Start mit 'B' fortsetzt. Sollte er die verrückt-abwechslungsreiche Musik, die er hier im besten Sinne für alle Prog-, Fusion- und Jazz-Rock-Freunde verzapft, auf diesem Niveau beibehalten, darf er nur zu gerne das komplette Alphabet musikalisch durchexerzieren. Es wäre ein Genuss, genauso wie „Explode My Head“.


Nun gut – damit wären wir bei der offensichtlichen GONG-Parallele durch, dürfen aber eine weitere unverkennbare Parallele nicht unberücksichtigt lassen. Denn wer denkt nicht sofort an FRANK ZAPPA und seine Babyschlangen, wenn er das Artwork mit den Knetfiguren auf „Explode My Head“ sieht – und natürlich ist auch der Titel arg ZAPPA-verdächtig. Doch auch hierfür gibt’s eine Antwort – natürlich aus berufenem Musikermunde: „Das Artwork sollte ursprünglich eine Zeichnung sein. Als ich merkte, dass ich nicht über die Fähigkeiten verfügte, es tatsächlich zu zeichnen, beschloss ich, es stattdessen als Modell zu bauen und zu fotografieren. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit, Mühe und Geld dieses Monster kosten würde. Die Herstellung dauerte drei Monate und bestand aus einem 4x4x3ft großen, handgefertigten Set mit mehr als 30 Plastilinmodellen. Dann beschloss ich natürlich, das verdammte Ding zu animieren, um das Album zu promoten...“

Und so kam, was kommen musste.


ROB HARRISON entstieg seiner Z MACHINE, bei der man ja ebenfalls rätseln musste, ob dieses 'Z' in der Maschine nicht auch irgendwo einen ZAPPA-Verdacht herstellen sollte und begab sich als Solo-Kapitän auf eine ganz ähnliche, ungemein spannende, tabulose und verrückte Reise, bei der man aufpassen musste, dass nicht irgendwelche Aliens den vielleicht von einem 'Brain salad surgery' geplagten Kopf besetzen, um darin mit wilder ZAPPA-GONG-VDGG-Unterstützung diesen gleich völlig explodieren zu lassen.

Was für ein höllischer Trip!

Und außerdem ein weiterer musikalischer Beweis dafür, dass Genie und Wahnsinn verdammt nahe beieinanderliegen!


FAZIT: Mit „Explode My Head“ kreiert der Z MACHINE-Saxophonist ROB HARRIS ein faszinierendes Solo-Album, auf dem er sich zugleich als Multiinstrumentalist und Sänger etabliert, der einfach die Absicht verfolgt, alles das, was ihn als Mensch und Musiker bewegt, auf seinem ganz persönlichen Album zu verwirklichen: „Ich habe zwei Jahre lang daran gearbeitet, und es war das schwierigste, aber wahrscheinlich auch das lohnendste Projekt, das ich je gemacht habe. Ich hoffe, ihr habt genauso viel Spaß beim Anhören, wie ich beim Erstellen!“ Und klar doch haben wir riesige Freude beim Hören, so sehr, dass uns fast der Kopf dabei explodiert, denn was wir hier an kreativen Musik- und Text-Ideen entdecken, schwebt genau in dem Universum, das längst ein ZAPPA und ein GONG-Allen übernommen haben und in dem sie jenseitig noch immer für die musikalische Unendlichkeit sorgen, so dass deren Schüler Harrison nunmehr die irdische Aufgabe übernommen hat, ihre Klangwelten wieder auf den Boden der Realität zu holen – und ob er dazu fliegende Teekannen, einen elektrischen Camembert oder Babyschlangen und Knetfiguren verwendet bzw. an den 'Radio Gnome'-Tasten dreht, ist ganz ihm überlassen. Wir dürfen einfach nur genießen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1620x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • A Severe Lack Of Gravitas
  • A Bountful Surplus Pf Grace
  • A Profound Throb Of Dread
  • An Absurd Case Of Iguanas
  • An Acute Sense Of Being
  • A Fragile Harmony Of Desires

Besetzung:

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