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Chris Eckman: The Land We Knew The Best (Review)

Artist:

Chris Eckman

Chris Eckman: The Land We Knew The Best
Album:

The Land We Knew The Best

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indie Folk, Americana, Singer/Songwriter

Label: Glitterhouse Records/Indigo
Spieldauer: 44:30
Erschienen: 24.01.2025
Website: [Link]

„Ich wollte, dass diese Lieder ein bestimmtes Gefühl für den Ort vermitteln. Ich finde viel Trost und Inspiration in der Natur hier. Ich gehe viel in den Bergen spazieren und mittlerweile habe ich eine starke Verbindung zu meiner Wahlheimat. Orte schaffen bestimmte Atmosphären, und das zu erforschen, war für meine Musik schon immer wichtig.“ (Chris Eckman zu seinem Album „The Land We Knew The Best“, das von den Landschaften Sloweniens inspiriert wurde)

Wenn Todtraurigkeit neuerdings wieder einen Namen hat, dann wohl CHRIS ECKMAN. Der Mann von den WALKABOUTS hat sich auch auf seinem aktuellen Album „The Land We Knew The Best“ wieder, genau wie bei „Where The Spirit Rests“ (das doch tatsächlich 2021 den 'Preis der deutschen Schallplattenkritik' gewann) zuvor, auf eine tiefmelancholische, akustische Musikreise durch die Täler der Finsternis und Emotionen von mitunter pathetischer Bedrücktheit begeben. Und ja, mit dieser Stimme und seinem Gespür für genau die richtigen melodramatischen Melodien und traurigen Harmonien gelingt ihm das auch diesmal auf ganzer Linie. Voraussetzung dafür ist, dass der Hörer ähnlich wie Eckmann zu Nachdenklichkeit, Ruhe und Trauer aufgelegt ist und nicht vorhat, beschwingt mit einem Lächeln im Gesicht durch die Zeitgeschichte zu hüpfen. Auf diesem americana-folk-singer/songwriter-traurigen „The Land We Knew The Best“ sind die Tränen Pflicht – und zugleich sollte man beim Hören unbedingt das Licht löschen und die eintretende Dunkelheit genießen.


Auf jeden Fall gehen die Erfolge auch für „The Land We Knew The Best“ bereits weiter, denn gerade erhob das UNCUT-Magazin dieses Album in seiner aktuellen Ausgabe mit 9 von 10 *** zu ihrem Album des Monats, auch wenn bisher noch kein 'Normalsterblicher' (gemeint sind damit natürlich die nicht vorab bemusterten Musikkritiker) die komplett haptische Ausgabe in Form einer LP oder CD (sehr schön gestaltet im Digipak plus 12-seitigem Booklet mit allen Texten und zusätzlichen Landschaftsbildern) in den Händen halten und auf seinem Plattenteller laufen lassen konnte.

Ähnlich traurig wie Eckmann können tatsächlich nur die TINDERSTICKS oder ROGER WATERS (Der Einstieg ins Album mit „Genevieve“ erinnert überdeutlich auch von Gesang und Textkonzept her an ihn!) und NICK CAVE in Verbindung mit einem JOHNNY CASH der American-Recordings-Ära sowie natürlich Eckmans offensichtlichstes Vorbild TOWNES VAN ZANDT klingen. Das sitzt tief und kitzelt an den Emotionen der von depressiven Gedanken oder dem Wunsch nach Ruhe und Natürlichkeit getriebenen Zeitgenossen, die man gar nicht besser ausdrücken kann als in den ersten drei Zeilen von „Genevieve“: „Wars are won / By those who quit / And leave dead dreams behind...“


Auf jeden Fall scheint Eckman in dem auf dem letzten Album besungene Ort, wo der Geist ruht, nun in dem Land, das wir als unser bestes empfinden, seine musikalische Heimat gefunden zu haben.
Ein Album, in dem der amerikanische Singer/Songwriter, der nunmehr in Slowenien lebt, erneut in jedem der insgesamt acht Songs eine eigene Kurzgeschichte erzählt (oder besser im traurigen Tonfall besingt). Dem allen stellt er noch ein Zitat der amerikanischen Reiseschriftstellerin Gretel Ehrlich aus „The Future Of Ice“ voran: „Hier ist das Wetter die Landschaft, und die Landschaft ist die Erinnerung.“ Aha! Beachten wir nochmal den Titel des Buchs, dann geht es um eisige Landschaften – und auch die Songs dieses Albums klingen oft etwas unterkühlt. Sie wollen nicht wärmen, sondern lassen einen mitunter mit einem Schauer, einem Erzittern zurück. Man muss wirklich ein ganz großer Musiker und Komponist sein, wenn man die Gabe besitzt, beim Hörer genau diese Gefühle auszulösen.


Nunmehr geht es bei Eckman nicht mehr um die Verwahrlosung und Zerstörung der Landschaften des amerikanischen Westens, sondern um seine Zeit, die er in Ljubljana, der Hauptstadt Sloweniens, verlebte und dabei die dort typische dicht bewaldete und bergige Natur als Quelle für sein aktuelles Album in sich aufnahm. Das also ist jene als beste empfundene Landschaft.
Landschaften und Naturereignisse stehen im Mittelpunkt der Songs, die von wunderschönen Bildern leben – und diese beim Hörer sicherlich auch wecken. Darum ist der Klang des Albums zwar noch immer sehr fragil, aber vom Sound her deutlich mehr aufgeladen. So kommt einem bei den Klängen, die auch in seltenen Momenten von E-Gitarren oder Orgeln und Streichern bevölkert werden, oft „The Boatman's Call“ von NICK CAVE in den Sinn – ein Album, das ähnlich tief in der melancholischen Gefühlskiste wühlte. Aber auch Country-Elemente werden, wie in der extrem dunklen Ballade „Haunted Nights“, besonders durch eine Pedal Steel heraufbeschworen. Man spürt diese ständige Erwartung, die am Ende nicht in Erfüllung geht wie beim ersten Song „Genevieve“, den Eckman sicher nicht ohne Grund an den Anfang seines Albums stellte.

Und wie der Anfang so ist auch das Ende – und im Grunde alles dazwischen. Gemeinsam leitet uns CHRIS ECKMAN durch die Gefilde und Erinnerungen seiner musikalischen wie realen Landschaften und öffnet dabei dem Hörer eine Tür, ihn zu begleiten und mit ihm besonders die dunklen Momente der Stille und Besinnung zu genießen und sich dabei ganz fallen zu lassen, in 'die Landschaft seiner Erinnerungen', die wir dann am Ende mit dem 'Letzten Zug nach Hause' verlassen und vorsichtig, ohne ein lautes Geräusch die Tür wieder hinter uns schließen: „The city's still / But who can sleep? / Through this night / In this heat“.


FAZIT: „Ich schreibe nicht wirklich in Schüben, sondern neige dazu, in konzentrierten Phasen zu schreiben. Ich war froh, dass es bei diesem Album nicht acht Jahre gedauert hat, bis es in Gang kam, wie beim letzten. Ich hatte bei 'Where the Spirit Rests' eine etwas andere Stimme gefunden, und sie war immer noch da, als ich die Gitarre wieder in die Hand nahm.“ So beschreibt CHRIS ECKMAN, sicher vielen noch von den 2015 aufgelösten THE WALKABOUTS bekannt, sein neues Album „The Land We Knew The Best“, auf das alle Freunde melancholischer Americana- und Singer/Songwriter- sowie Indie-Folk-Klänge, allerdings mehr aus der eisigeren Sicht, nur noch gut dreieinhalb Jahre warten brauchten. Doch auch hier gilt genau wie beim Vorgänger: Unterkühlte Romantik trifft auf naturverbundene Trauer, wobei diesmal im Mittelpunkt ECKMANs musikalischer Landschaft Slowenien, seine Wahlheimat, und nicht die des amerikanischen Westens steht.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 98x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Genevieve
  • Town Lights Fade
  • Running Hot
  • Buttercup
  • Laments
  • Haunted Nights
  • The Cranes
  • Last Train Home

Besetzung:

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Interviews:
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