Mit „Christan & Mauro“, den bürgerlichen Vornamen der beiden Musiker, läuten TEHO TEARDO und BLIXA BARGELD das dritte Kapitel ihrer Zusammenarbeit ein, die 2013 mit „Still Smiling“ begann und 2016 mit „Nerissimo“ fortgeführt wurde. Wobei Läuten vielleicht nicht das richtige Wort ist, fröhlich Klingeln tut hier nichts. Wir bekommen eher schwere Kost auf die Ohren, die allerdings zu fesseln weiß. Aber eins nach dem anderen.

Zu BLIXA BARGELD, dem Frontmann der EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN, braucht man wohl nichts mehr zu sagen. TEHO TEARDO ist ein italienischer Komponist, der vor allem durch seine Filmkompositionen wie für den Film „Il Divo“ bekannt ist. Vor einigen Jahren haben die beiden Musiker ihre gemeinsamen Interessen entdeckt und nehmen uns nun abermals mit auf eine nachdenkliche Reise durch das Leben. So intim, dass man glaubt, den Dialogen zweier Freunde in einer schummrigen Eckkneipe zu lauschen.
Hierbei werden BARGELDs Erzählung dramatisch durch düster-spannende Kammermusik untermauert und man hält fortwährend die Luft an, um der markanten, erzählerischen Stimme von BLIXA BARGELD zu folgen. „Starkregen“ eröffnet dann gleich düster, sparsam instrumentiert mit gestrichenen Streichern, die sich immer mehr bedrohlich steigern. Dazu die Stimme von BARGELD, die wie ein Monolog im Theater, über die Wandlungen im Leben rezitiert.

Wie nicht anders von BARGELD zu erwarten wird auch in diesem Werk viel hinterfragt und es geht um das Was, Wie und Warum, die Vergangenheit und Gegenwart, das Sein und dem Sinn von allem. BARGELDs auffallende Stimme mit seiner harten und pointierten Artikulation wechselt hierbei zwischen Deutsch, Englisch und Italienisch und wartet manchmal auch mit einem kunstvollen Sprachmix auf, wie das Italo-Denglich in „Bisogna Morire“: „The Driver von Uber and the famous Youtuber/ trotz Spenderniere, Bisogna Morire.“
Manchmal geflüstert („I Shall Sleep Again”) oder auch leicht Rotwein-fröhlich („È Pericoloso Sporgersi“) oder ein Gänsehaut erzeugenden Schlürfen am Ende von „Menschenentsafter“ - die Einheit von Stimme und Komposition schafft eine fesselnde Dramatik, der man sich nicht entziehen kann und man sich erst nach 38 Minuten am Ende von „Rimangono“ wieder auszuatmen traut.

FAZIT: Mit „Christian & Mauro“ legen TEHO TEARDO und BLIXA BARGELD ein nachdenkliches Album vor, das sich in zehn Geschichten mit dem Leben und dessen Sinn beschäftigt. Genial vertont durch die Kammermusik von TEARDO und erzählt durch die markante Stimme und intime Erzählweise von BARGELD. Und das in einem babylonischen Sprachgewirr, das Stimmung und Stimmungen allein durch den Sprachduktus erschafft. Um eine Zeile aus „Dear Carlo” aufzugreifen („You make excellent cake - Dear Carlo”): You make excellent music – Dear „Christian & Mauro“.