Nomem est omen: GEGENENTWURF macht seinem Namen mit dem Mini-Album "Høstens Fargeglede" alle Ehre und setzt mit den darauf enthaltenen fünf Kompositionen starke Kontraste zum Gros des traditionalen bis orthodoxen Black Metal.

Zwar sind Ein-Mann-Projekte mit Außenseiter-Charme im Black Metal keine Seltenheit, doch ungewöhnlich ist, dass Stefan Johannes bei GEGENENTWURF nicht nur eine Vielzahl von Instrumenten selbst einspielt, sondern wie er das macht, nämlich indem er jedem Instrument seine eigene Stimme verleiht – und die erklingt oft nicht Black-Metal-typisch, sondern eben sehr ausgesucht für den jeweiligen Song bzw. die jeweilige – hier: herbstliche – Stimmung. In Zeiten von KI-"unterstützten" Produktionen und Drum-Computer-Sterilität erlebe ich Stefans Ansatz als unvergleichlich lebendiger, denn das Handgemachte durchwirkt die Musik von A bis Z und verleiht ihr eine ganz eigene Ausstrahlung.
Sie tönt deshalb nicht besonders eingängig und noch weniger gefällig, sondern auch in dieser Hinsicht wie ein GEGENENTWURF, der aktiv und mit offenem Herzen gehört werden möchte, um sich nach und nach entfalten zu können. Dann allerdings mag "Høstens Fargeglede" allerhand Hörenswertes bereithalten. Und auch wenn Stefan seine Musik als "Experimental Black Metal" bezeichnet, sollte an dieser Stelle betont werden, dass die Betonung auf dem experimentellen Charakter liegt, der außergewöhnliche Arrangements ebenso beinhaltet wie ganz eigene, mal besinnliche, mal grimmige Stimmungen. Diese Vielfalt spiegelt sich im Gesang, mit dem die deutschen und norwegischen Texte vorgetragen werden, in der ungewöhnlichen Instrumentierung und vor allem in Kompositionen, in denen unheimlich vieles anklingt, das wie ein kaleidoskopisches Echo wirkt.

FAZIT: Wer eigensinnigen landschaftsmalerischen Underground-Black-Metal jenseits des Herkömmlichen entdecken möchte, der sollte sich für "Høstens Fargeglede" von GEGENENTWURF ein wenig Zeit nehmen – und den Lauschangriff vielleicht auch mit einem Herbstspaziergang kombinieren. Wie auch immer die persönliche Wahrnehmung der Musik ausfallen mag: Niemand kann behaupten, dass es sich hierbei um "business as usual" handelt – im Gegenteil.